blank

KAIPA: Mindrevolutions

Wieviel Energie muss ein Hörer investieren, um ein Prog-Rock Album zu erfassen?

Ziel von Hans Lundin war es, KAIPA mehr Melodie, mehr wiederholende Momente, kurz gesagt: mehr Profil zu verleihen. Dennoch gehört KAIPA unter den vielen komplexen Projekten, welche aus dem Kreis der FLOWER KINGS-Musiker kommt, auch mit Mindrevolutions noch zu den schwierigsten.

In den 70ern verwurzelt, zeigen sich KAIPA verwandt mit dem KANSAS-Projekt PROTO KAW und HAPPY THE MAN. Die symphonische Verbindung von rockigen Gitarren, Keyboard- und Orgelklängen, vielfältiger Perkussion sowie Blas- und Streichinstrumenten ist anfänglich nicht leicht zu durchschauen. Aber Anspruch soll den Musikern nicht zum Vorwurf gemacht werden. Vielmehr kristallisiert sich nach mehreren Hördurchläufen heraus, dass Mindrevolutions hinter einer abstoßenden Fassade schöne Welten verbirgt.

Die Musikergeneration Agren, Stolt, Reingold, Lundström und Lundin fordert vom Hörer dasselbe Durchhaltevermögen ein, das sie selbst hatte, während sie sich zu den Instrumentalisten entwickelten, die sie heute sind.

Es ist der Einstieg, der mit so vielen Hindernissen versehen ist. Irritiert durch den wenig brillanten Sound – in den Homestudios von Lundin, Stolt, Reingold wurde schon dynamischeres produziert -, verwirrt durch die zuerst kaum erkennbaren Bögen hinter den Arrangements, beginnt ein Findungsprozess, der sich über das geheimnisvolle Duett Flowing Free, die edlen Gitarrensoli in Shadow Of Time und Electric Leaves, das tolle Intro von Last Free Indian oder das mit seiner Rhythmik an der Grenze zum Funk wandernde A Pair Of Sunbeams, erstreckt.

Für die Dramaturgie ist Sängerin Aleena ein wichtiges Element. Ihre besondere Stimme ist es, die immer wieder ungewöhnliche Melodien mit Leben erfüllt und die emotionale Energetik von Mindrevolutions stärkt. In Gedenken an QUEEN wird das Album durch Aleenas Stimme in den hörenswerten Duetten mit Patrick Lundström zur Rock-Oper, während durch den 25-minütigen Titeltrack mit den ausgedehnten Instrumentalpassagen die experimentelle Progressive Rock-Seite von KAIPA ihren Raum erhält. Von Jazz bis zum schwedischen Folk lassen KAIPA fast kein Genre unangetastet, das im Wahrnehmungsbereich der Musiker liegt.

Wird anfangs der Esprit, den die anderen Produktionen der Ausnahmemusiker zweifelsfrei hatten, vermisst, findet sich dieser später in den vielen kleinen Details von Mindrevolutions wieder – wenn man die feine Sensitivität, die dieses Album benötigt, entwickelt hat. Es ist schwierig zu sagen, ob die Qualität der Veröffentlichungen von Reingold und seinen Mitstreitern unter der immensen Quantität leidet. Fakt ist allerdings, dass andere Projekte der Skandinavier nicht weniger Tiefe besitzen und die erste Hürde nicht unmittelbar vor den Startblock stellen.

Veröffentlichungstermin: 30.05.2005

Spielzeit: 79:16 Min.

Line-Up:
Morgen Agren – Drums
Aleena – Vocals
Hans Lundin – Keyboards, Vocals
Patrick Lundström – Vocals
Jonas Reingold – Bass
Roine Stolt – Guitars, Percussion, Vocals

Produziert von Hans Lundin
Label: InsideOut

Homepage: http://www.kaipa.info

Tracklist:
1. The Dodger

2. Electric Leaves

3. Shadows Of Time

4. A Pair Of Sunbeams

5. Mind Revolutions

6. Flowing Free

7. Last Free Indian

8. Our Deepest Inner Shore

9. Timebomb

10. Remains Of The Day

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner