HEAVEN IN HER ARMS: Paraselene

Ein emotionaler Vorschlaghammer zwischen Post Hardcore, Screamo und Noise Rock.

Na, wer denkt bei diesem Bandnamen nicht an CONVERGE? Na gut, vielleicht hat sich schon herum gesprochen, dass HEAVEN IN HER ARMS musikalisch eher ihren Landsleuten ENVY entsprechen, als der Band, die inspirativ auf diesen Namen wirkte. Solche Gedanken verfliegen allerdings innerhalb weniger Momente, wenn Paraselene, das zweite Album der japanischen Band zur Vernichtung ansetzt. Post Hardcore und Screamo mit noisigen Elementen, hochemotional, getrieben als auch treibend, verletzt und verletzend, belebend und doch erlösend ist das, was HEAVEN IN HER ARMS in einer knappen Stunde bieten, mit einem beängstigend guten Fluss – eben als ein großes Ganzes, nicht nur als Ansammlung von ein paar depressiven, langsamen Hardcore-Songs.

Parasele zückt den emotionalen Vorschlaghammer und lässt die Hörer am Leid der Musiker ungefiltert teilhaben. Schon zu Beginn, wenn sich über 46x noch ein Filter legt und die Musik komprimiert zeigt, erahnen wir das Zerstörungspotenzial von HEAVEN IN HER ARMS. Wenn es dann in Anamnesis Of Critical mit voller Wucht losgeht, wenn die Lautstärke plötzlich am Anschlag ist, wirkt es so, wie ein Raketenstart, auch wenn die Geschwindigkeit nach wie vor gedrosselt bleibt. Die Dynamik wird nicht nur hier voll ausgespielt, auch Jade Vine und Echoic Cold Wrist bauen sich langsam auf, kalte Soundlandschaften wirken lethargisch und trist, bis es schließlich wieder mit voller Kraft weiter geht und in Halcyon geradezu brutal und erbarmungslos mündet, das aber trotz der Härte im Chaos ein paar schöne Harmonien zeigt.

Ein Wunder, dass Paraselene zumindest eine Art Happy End findet. Dann weicht die Schwärze ein wenig und die Melodik, die Wärme hält Einzug in diese bizarre, nur sehr schwer greifbare Welt. Das steht HEAVEN IN HER ARMS auch am besten, gerade Butterfly In Right Helicoid mit seinen an MONO erinnernden, schwebenden, klassischen Post Rock-Gitarren und das epische, sehr poetische Veritas am Ende dieses Wechselbads der Gefühle beweisen das. Das, was HEAVEN IN HER ARMS auszeichnet, ist wie sie ihre Instrumente, vor allem die Gitarren unter Kontrolle halten und mittels punktgenauem Songwriting niemals ihre Kompositionen aus den Augen verlieren. Schade nur, dass der hysterische, extreme Gesang oft etwas zu viel des Guten ist. Selbes Problem wie bei den frühen ENVY , aber reine Geschmackssache, um ehrlich zu sein.

Dennoch, das Geschrei lässt Paraselene mitunter anstrengend wirken, BURIED INSIDE, die ähnlich agieren, schaffen diesen Spagat besser als HEAVEN IN HER ARMS. Diesem Wermutstropfen gegenüber steht allerdings eine saubere Produktion, die auch in den lärmigen Stellen keine Details verschwinden lässt und in den schönen Momenten glasklar wirkt. Wer alten ENVY -Zeiten hinterher trauert, aber den Post Rock dennoch nicht vermissen will, der ist bei HEAVEN IN HER ARMS gerade richtig. Paraselene ist aufwändig mit englischen Übersetzungen der Lyrics verpackt, und bietet intensive, tiefe Stunden, die zwar qualitativ eher zur oberen Mittelklasse im Post Hardcore zählen, aber ganz subjektiv betrachtet doch wundervolle Momente parat hat, die man als Genrefan irgendwie doch nicht verpassen will. Ich denke, HEAVEN IN HER ARMS haben das Potenzial, zu den Großen zu gehören und werden das mit jedem weiteren Album etwas mehr beweisen.

Veröffentlichungstermin: 17. Dezember 2010

Spielzeit: 54:35 Min.

Line-Up:

Kent – Guitar, Vocals
Takayuki – Guitar
Katsuta – Guitar
Kentaro – Bass
Rocky – Drums

Label: Denovali Records

Homepage: http://www.heaveninherarms.com

MySpace: http://www.myspace.com/heaveninherarms

Tracklist:

1. 46x
2. Anamnesis Of Critical
3. Morbidity Of White Pomegranate
4. Jade Vine
5. Echoic Cold Wrist
6. Halcyon
7. Butterfly In Right Helicoid
8. Veritas

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