Progressive Rock war ja die Musik, die entstand, als in den 70ern einige spielfertige Musiker die Schnauze davon voll hatten, immer nur 3-minütige Lieder über Liebe zu spielen, und anfingen 10-minütige Lieder über nichts Konkretes zu spielen. Wenn eine Band wie DEEEXPUS ihren Stil nun als Neo-Prog beschreibt, heißt das eigentlich nur, dass die Aufnahmen nicht mehr ganz so angestaubt klingen und Longtracks nicht mehr 8 Minuten, sondern über 25 Minuten lang sind (hier konkret der Titeltrack). Geblieben ist die Vorliebe für ausufernde Songstrukturen, die bisweilen derart verwirrte Wege gehen, dass man meint, hier wäre ein Mann am Steuer, der sich verfahren hat und zu eitel ist, um nach dem Weg zu fragen. Im Gegensatz zu den Prog-Urvätern ist auf King Of Number 33 der Gesang nicht allzu hoch und durchaus kraftvoll, spielt aber auch nur selten eine tragende Rolle. Die Melodien sind ohnehin nicht gerade das, was man eingängig nennt. Dabei ist die Band bemüht, sich nicht in übertriebener Dudelei zu verlieren. Vielleicht wäre eine fiepsige Gesangsstimme, die heraussticht, doch gar keine so schlechte Idee.
Wo eine Band wie KAIPA immer mal wieder Folk-Einflüsse verarbeitet, beschränken sich DEEEXPUS auf Prog-Klänge aus den 80ern und 90ern. Neben weiten Keyboard-unterlegten Klanglandschaften, bei denen die Rhythmusgruppe ein ruhig dahinfließendes Fundament beisteuert, sorgen sporadische Metal-Elemente (Stichwort: DREAM THEATER) für Auflockerung und Abwechslung. Die Instrumentalisten verstehen ihr Handwerk zweifelsohne und die Produktion klingt klar und druckvoll. Wirklich dramatische Harmonien und Höhepunkte muss man mit der Lupe suchen. Dann findet man zum Beispiel bei Maybe September im Mittelteil ein schönes Keyboardsolo. Insgesamt wirkt das Album wie ein gesichtsloser Bruder von IQ oder unruhiges Geschwisterchen von RPWL. Die Kompositionen sind selbstverliebt und detailgenau inszeniert. Wo eine Band wie SPOCK`S BEARD mit ihrer Dynamik zum Mitgehen einlädt, bleiben DEEEXPUS distanziert und starr. Umgekehrt fehlt zum Eintauchen und Versinken die atmosphärische Tiefe. Alles klingt ganz schön, wirklich nett – aber nicht umwerfend, nicht mitreißend, nicht fesselnd, nicht überraschend, nicht verbindlich emotional. So bleibt auch der abschließende Abstecher in Poprockgefilde Memo eher farblos, obwohl hier dank Gastsänger Nik Kershaw zumindest die charismatische Stimme nachhaltig beeindruckt.
Wer Progressive Rock dieser Machart nicht fad, sondern einladend findet, wird dieses homogene, irriationsfreie Album sicher zu schätzen wissen. Ich kann allerdings beim besten Willen nicht genauer sagen, in welcher Form DEEEXPUS etwas anderen bieten als ganz normalen, frickelarmen Neo-Prog.
Veröffentlichungstermin: 23.03.2012
Spielzeit: 53:16 Min.
Line-Up:
Tony Wright: Gesang
Andy Ditchfield: Gitarre, Keyboard, Gesang
Mark Kelly (MARILLION): Keyboard
John Dawson: Bass
Henry Roger: Schlagzeug
Michael McCrystal: Live-Gitarre
Label: earMUSIC
Homepage: http://www.deeexpus.com
Mehr im Netz: http://www.myspace.com/deeexpusmusic
Tracklist:
1. Me And My Downfall
2. Maybe September
3. Marty And The Magic Moose
4. King Of Number 33
5. Memo