Eluveitie - Ànv Cover

ELUVEITIE: Ànv

ELUVEITIE setzen mit „Ànv“ vor allem auf ihre Stärken – und dazu gehört insbesondere auch die Vielseitigkeit.

Druck ist ein Privileg: eine Erwartungshaltung, die man sich zuvor erarbeiten musste. Ob ELUVEITIE diesen tatsächlich verspürt haben, ist schwer zu sagen. Anzuhören ist es der Formation sechs lange Jahre nach „Ategnatos“ (2019) jedenfalls nicht. Im Gegenteil, erlaubt es sich die Melodeath- / Folk-Band sogar, die zwei starken Singles „Aidus“ sowie „Exile Of The Gods“ aus dem Jahr 2022 in den Bonusteil von „Ànv“ zu verbannen.

Keine Frage, es zeugt von Selbstbewusstsein, die reguläre Albumversion ohne die beiden Stücke ins Rennen zu schicken. Es ist aber zugleich Beleg für die Erfahrung und Expertise der achtköpfigen Besetzung, die uns trotzdem 41 Minuten lang mit vielschichtigen und wandlungsfähigen Arrangements bei der Stange hält.

ELUVEITIE wollen mit „Ànv“ keineswegs immer mit dem Kopf durch die Wand

Dabei muss „Ànv“ nicht immer mit dem Kopf durch die Wand, wie es zeitweilen „Taranoías“ und das rastlose „Premonition“ mit ihren Melodic-Death-Metal-Wurzeln pflegen. Ob nun Ersteres mit einem melodischen Refrain gegensteuert oder ELUVEITIE im groß angelegten Singalong „Awen“ gar voll und ganz auf Fabienne Ernis voluminöses Organ setzen, ist dabei nebensächlich. Das Gleichgewicht halten die Kompositionen spielend, wobei sich die Band allein für „All Is One“ ein wenig zu sehr von süßlichem Disney-Kitsch einlullen lässt.

Doch auch das hat letzten Endes seine Daseinsberechtigung, um dem garstigen zweiten Gesicht der Band etwas entgegenzusetzen. Filigraner gelingt dieses Spiel der Kontraste in „The Prodigal Ones“, wo eine aufrüttelnde Lead-Melodie die knurrenden Vocals von Gründungsmitglied Chrigel Glanzmann beflügelt. Thrash-Anleihen und ein knackiges Solo streiten sich hingegen in „The Harvest“ mit den energischen Folk-Melodien um das Rampenlicht.

ELUVEITIE setzen selbstbewusst auf ihre Stärken – und dazu gehört auch die Vielseitigkeit

Verschnaufen dürfen wir zumindest während des Spoken-Word-Interludes „Anamcara“ und des Ambient-/A-Capella-Stücks „Ànv“, bevor das instrumentale Folk-Stück „Memories Of Innocence“ schon wieder zum Tanz bittet. Diese Bandbreite ist keine Überraschung mehr, sondern schon lange zum Steckenpferd ELUVEITIEs geworden. Nicht nur vielfältig präsentiert sich „Ànv“ jedoch, sondern zugleich entschlossen: Weniger sehnsuchtsvoll und einen Hauch verbissener würden wir die Grundstimmung der Platte im Vergleich zum Vorgänger einordnen.

Dass wirkliche Innovationen ansonsten im Detail zu suchen sind, trübt unsere Hörfreude schlussendlich kaum, da die Stilvielfalt das Material aufregend hält und es das Gespann trotzdem schafft, ihr neuntes Studiowerk wie aus einem Guss wirken zu lassen. Weil das selbst für das mächtige „The Prophecy“ gilt, wo ELUVEITIE ungefähr so klingen, als hätten sich BEHEMOTH plötzlich an keltischem Folk Metal versucht, sind wir auch nicht allzu sehr um die Zukunft der Band besorgt. Ideen sind offenbar genug im Hinterkopf – möglicherweise sogar so viele, dass für Druck oder übertriebene Erwartungshaltungen ohnehin kein Platz mehr ist.

Veröffentlichungstermin: 25.04.2025

Spielzeit: 41:13

Line-Up

Chrigel Glanzmann – Vocals, Whistles, Mandola
Fabienne Erni – Vocals, Harfe
Matteo Sisti – Sackpfeifen, Whistle, Uillean Pipe
Lea-Sophie Fischer – Violine
Jonas Wolf – Gitarre
Rafael Fella – Gitarre
Kay Brem – Bass
Alain Ackermann – Drums

Produziert von Jonas Wolf, Tommy Vetterli und Jens Bogren

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://eluveitie.ch/
Facebook: https://www.facebook.com/eluveitie
Instagram: https://www.instagram.com/eluveitie_official
Bandcamp: https://eluveitie.bandcamp.com/

ELUVEITIE “Ànv” Tracklist

  1. Emerge
  2. Taranoías (Video bei YouTube)
  3. The Prodigal Ones (Video & Stream)
  4. Ànv
  5. Premonition (Video & Stream)
  6. Awen (Video bei YouTube)
  7. Anamcara
  8. The Harvest
  9. Memories of Innocence
  10. All Is One
  11. Aeon of the Crescent Moon
  12. The Prophecy

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