DREAMTIDE: Here comes the Flood

Ein Melodic-Metal-Dauerbrenner, auf dem es viel zu entdecken gibt, das aber in erster Linie durch das großartige Songwriting überzeugt.

Dass es auch heute noch möglich ist, gute Melodic Metal Alben zu veröffentlichen ohne dabei besonders innovativ sein zu müssen, stellen eindrucksvoll DREAMTIDE mit ihrem Debütalbum Here comes the Flood unter Beweis. Es scheint also doch noch möglich zu sein, wenn man genug Energie in das Songwriting investiert und dabei mit viel Gefühl an die Sache rangeht.

Dabei konnten die Musiker dieser Band sicher wesentlich von ihren Erfahrungen profitieren, die sie im Laufe der Jahre gesammelt haben. Denn DREAMTIDE ist das neue Baby von FAIR WARNINGs Helge Engelke, der hier auch gleich noch seine bisherigen Mitmusiker CC Behrens und Torsten Lüderwald um sich scharte. Doch auch Bassist Ole Hempemann konnte bereits seine Erfahrungen bei THUNDERHEAD sammeln, während Sänger Olaf Senkbeil bisher bei JACK´S HAMMER aktiv war und auch schon den ein oder anderen Background-Part bei BLIND GUARDIAN einsang.

Das soll aber alles nicht wirklich eine Rolle spielen, denn bei dieser Band scheint es tatsächlich mal wieder um die Musik zu gehen und die wirkt gleichzeitig professionell wie auch mit sehr viel Herzblut geschrieben. Ergreifende Melodien paaren sich mit ausgefeilten Songarrangements, die eine gleichzeitig leichtverdauliche, aber auch anspruchsvolle Mischung ergeben.

Olaf Senkbeil lässt durch seine Gesangesleistung dabei die berechtigte Frage aufkommen, warum dieser Mann nicht schon länger im internationalen Wettbewerb eine viel größere Rolle spielt. Allerdings ist er es nicht allein, der dem Sound von DREAMTIDE seinen Stempel aufdrückt. Vor allem die Gitarrensoli von Helge Engelke selbst gehören zu den absoluten Höhepunkten eines jeden Songs. Man hat wirklich schon lange keine solch songdienlichen Soloparts vernehmen dürfen und mit seinem klassisch inspirierten Spiel glaubt man teilweise schon, Uli Jon Roth würde seine Skyguitar für uns singen lassen. Wirklich klasse. Na gut, auch Helge kann es nicht ganz vermeiden über die Gesamtlänge des Albums so manche Tonleiter rauf und runter zu dudeln, aber bei DREAMTIDE ist das nicht weiter schlimm. Entschädigungen für solche Gitarristensperenzchen gibt es zu genüge.

Ebenso schaffen es DREAMTIDE nicht immer die fatale Grenze zum Schlager hin unberührt zu lassen, was dann aber eher ein Problem des Genres an sich ist. Bestes Beispiel hierfür ist sicherlich die von Streichern unterlegte Ballade Heaven knows, mit der die Band ohne Zweifel auch in die Vorauswahl des Grand Prix de la Chanson d´Eurovision Einzug halten könnte. Zum Glück wissen die Jungs von DREAMTIDE zu Genüge, in erster Linie ihr hardrockendes Publikum zu befriedigen.

Was dagegen wirklich fasziniert ist die Tatsache, dass erst auf den zweiten Blick auffällt, dass DREAMTIDE so frei von genrefremden Einflüssen gar nicht sind. Denn neben dem Einsatz eines Streichquartetts ist Here comes the Flood vollgestopft mit Elementen des großen Topfs, den man wohl am besten mit Weltmusik betitelt. Seien es indiansiche Tanzgesänge (Sundance), keltisch angehauchte Einsprängsel (Dreamers), Gospelchöre oder feine asiatisch anmutende Melodien (Crashed). Sauber eingearbeitet in die eigentliche Klanggerüste entfalten sich all diese Elemente erst nach mehrmaligem Hören, machen das Album dafür aber umso interessanter.

Mit einer Spielzeit von über 65 Minuten ist mir Here comes the Flood zwar einen kleinen Tick zu lange ausgefallen, dennoch gehört dieses Album für mich aber zu den absoluten Highlights im Bereich des Melodic Metal dieses Jahr. Ein Dauerbrenner, auf dem es viel zu entdecken gibt, das aber in erster Linie durch das großartige Songwriting überzeugt.

Fierce

Veröffentlichungstermin: 28.11.01

Spielzeit: 65:43 Min.

Line-Up:
Olaf Senkbeil – Vocals

Helge Engelke – Guitar

Torsten Luderwaldt – Keyboards

Ole Hempelmann – Bass

Drums – CC Behrens

Produziert von Dreamtide
Label: Frontiers Records

Hompage: http://www.dreamtide.de

Tracklist:
1. What you believe in

2. Ten Years Blind

3. Come with me

4. Dreamers

5. Crashed

6. Your Life

7. Moment of Truth

8. Sundance

9. Heaven Knows

10. Promised Land

11. I take the Weight off your shoulders

12. Cross the Line

13. Phoenix Tears

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