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KARLA KVLT: Thunderhunter

Willkommen daheim bei KARLA KVLT, der „Family Of Drone“. EISENVATER-Gitarrist Markus E. Lipka zelebriert zusammen mit Sohn Johann Wientjes und Schwiegertochter Teresa Matilda Curtens den „Thunderhunter“. Schnell wird klar: Die jüngere Generation ist ebenso erfahren wie der Veteran.

Was soll nur aus dem Kinde werden, denkt sich so mancher Elternteil. Plötzlich sind sie groß, das anfängliche ehrfürchtige Staunen vor den Instrumenten und der Platten im Hause weicht zunächst Skepsis, schließlich dem Spott. Ist ein Elternteil aber ein, sagen wir, besonderer Vater, stellt sich die Lage anders dar. Markus E. Lipka von EISENVATER hat insofern das große Los gezogen: Sein drummender Sprössling Johann Wientjes und dessen Frau Teresa Matilda Curtens musizieren mit ihm zusammen unter dem schönen Namen KARLA KVLT – und der Titel „Thunderhunter“ gibt schon einen Hinweis auf das, was man musikalisch von dem familiären Trio erwarten darf.

KARLA KVLT sind die selbsternannte „Family Of Drone“ – wie sollte ihr Debüt „Thunderhunter“ etwas anderes als verflucht heavy sein?

Und wie es in einem so engen Verbund nun mal üblich ist, gibt jedes Mitglied seine besonderen Fähigkeiten. Markus E. Lipka baut eine Gitarrenwand auf, die noch heftiger ist als bei EISENVATER. Das Drumming drückt zusätzlich nieder und wirkt vor allem durch die Simplizität – das Ergebnis ist außerordentlich kraftvoll. Teresa Mathilda Curtens Stimme passt sich dem an, gleichermaßen setzt sie Kontraste, zwischen Harmonie und Kälte. Ihr Bassspiel ist dank maximaler Distortion eine perfekte Ergänzung zu den Gitarren und daneben sorgt die Musikerin für ein originelles und beachtliches Artwork. Dass KARLA KVLT daneben experimentieren, wie im nach einem SWANS-Intro klingenden Instrumental „Mun Kvlta“ oder in ihren Songs Samples, Drones und Soundscapes einbauen, verleiht zusätzlihe Farbe. Es wird schon beim ersten Hören klar, dass eine Menge in diesen 37 Minuten passiert, da kann der Fokus auf Riffs nicht täuschen.

„Karma“ beginnt schon fast meditativ, erinnert von seiner repetitiven, in sich ruhenden Heaviness, in der die Tiefe auf Melodie trifft beinahe an OM, steigert sich nur langsam in Richtung Chaos. „Temple“ und „Magna Mater“, die eine ähnliche Aura vortäuschen, werden dank äußerst langsamer und absurd tiefer BLACK SABBATH-Riffs und kalten, unterschwellig boshaften Vocals, deutlich fieser. Doch KARLA KVLT stecken ihr Feld nicht nur zwischen diesen beiden Polen ab: Psychedelische Soundscapes, etwas No Wave, ein wenig Shoegaze – „Thunderhunter“ bietet viele Facetten, wie das zurückhaltende „Swallowed“ und die Semi-Noiserock-Nummer „Hekate“ zeigen, selbst wenn letztere allerdings ein wenig unfertig wirkt. Trotz all dieser Facetten kann „Thunderhunter“ kann über weite Strecken mit Kohärenz punkten; nur am Ende verliert sich das Album etwas, da sich der Songverbund etwas zu sehr lockert. Der monolithische Titelsong als Finale fängt die Fäden glücklicherweise wieder ein.

 „Thunderhunter“ setzt den Fokus auf brachiale Riffs und schwere Grooves, in der Welt von KARLA KVLT passiert daneben noch viel mehr.

Die „Family Of Drone“, wie sich KARLA KVLT selbst nennen, haben ein Album über Transzendenz und Transformation geschrieben. Tatsächlich kommen vor allem in den atmosphärischen und repetitiven Momenten diese Erfahrungen schlüssig rüber, wenn „Thunderhunter“ heavy und brachial wird, geht die spirituelle Komponente der Musik ein wenig unter. Und doch: Dieses Debütalbum strahlt eine Faszination aus und lebt von der Chemie der Bandmitglieder. Kurz, KARLA KVLT sind gut eingespielt, wissen ihren Minimalismus in maximalistische Klangräume zu gießen, und sind sowohl bodenständig und organisch wie extravagant. Klar ist, auf „Thunderhunter“ dominiert nicht die Erinnerung an EISENVATER, KARLA KVLT sind ein eigenes Gebräu. Sie mögen hörbar in der Findungsphase stecken, durch die zur Schau gestellte Spontaneität sitzt hier nicht alles am richtigen Fleck, aber Spaß macht dieser Einstand durchaus. Das Trio bietet ebenso Musik für den Geist, aber auch für die Eingeweide. Keine Frage, diese generationenübergreifende Arbeit hat Pozential.

Wertung: 4,5 von 7 Familienaufstellungen

VÖ: 21. Februar 2025

Spielzeit: 37:01

Line-Up:
Teresa Matilda Curtens – Vocals, Bass
Johann Wientjes – heavy Drums, Synth Soundscapes
Markus E. Lipka – Guitars, Guitar Soundscapes, Voice

Label: Exile On Mainstream

KARLA KVLT „Thunderhunter“ Tracklist:

1. Karma (Official Video bei Youtube)
2. Temple
3. Swallowed (Official Audio bei Youtube)
4. Magna Mater
5. Mun Kvlta
6. Hekate
7. Thunderhunter

Mehr im Netz:

https://www.instagram.com/karlakvlt/
https://karlakvlt.bandcamp.com/album/thunderhunter

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