DGM: Misplaced

Progressive Power Metal, der 40 Minuten irgendwo zwischen Spielfreude und Klischee herumirrt.

Manchmal kann man alles gewissenhaft und richtig machen, aber das, was man tut, wird nicht zwangsweise gut. Einen ähnlichen Schluss könnte man bei den Italienern DGM auf jeden Fall ziehen. Es liegt wohl in der Natur dieses Progressive Power Metals, dass am Grundrezept nichts aber auch gar nichts verändert wird. Schon alleine deshalb wissen Leute, die bereits den Vorgänger “Hidden Place” gehört haben, genau, was sie erwartet. Es sind immer wieder dieselben süßen Harmonien, welche die Gitarren, der Gesang, der Bass und das Keyboard wiedergeben. Es sind immer wieder dieselben Strukturen, die Drums mit ordentlichem Hall, die einem immer wieder drastisch vor Augen halten, mit was man sich auseinander setzt. Friss oder stirb.

An diesen Gegebenheiten kann ein Rezensent nichts ändern, die Bands wollen es scheinbar nicht. So bleibt einem nichts anderes übrig, als diese Regeln als gottgegeben hinzunehmen und sich auf die positiven Elemente zu konzentrieren. Die sind nämlich auch bei DGM in großem Maße vorhanden. Was sofort beim Opener “Living On The Edge” (kein AEROSMITH-Cover) auffällt, sind die geschmackvollen Bassläufe, die wahrscheinlich das eigenständigste Element der Musik sind und trotz verspielten Schemen die Harmonik nicht vergessen. Am Keyboard bedient man sich der Register im Ordner Klassik, natürlich um den Pathos etwas zu fördern. Das gelingt auch, nicht zuletzt, weil der kraftvolle Sänger Titta Tani nicht mit dramatischen Ausbrüchen spart. Dabei wird zum Glück in den Höhen eine gewisse tonale Schmerzgrenze, die bei jedem etwas anders liegt, nicht erreicht. So kann die Band den Gesang auf der Habenseite verbuchen.

Das Songmaterial hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Eigentlich auch keine Überraschung. Die Songs sind mit Sicherheit stark arrangiert, aber die markanten Stellen fehlen einfach. Wenn man nicht gerade sehr konzentriert hört, beschränken sich die Unterschiede der Songs auf das jeweilige Intro – reichlich wenig. Gleich bleibt, dass bei Vollgas gearbeitet und viel Bombast ausgestrahlt wird. Das Ganze wirkt nicht verkrampft, sondern spielerisch leicht, da es der Band nicht an Können mangelt. Es fehlen aber über weite Strecken ganz eindeutig die Auflockerungen, die “Amazing Journey” beispielsweise bietet. Ansonsten weiß noch “A New Day’s Coming” zu überzeugen. Ein Song, der mit ein paar Breaks und guten Harmonien auch mal die Hektik raus nimmt und sich ohne Brechstange im Ohr festsetzt. Auch das mit balladesken Elementen geschmückte “Still Believe” ist als einer der stärkeren Songs zu nennen, ohne die üblichen Rasereien geht aber auch dieses Stück Musik nicht von statten.

Tja, eigentlich ist auf “Misplaced” alles wie erwartet. Für wen das Genre noch nicht ausgelutscht ist, der wird sich mit dem neusten Werk und der Spielfreude von DGM sicher 40 Minuten vergnügen können. Aber wer sich schon immer gefragt hat, wo das Progressive in dieser Musik ist, der wird es auch bei DGM vergeblich suchen, da nützen auch einige schnelle Gitarren- und Keyboardsoli nichts. Bis zu den Genrekönigen von SYMPHONY X oder SHADOW GALLERY fehlt noch einiges an Variabilität und Kreativität, der im Info bemühte Vergleich zu DREAM THEATER ist hingegen einfach unpassend.

Veröffentlichungstermin: 24.11.2004

Spielzeit: 40:43 Min.

Line-Up:
Titta Tani – vocals

Diego Reali – guitars

Andrea Arcangeli – bass

Fabio Sanges – keyboards

Fabio Costantino – drums

Label: Scarlet-Records

Homepage: http://www.dgmsite.com

Tracklist:
1. Livin` On The Edge

2. Is Hell Without Love

3. Through My Tears

4. Still Believe

5. Pride

6. Amazing Journey

7. A New Day´s Coming

8. Perennial Quest

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