Wie catchy und eingängig darf Melodic Death Metal sein? Je nach Toleranzlevel und Gemütslage kann man darüber streiten, wenn man mag. Man kann sich aber auch einfach über das neue DESERTED FEAR-Album „Doomsday“ freuen.
Das Trio macht da weiter, wo schon das Vorgängeralbum „Drowned By Humanity“ eine Freude für diejenigen war, die IN FLAMES halt nur bis zur „Clayman“ (2000) mögen. Hypermelodische Midtempo-Songs mit aggressivem Gesang, die schnell ins Ohr gehen und dort auch bleiben – ihrem Signature-Sound sind DESERTED FEAR treu geblieben.
DESERTED FEAR setzen auf bewährte Trademarks
Gleichzeitig zeigt „Doomsday“ auch ein paar neue Seiten der Band: Hier und da gibt’s ein bisschen Thrash Metal („Follow The Light That Blinds“), andererseits haben einige der Songs dunkelmelodiöse Momente, PARADISE LOSTs Greg Mackintosh lässt grüßen („Follow The Light That Blinds“) und auch der Einfluss von Dan Swanö und EDGE OF SANITY ist unüberhörbar („Fall From Grace“).
„Doomsday“ ist aber auch verspielter & düsterer
Highlight ist „Reborn Paradise”, nicht nur wegen der vielen Details wie dem kurzen, aber effektiven Intro „At Its End“. Dass DESERTED FEAR gute Songwriter sind, haben sie schon mit „Drowned By Humanity“ bewiesen. Für „Reborn in Paradise“ gibt’s ein weiteres Fleißkärtchen, da ist kein Ton zu viel und keiner zu wenig. Und auch inhaltlich ist der Song, der sich eigentlich mit DDR-Unrecht auseinandersetzt, leider aktueller denn je. „Was in Kriegen und an Grenzen passiert, erscheint vielen Leuten in unserem Land weit weg und es ist erschreckend, wie empathielos über Flüchtende gesprochen wird. Es sterben Menschen an Grenzen, auf der Flucht und in der Hoffnung auf ein besseres Leben, damals wie heute!“, schrieben DESERTED FEAR zur Veröffentlichung der Single „Reborn Paradise“ vor einigen Wochen – als noch kaum jemand ahnte oder wahrhaben wollte, wie nah dieses Thema schon bald auch hier in Europa sein würde. Ich schätze es, wenn sich eine Band klar positioniert – leider ist auch das keine Selbstverständlichkeit mehr.
DESERTED FEAR sammeln also fleißig Punkte auf der Haben-Seite, ein klein wenig Abzug muss aber auch sein: Zum einen erscheint mir der Drumsound einen Ticken zu sauber und klinisch, die Bassdrum klackert schon sehr hell. Zum anderen fehlt mir die Unbekümmertheit und der Flow von „Drowned By Humanity“. „Doomsday“ ist facettenreicher – aber wie in einem Spiegelkabinett gibt es auch hier keinen Weg mehr, der einfach nur geradeaus führt.
Veröffentlichung: 4. März 2022
Label: Century Media
Besetzung:
Fabian Hildebrandt – Guitars
Manuel Glatter – Guitars/ Vocals
Simon Mengs – Drums
Mehr im Netz:
facebook.com/desertedfear
DESERTED FEAR “Drowned By Humanity” Tracklist
Intro
Part Of The End (Video bei YouTube)
Idols Of Triumph
Follow The Light That Blinds (Video bei YouTube)
Fall From Grace
At Its End
Reborn Paradise (Video bei YouTube)
The One Desire
Call Of Emptiness
Voices Of Fire
Doomsday