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FEAR FACTORY: Concrete

So hart ist das Leben in der kalifornischen Wüste nunmal: Kaum gibt ein Lebewesen den Geist auf, segeln die bis dahin in großer Höhe kreisenden Geier herab, um den Kadaver genüsslich auszuweiden.

So hart ist das Leben in der kalifornischen Wüste nunmal: Kaum gibt ein Lebewesen den Geist auf, segeln die bis dahin in großer Höhe kreisenden Geier herab, um den Kadaver genüsslich auszuweiden. Kaum haben die Herren Cazares, Bell und Co. FEAR FACTORY aufgelöst, taucht plötzlich ein bis dato noch nie groß in der Bandbio in Erscheinung getretenes, unveröffentlichtes Debütalbum auf, das nun von Roadrunner in dem Labelnamen alle Ehre machender Geschwindigkeit auf den Markt geworfen wird. Das kann man als Leichenfledderei bezeichnen, man kann es aber auch als nachträglich interessanten Einblick in die Anfänge einer über die Jahre hinweg stets auf höchstem Niveau agierenden Band werten.

Zunächst sei jedoch auf einen nicht ganz so groß beworbenen Umstand hingewiesen: Bei Concrete handelt es sich um eine von Ross Robinson damals noch in erstaunlich undergroundiger, will sagen, roher und demolastiger Weise produzierte Vorläuferplatte von Soul of a New Machine. Titel wie Crisis, Arise above Oppression und Escape Confusion kommen einem seltsam bekannt vor, und so finden sich insgesamt acht Tracks vom Roadrunner-Debüt auch auf Concrete, allerdings zumeist in einer noch deathmetallischeren bzw. grindigeren Version. Zusätzlich schleicht sich bei Songs wie Echoes of Innocence und Dragged down by the Weight of Existence immer wieder der Moment des Wiedererkennens ein, da es sich dabei um ursprünglichere Versionen von bereits bekannten Songs der Knüppelbrüder aus L.A. handelt. FEAR FACTORY, die sich später vom Industrial-beeinflussten Deathmetal hin zu moderneren Metalklängen wandeln sollten, klangen 1991 noch sehr nach einer Mischung aus NAPALM DEATH und GODFLESH, was heutzutage seltsam antiquiert anmutet, zumal bei den unveröffentlichten Tracks Concrete, Sangre de Ninos, Soulwomb und Deception deutlich wird, warum sie auf Soul for a New Machine nicht mehr auftauchen. Die kalte Atmosphäre in Kombination mit gnadenloser Härte und den für damalige Verhältnisse einmaligen melodischen Gesangsparts von Burton C. Bell im Wechsel mit unmenschlichem Gebrüll, die Tracks wie Martyr und Leechmaster auszeichneten, fehlen hier ebenso wie die Grooves von Scapegoat, die der Band damals sicherlich zu einem großen Teil ihren kometenhaften Aufstieg ermöglichten. Bei allem Potential, das die Band in ihren Anfängen bereits offenbarte, so richtig zum Ausbruch kam dieses erst unter der Anleitung von Colin Richardson auf Soul of a New Machine, weswegen Concrete wohl hauptsächlich für Komplettisten interessant sein dürfte. Ansonsten würde ich bei allem Respekt für die Leistung der Angstfabrikler (gerade Raymond Herrera beweist auf Concrete, dass er die Songs wirklich mit der beängstigenden Präzision spielen kann, ohne einen Drumcomputersound verpasst zu bekommen) eher dazu raten, einfach mal wieder die erwähnte Maschinenseele aufzulegen und sich der ungezügelten Kreativität, Brutalität und Innovativität dieses Klassikers hinzugeben, statt sich zu fragen, ob die 16, 17 €ier für ein elf Jahre zu spät erschienenes Demoalbum wirklich so gut angelegt waren.

Veröffentlichungsdatum: 29.07.2002

Spielzeit: 41:41 Min.

Line-Up:
Burton C. Bell – Gesang
Dino Cazares – Gitarre
Raymond Herrera – Schlagzeug
Andrew Shives – Bass?

Produziert von Ross Robinson
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.fearfactory.com

Tracklist:
Big God/Raped Souls
Arise above Oppression
Concrete
Crisis
Escape Confusion
Sangre de Ninos
Soulwomb
Echoes of Innocence
Dragged down by the Weight of Existence
Deception
Desecrate
Suffer Age
Anxiety
Self Immolation
Piss Christ
Ulceration

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