FALL OF EFRAFA: Inlé

Eine Post Hardcore-Poesie, auf die El-Ahrairah und Hazel-Rah mehr als stolz sein würden.

Hazel-Rah und El-Ahrairah könnten nicht stolzer sein. Die Geschichte der britischen Band FALL OF EFRAFA endet ebenso groß und dramatisch, wie das berühmte Buch Watership Down, auf dem das gesamte Bandkonzept beruht. Inlé bedeutet in der Kaninchensprache dieser Fabel die Dunkelheit, Fu Inlé ist die Zeit nach dem Mondaufgang. Das ist kryptisch und düster und zeigt auch gleich die Richtung von FALL OF EFRAFA und ihrem Abschiedswerk auf. Während Owsla – in den Gehegen der Wildkaninchen ein Pendant zur Polizei oder Staatsgewalt – noch eine Mischung aus TRAGEDY und BURIED INSIDE zu sein schien und das ganze auf dem zweiten Album Elil, das mit natürlicher Feind übersetzt werden kann, bedrohlicher und düsterer wurde, schlägt Inlé nun deutlich finalere Töne an. So stellt man sich ein Abschiedsalbum vor: Achtzig Minuten lang, mit epischen Songs, deren Länge nicht aufgesetzt ist, sondern von Reife zeugt.

Man spürt förmlich General Woundwort und seine Armada auf den Bau von Hazel-Rah zukommen und wartet darauf, dass der Sturm losbricht. Aber hier gehen FALL OF EFRAFA andere Wege, denn statt Hardcore-Brutalität und exakter Wiedergabe des Buchs interpretieren die fünf Briten die Geschichte von Richard Adams aufgrund ihrer Einstellungen und zerlegen sie in ihre Bestandteile. Was dabei herauskommt ist ein lyrisch wie musikalisches Glanzstück, dass mit Alben wie The Beyond von CULT OF LUNA, Chronoclast von BURIED INSIDE ganz locker mithalten kann. Inlé ist wie ein dunkler Fluss, der niemals seinen Lauf verlässt, der etwas ruhiger sein kann, aber auch hier und da mit gewisser Wildheit überrascht. Da wundert es nicht, dass sich FALL OF EFRAFA mit dem beschwörenden Intro Simulacrum erst sechs Minuten Zeit lassen, bis Fu Inlé zum ersten Mal die langsame Härte präsentiert, die Inlé auszeichnet.

Nach diesem beschwörenden Beginn haben FALL OF EFRAFA mit Republic Of Heaven ein Stück parat, das nicht nur mit einer beängstigend guten Hookline und einem enorm schweren Beginn gesegnet ist, sondern auch einen Klavierteil am Schluss hat, der ganz tief berührt. Auch The Burial hat ein Finale parat, für das MONO töten würden, so tief und wahrhaftig sind diese Minuten. Bis zum Ende hindurch setzt Inlé die Daumenschrauben an, ist so schlau wie eine List von El-Ahrairah und so dramatisch wie der Weg in die Freiheit in den Downs. Woundwort zieht alle Register, die FALL OF EFRAFA parat haben, von bitterböse und zynisch, bis hin zu puren Poesie dehnt sich dieser Song aus. Und da mit Warren Of Snares auch das letzte Stück von FALL OF EFRAFA überhaupt zu hören ist, wird hier ebenfalls nicht mit Epik und einem großen Finale gespart.

Die fünf Engländer stammen aus der Hardcore-Szene und das bleibt die gesamten achtzig Minuten über sehr deutlich. Das bedeutet, Inlé ist wie jedes andere Werk von FALL OF EFRAFA sehr direkt, sehr bodenständig und sehr natürlich. Darüber können weder die langen Songs hinweg täuschen, noch die instrumentalen Leistungen, die deutlich ausgereifter sind, als bei anderen Bands, die sich vom Portland-Hardcore aus entwickelt haben. Da tut es geradezu gut, dass Sänger und Texter Alex Bradshaw nur seine gnadenlose Stimme erklingen lässt und auf melodischen Gesang komplett verzichtet. Zu alldem passt natürlich auch die raue, aber sehr druckvolle Produktion. Inlé ist das Ende einer abenteuerlichen Reise, und wenn es geendet hat, fühlt man sich ein wenig verlassen, ebenso wie nach dem weglegen von Watership Down. Vielleicht suchen sich die fünf Musiker nun neue Herausforderungen und tauchen unter neuem Namen wieder auf. Aber bis dorthin musst du dir, egal ob Leseratte oder nicht, dieses Album kaufen. Denn das ist die Poesie des Underground, genau wie sie klingen muss.

Veröffentlichungstermin: 30. Oktober 2009

Spielzeit: 79:27 Min.

Line-Up:
Alex Bradshaw – Vocals, Lyrics
Steven McCusker – Guitar, Piano
Neil Kingsbury – Guitar, Vocals
Mikey Douglas – Bass
Steven McCusker – Drums, Vocals

Produziert von Peter Miles
Label: Denovali Records

Homepage: http://www.fallofefrafa.com

MySpace: http://www.myspace.com/fallofefrafa

Tracklist:
1. Simulacrum
2. Fu Inlé
3. Republic Of Heaven
4. The Burial
5. Woundwort
6. The Sky Suspended
7. The Warren Of Snares

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