Es spricht für AUGUST BURNS RED, dass wir blind ins CD-Regal greifen könnten, ohne ein böses Erwachen befürchten zu müssen. Konsistenz war noch nie das Problem der Metalcore-Band, die vielleicht nicht zu den Innovationsfreudigsten ihrer Zunft gehört, aber dafür bei der Qualität keine Abstriche macht. Die Frischzellenkur zum Zehnjährigen wäre also eigentlich gar nicht nötig gewesen, „Leveler“ hält sich auch 2021 noch ganz gut.
Und trotzdem haben die US-Amerikaner keine Mühen gescheut und ihr viertes Studioalbum komplett neu eingespielt – mitsamt zusätzlicher Gastparts und kleineren Updates hier und da. Mit „X“ haben AUGUST BURNS RED dem Album ein neues Intro spendiert, die Gitarren sind im Allgemeinen etwas tiefer gestimmt, um den modernen Standards gerecht zu werden, und an verschiedenen Stellen hat man an den Soli geschraubt.
Im Jubiläumsgewand klingt “Leveler” kein bisschen angestaubt
„Poor Millionaire“ mit Gastshouter Ryan Kirby (FIT FOR A KING) ist so ein Fall, der zudem etwas langsamer wiedergegeben wird als in der Vergangenheit, und auch „Internal Cannon“ kann neben einem furiosen Matt Heafy (TRIVIUM) ein überarbeitetes Gitarrensolo vorweisen. Die Änderungen sind natürlich gerade für Die-Hard-Fans immer auch ein Balanceakt, grundsätzlich aber kann man „Leveler“ in seinem Jubiläumskleid aber eines nicht absprechen: Die Platte klingt von Anfang bis Ende kein bisschen angestaubt. Im Gegenteil, wäre „Leveler“ keine Neuauflage, hätten AUGUST BURNS RED hier wahrscheinlich mit das beste Genre-Werk der ersten Jahreshälfte am Start.
Selbst für Besitzer des ursprünglichen Albums kann dieses Remake daher lohnenswert sein. Jake Luhrs klingt so aggressiv wie damals, die zahlreichen Melodien sind weiterhin fantastisch und dank der etwas transparenteren Produktion, die allerdings die Becken etwas stärker in den Hintergrund schiebt, sind viele Details ausgesprochen gut zu hören, ohne dass die Durschlagkraft leiden müsste. Die Breakdowns wie in „Cutting The Ties“ treffen sogar härter als zuvor, bevor AUGUST BURNS RED – oder besser gesagt das Duo Brubaker/Rambler – uns wieder mit diesen unwiderstehlichen Gitarrenmelodien vom Boden aufkratzen.
Bei AUGUST BURNS RED können Metalcore-Fans weiterhin blind zugreifen
Das zeichnete „Leveler“ im Grunde schon 2011 aus, weshalb Liebhaber des Originals nicht zwingend zum Update greifen müssen. Die rohe und ungestüme Atmosphäre des ursprünglichen Albums ging zwischen Studio und Mastering zugunsten eines zeitgemäß druckvollen Sounds nämlich etwas verloren. Die Antwort auf die Fragen, welche Version also die Bessere ist und ob Misha Mansoors (PERIPHERY) technischeres Gastsolo in „Pangaea“ nun ein Zugewinn darstellt, müssen wir daher leider schuldig bleiben. Nichtsdestotrotz gehen wir auch mit „Leveler: 10th Anniversary Edition“ im Regal kein Risiko ein: Da kann man im Fall von AUGUST BURNS RED ruhigen weiterhin Gewissens blind zugreifen.
Veröffentlichungstermin: 21.5.2021
Spielzeit: 51:28
Line-Up
Jake Luhrs – Vocals
John Benjamin Brubaker – Gitarre
Brent Rambler – Gitarre
Dustin Davidson – Bass, Backing Vocals
Matt Greiner – Drums
Label: ABR Records
Homepage: https://augustburnsred.com/
Facebook: https://www.facebook.com/augustburnsred/
AUGUST BURNS RED “Leveler: 10th Anniversary Edition” Tracklist
1. X
2. Empire
3. Internal Cannon (feat.Matthew K Heafy) (Audio bei YouTube)
4. Divisions
5. Cutting the Ties
6. Pangaea (feat. Misha “Bulb” Mansoor) (Audio bei YouTube)
7. Carpe Diem
8. 40 Nights
9. Salt & Light
10. Poor Millionaire (feat. Ryan Kirby) (Video bei YouTube)
11. 1/16/2011
12. Boys of Fall
13. Leveler