Kennst du das? Die Dinge gehen ihren Gang, ganz unspektakulär, alles läuft wie jeden Tag. Doch plötzlich erwischt es dich kalt. So wie neulich. In dem Fall warf mich etwas völlig unvorbereitet aus der Bahn: ES WAR MORD.
„Unter Kannibalen“ heißt das Album. Unter Freunden wähne ich mich. Ist es doch ein Wiederhören mit alten Freunden, allen voran Tom Schwoll und Sepp Ehrensberger. Die beiden Gitarristen schrieben einst die Songs für JINGO DE LUNCH und damit die Hymnen meiner Jugend. Nun sind sie wieder da und haben in Berlin mit Dietmar, Markus und Sänger Stunk ES WAR MORD gegründet. Und als Tatwaffe haben sie ein Dutzend düster rockender Punknummern im Gepäck.
Die schmerzlich vermissten RAZZIA höre ich da raus, was mich immens freut. Und natürlich, klar, JINGO DE LUNCH an der ein oder anderen Stelle. Die Gitarrenarbeit bei „der hobel“ erinnert mich an eine Nummer von HÜSKER DÜs „Zen Arcade“. Nette Reminiszenz, beabsichtigt oder nicht. Auch die anderen Vorgängerbands des Kollektivs haben freilich ihre Spuren hinterlassen. So ist die Richtung klar: gut gemachter, kantiger, deutschsprachiger Punk mit Anspruch.
Musikalisch geht es bei ES WAR MORD wie erwähnt düster rockig punkig zur Sache. Mehr Moll als Tempo. Bass und Schlagzeug sorgen für dumpfe Tiefschläge. Sänger Stunk erzählt mit rauer Stimme mehr seine Geschichten als dass er sie singt.
Songs wie „unterwegs“, „das blut an den fahnen“, „schlecht ist besser“, “rosige gesichter” oder „gespenster“ ist Musik, die sich trotz der musikalisch gefühlten Retrospektive vom Einheitsbrei abhebt. Texte, die aufhorchen lassen und auf die man sich gerne konzentriert. Kritisch sind sie, nicht immer leicht zu fassen, man muss schon zweimal hinhören. Aber genau das ist gut so. So ist auch die offizielle Info zum Album erfreulich, und vermutlich absichtlich, nichtssagend. Man darf sich also selbst mit dem Album beschäftigen, um ihm selbst seine Geheimnisse entlocken. Danke dafür.
ES WAR MORD ist also eine tolle Sache. Magst du auch mal wieder aus der Bahn geworden werfen, probier es mal mit „Unter Kannibalen“.
Tracklist:
01. gespenster
02. das blut an den fahnen
03. substanbul
04. rosige gesichter
05. gier
06. unterwegs
07. freitag der 13te
08. schlecht ist besser
09. der hobel
10. hirn
11. nie wieder
12. satt sein
VÖ: 23.06.2017
Label: Sounds of Subterrania (Cargo Records)