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CULTUS FEROX: Flamme des Meeres

Gut gemachte Melange aus Mittelalter-Getröte und Rock- bzw. elektronischer Musik, mit der Puristen vielleicht ihre Probleme haben könnten.

Nicht einmal ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des Albums Wiederkehr haben die Berliner Spielleute eine neue Mini-CD am Start, auf der sie sich weit weniger puristisch zeigen als auf dem letzten Album. Zwar wurden auch dort ab und an Drumsloops oder ein echtes Schlagzeug eingesetzt, doch die reine Mittelalterschiene, die auf Wiederkehr eben auch vertreten war, wird man auf Flamme des Meeres vergeblich suchen. Stattdessen wird das Mittelaltergetröte quasi bei allen Stücken durch Klänge der Moderne aufgemotzt, ohne dabei jedoch in die Nähe von Bands wie SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO zu geraten, deren Musik weit mehr in der Moderne verwurzelt und durch mittelalterliche Elemente angereichert erscheint. Rans Horder etwa fängt an mit den für die Band typischen hypnotischen Trommelschlägen, zu denen sich Cello- und Kontrabassklänge gesellen, um anschließend das Feld den Schalmeien und Sackpfeifen zu überlassen, die ihre gleich recht vertraut wirkenden, eingängigen Melodien unterstützt von fetten E-Gitarren und Rock-Drumming zum Besten geben. Skurkanas geht in eine ähnliche Richtung, hier kommen jedoch Drum-Loops und auch einige exotische, orientalische Melodien zum Einsatz. Wo Rans Horder vielleicht ein klein wenig langatmig wirkt, kommt dieses gerade mal zweieinhalbminütige Stück auf den Punkt. Das Guda Vrede Intro zeigt die Band schleppend und düster, Drums und Gitarren kreieren hier beinahe schon eine doomige Atmosphäre, um dann fließend in den Guda Vrede Clubmix überzugehen, der mit seinen elektronischen, treibenden und vor allem tanzbaren Beats, den ordentlich durch einen elektronischen Verzerrer gejagten Gitarren und der äußerst eingängigen Sackpfeifen-Melodie das Potential hat, in den Düster-Discos zu einem echten Hit zu werden. Rans Horder (Atomix Avenue) hat dann schließlich mit der ursprünglichen Version des Songs kaum noch etwas zu tun, so dass hier die Doppelbedienung durchaus gerechtfertigt ist. Hier wird zwar noch ab und an auf die von den Sackpfeifen gespielten Melodien zurückgegriffen, ansonsten ist diese Version aber rein elektronisch und sehr experimentell ausgefallen. Aus dem Rahmen fällt Die Bernsteinhexe, im Original von der Gruppe TRANSIT, eine sehr gelungene Ballade mit Schlagzeug, Konzertgitarre und sehr gefühlvollem Gesang.

Ein bisschen besteht bei Flamme des Meeres die Gefahr, dass die Berliner mit dieser Veröffentlichung zwischen allen Stühlen sitzen. Mittelalter-Puristen könnten durch die elektronischen und Rockelemente verschreckt werden, Fans von SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO fehlt vielleicht der Mitgröhlfaktor, verzichten CULTUS FEROX doch weitestgehend auf Gesang. Wer jedoch aufgeschlossen gegenüber allen vertretenden Elementen ist, wird Flamme des Meeres sicher zu schätzen wissen.

Veröffentlichungstermin: 29.03.2004

Spielzeit: 27:28 Min.

Line-Up:
Briantanus der Einsiedler – Schalmeien, Flöten, Sackpfeife

Steffano di Pannoptico – Sackpfeifen, Schalmeien, Stürzelfackfack

Heiliger St. Brandanarius – Gitarren, Bass, Gesang

Donar von Avignon – Weidenrutentrommel

Strahli der Animator – Perkolation und Schlagwerk

Asmon – Heerpauken

Gäste:

Sally Greaves – Sprechtext

TRISHA – Sirenengesang

Deutung – Cello

Howard von Rubnitz – Kontrabass

Steffan Meinking – Schlagzeug

Tommy Krawallo – Bandmaschinenbordunen

Label: John Silver Verlag/Soulfood

Homepage: http://www.cultusferox.com

Email: kontakt@cultusferox.com

Tracklist:
1. Rans Horder

2. Die Bernsteinhexe

3. Skurkanas

4. Guda Vrede Intro

5. Guda Vrede Clubmix

6. Rans Horder (Atomix Avenue)

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