BURIAL HEX: Initiations

Mondo Cannibale im Kopfhörer.

Wir fliegen über das Meer, es ist weit und tief. Es ist wunderschön. Wir wollen uns erholen von der Reise, auf einer kleinen Insel, die friedlich aussieht, Halt machen. Meine Begleiter und ich, fünf Stück an der Zahl. Doch die Landung will uns nicht gelingen – das Flugzeug zerschellt, wir können uns gerade noch retten, sind gestrandet. Glücklich, überhaupt noch zu leben, erforschen wir, nachdem wir uns ein wenig vom Schock erholt haben, dieses tropische Paradies auf der Suche nach Nahrung

Wir finden einen Tempel. Er scheint uralt zu sein, ist liebevoll geschmückt und verziert. In Stein gemeißelte Figuren erheben sich drohend an den Wänden des Tempels. Teuflische Fratzen, boshaft, schrecklich, widerlich. Und da, Blut. Frisches Blut. Wer auch immer hier verweilt, er wird uns nicht mit Freuden begrüßen. Ein Pfeil trifft Jeff, mitten in den Hals. Er kreischt, das Blut spritzt heraus, ein ekelhaftes Gurgeln begleitet seinen grausamen Tod. Wir anderen stehen fassungslos da, sind bleich vor Schreck, wie erstarrt. Nein, nicht Jeff. Warum Jeff? Ein dumpfer Schlag trifft mich auf den Kopf.

Ich erwache aus einem süßen Traum, es erschien alles so friedlich. Doch schon ist es vorbei. Auch Keith ist tot. Er wurde von ihnen an einen Pfahl gefesselt und ausgeweidet. Sein leerer Blick starrt mich an. Grenzenloses Entsetzen packt mich. Da sehe ich sie stehen. Bemalte Eingeborene, die uns restlichen Überlebenden auf ein Holzgestell gebunden haben. Keiner kann sich aus diesen Fesseln befreien, so fest sind sie gezogen. Meine Hände sind längst abgestorben. Wir werden in den Tempel getragen. Jetzt steht es endgültig fest: Wir werden alle sterben.

Ein mit Knochen behangener dürrer Mann steht vor uns, ist grimmig geschminkt, singt beschwörende Töne in einer uns allen völlig unbekannten Sprache. Das Ritual dauert lange, viel zu lange. Denn es wird regelmäßig unterbrochen, damit einem von uns ein Speer in das Bein oder den Arm gerammt wird. Ich habe unsagbare Schmerzen. Was hier passiert ist so pervers, dass man es nicht in Worte zu fassen vermag. Richards Bein wird abgetrennt, mit einem messerscharfen Stein schneiden die Eingeborenen das Fleisch und die Sehnen durch. Er schreit unmenschlich, voller Qual. Schließlich wird sein Knochen durchgehämmert, das Bein ist komplett amputiert. Richard wird immer schwächer, er verliert Unmengen an Blut.

Das Grausamste überhaupt passiert. Sein Bein wird roh von den 25 Gestalten verschlungen. Der Priester beginnt mit dieser Prozedur, dann dürfen die Männer des Stammes, je nach Rangordnung, davon kosten. Es ist wirklich zu spät. Niemand kann uns mehr helfen. Ich bin der Letzte, was es für mich noch schlimmer macht. Ich will endlich sterben, alles schmerzt, ich bin von Speerwunden übersäht. Durch die Dehydration merke ich es nicht mehr allzu arg, dass der Stein der Kannibalen nun über mir schwebt. Jeff, Keith, Richard, Sam, ich komme.

Was klingt wie die Idee zu einem irrsinnig schlechtem Kannibalen-Exploitiotation-Drehbuch, ist das, was im Kopf schwebt, wenn man BURIAL HEX über Kopfhörer im Dunkeln hört. Das irre Projekt des US-Amerikaners Carl Ruby klingt wie ANTONIUS REX mit ZOMBI auf Acid, ist so boshaft und krank, dass man richtig hinein gesogen wird. Von anfangs friedlichen Synthiteppichen, bis hin zu undefinierbaren, kakophonischen Lärmattacken, dass man rein gar nichts mehr raushören kann, außer das gelegentliche, gesampelte Schreien aus Horrorfilmen.

Dabei ist Initiations verdammt retro und könnte wirklich als Soundtrack zu einem Mondo-Film durchgehen, zumindest als Remix davon. BURIAL HEX spielen mit allen möglichen elektronischen Elementen, alle analog. Dazu kommen Percussions und Samples, alles was hilft um das Hörerlebnis noch eindringlicher zu machen. Daraus entstehen wahnsinnige Spannungsbögen und Dynamikspielereien, wie in 8 Pentacles, großartige Soundscapes mit vielen übereinander gelegten Schichten, wie in River of Los, von denen man sich wünscht, sie würden sofort enden, und doch ewig dauern.

BURIAL HEX bieten weit mehr, als nur konzeptlosen Lärm, was allerdings nur klar wird, wenn man sich die kompletten 75 Minuten in der richtigen Lautstärke und mit Kopfhörern gibt. Die vier Tracks des Albums stellen ein Kapitel in dem Film in eurem Kopf dar, erschreckt aber bloß nicht, zu welchen kranken Fantasien ihr fähig sein werdet. Initiations ist die dunkelste Seite, die man eigentlich nicht heraufbeschwören sollte, mit der Wirkung von einer Droge, die euch in den Sessel hineinpresst. Ihr werdet euch tonnenschwer fühlen und nicht mehr aufstehen können.

Wer offen ist für elektronischen Lärm, wer Soundtracks liebt und progressive Herangehensweise im Blut hat, der sollte sich darauf gefasst machen, dass dieses in den Adern gefriert. Aurora Borealis sagt, das hier sind Oppressive Necro Electronics. Und ich wage es nicht, dem zu widersprechen. Heilige Scheiße, wenn dass erst die Initiierung ist, was mag da noch alles auf uns zu kommen?

Veröffentlichungstermin: 13. Juni 2008

Spielzeit: 73:27 Min.

Line-Up:
Carl Ruby

Produziert von Carl Ruby
Label: Aurora Borealis

Homepage: http://www.myspace.com/burialhex

Tracklist:
1. Will to the Chapel
2. 8 Pentacles
3. River of Los
4. BO -II- NE

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