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ÄRA KRÂ: Ferne Tage [Eigenproduktion]

Deutschland hat endlich wieder talentierten Nachwuchs: Vorhang auf für die Post-Black Metal-Band ÄRA KRÂ.

Kürzlich musste ich fast schon beschämt feststellen, dass es in diesem Jahr noch niemanden für den Titel labellose Band des Jahres gibt. Gibt es keinen Nachwuchs, oder haben sich die Labels bereits alles unter den Nagel gerissen, was richtig gut ist? Nicht nur wegen derart düsterer Underground-Aussichten sind ÄRA KRÂ die reinste Wohltat. Vor allem, weil ihr Debütalbum Ferne Tage so verflucht gut ist, weil es auf schöne Art und Weise Black Metal, Death Metal, Metalcore und – wer spricht es aus, das böse P-Wort? – Post Rock zusammen führt, so dass es für reine Gänsehaut sorgt. Wer hinter ÄRA KRÂ steckt ist nicht bekannt, auch wenn man sich mit etwas Fantasie schon zusammen reimen kann, wer sich wahrscheinlich dahinter verbirgt. Scheinbar wollen die Musiker nicht mit ihrer ehemaligen Band assoziiert werden, was – sofern ich richtig mit meiner Vermutung liege – aber nun wirklich keine Schande wäre. Das alles sorgt nicht unbedingt für zusätzliche Faszination, aber ein gewisser geheimnisvoller Schleier macht die Musik zusätzlich doch noch ein wenig schöner.

Ferne Tage findet sich nahe dem modernem Black Metal im Stil von DER WEG EINER FREIHEIT wieder, setzt dabei aber weniger auf Blast Beats, als viel mehr auf getragene Momente, die sich zwischen den schnellen Stellen immer wieder beeindruckend kräftig durchsetzen. Dazu gibt es schöne Riffs, spannende und liebevoll arrangierte Leadgitarren, kräftiges, wenn auch eintöniges Geschrei und viele Wendungen, die jedoch für kein konfuses Gesamtbild sorgen, sondern den Songs die nötige Luft zum Atmen geben. Immer wieder keimen Erinnerungen an OPETH und sogar IRA auf, so dass die warme Melancholie sicherlich niemals zu kurz kommt. Auch wenn der furiose und recht brutale Opener September das nicht sofort erkennen lässt, es ist geradezu poetisch, was ÄRA KRÂ auf ihrem Debüt bieten – weniger die Aggression als Leidenschaft steht in den sieben Songs im Fokus, und diese sieben Stücke passen alle hervorragend zusammen, so dass sie einen schönen Gesamteindruck bieten.

Originell ist das Endergebnis, das auf Ferne Tage zu hören ist, vielleicht nicht wirklich, aber dennoch klingen ÄRA KRÂ frisch und unverbraucht. Trotz der modernen, fetten Produktion ist zu erkennen, dass hier jede Menge Seele in der Musik schlummert, die drei Musiker schrammen gekonnt an der Sterilität vorbei. Hier wirkt nichts wie ein erstes Demo, Odem, Verschlafene Tage, Eos & Eis, Licht und das abschließende Flieder sorgen für wohliges Erschaudern und zeigen eine erstaunlich reife Band, die eigentlich gerne ihr Gesicht zeigen dürfte. Auf ein schön aufgemachtes Album wie Ferne Tage können ÄRA KRÂ wirklich stolz sein. Und weil das Genre des sogenannten Post Black Metal momentan sehr angesagt ist, könnten ÄRA KRÂ sicherlich bald einen ordentlichen Deal finden – ob diese eigenwillige Band das allerdings selbst will, sei dahin gestellt. So oder so, Ferne Tage ist ein höchst empfehlenswertes Stück Musik, das ihr online und umsonst über die Bandcamp-Seite, aber besser noch physisch für schlanke 7 € auf der Bigcartel-Seite der Band erwerben könnt, da auch die Aufmachung des Albums sehr liebevoll ist. Um nochmal auf die labellose Band des Jahres zu sprechen zu kommen, ÄRA KRÂ, wir sehen uns im Jahrespoll.

Veröffentlichungstermin: April 2011

Spielzeit: 35:36 Min.
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://aerakra.com/

Mehr im Netz: http://aerakra.bandcamp.com/

Tracklist:
1. September
2. Odem
3. Verschlafene Tage
4. Neuschnee
5. Eos & Eis
6. Licht
7. Flieder

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