Der Verlust mehrerer nahestehender Menschen war es, der für VANDEN PLAS-Sänger Andy Kuntz zum Auslöser für Abydos wurde – ein Konzeptalbum, welches zwar eine märchenhafte Fantasiegeschichte um den Jungen Fly erzählt, dabei aber deutliche autobiographische Züge trägt. Fly hat seinen Vater verloren und ist fortan mit der Gabe ausgestattet, alle Vibrationen von Dingen in diesem Universum als Klänge, die zu ihm kommen, wahrzunehmen. Der Junge komponiert schließlich Lieder, um die Klänge aus seinem Kopf zu entlassen.
Abydos ist ein sehr stimmiges Gesamtwerk geworden, und das fällt schon beim liebevoll gestalteten Booklet auf mit seinen vielen Illustrationen auf, welche, an die des LAKE OF TEARS-Albums A Crimson Cosmos erinnernd, im Kinderbuchstil gehalten sind, dafür aber eigentlich zu düster sind und somit ihren ganze eigenen Flair haben.
Musikalisch versucht Kuntz nicht, sich künstlich von seiner Hauptband abzugrenzen, die VANDEN PLAS-Einflüsse scheinen immer wieder durch, und manch ein Song hätte auch fast unverändert auf einem VANDEN PLAS-Album stehen können, ohne als Fremdkörper empfunden zu werden. Dennoch ist das Album bei weitem keine Selbstkopie. Oft ist ein starker 70er-Prog-Einschlag auszumachen, die Musik ist abwechslungsreicher, weniger technisch und wirkt deutlich emotionaler, was auch und insbesondere für den Gesang gilt, der zudem meist nicht ganz so hoch, aber absolut erstklassig ist. Die Erfahrung als Musical-Sänger kommt Kuntz gerade bei diesem Album zugute. Es zieht sich zwar durch das ganze Album eine leichte Melancholie, doch sind immer wieder Hoffnungsschimmer auszumachen, von einer depressiven Grundstimmung ist man trotz der Thematik weit entfernt.
Durch die orchestralen Elemente mit Streichern und Bläsern, die über weite Teile des Albums eingesetzt werden sowie die oft als Unterstützung eingesetzten akustischen Rhythmusgitarren entsteht eine enorme Klangfülle, die durch den in zwei Songs auftauchenden Chor, dem Quasi-Opener You Broke The Sun sowie dem abschließenden A Boy Named Fly, noch gesteigert wird.
Die Bandbreite reicht von typischen Prog Metal-Songs wie Silence mit seinem typischen Stakkato-Riffing, dem Sägezahn-Synthesizer-Solo und dem eingängigen, mehrstimmigen Chorus, über mit modernen Elementen spielenden Stücken wie Hyperion Sunset, das mit teils verzerrtem Gesang und zeitgemäßen Keyboards daherkommt, bis hin zu balladesken, von Piano und akustischen Gitarren dominierten Momenten sowie getragenen, majestätischen, gleichwohl düsteren, fast schon an einen Filmsoundtrack erinnernden Passagen, in denen die orchestralen Elemente die Überhand gewinnen.
Abydos ist ein Album, welches trotz der vorhandenen VANDEN PLAS-Parallelen auch hörenswert ist, wenn man mit der Hauptband von Andy Kuntz bislang nicht so viel anzufangen wusste, denn es ist ein sehr durchdachtes, aber zugleich emotionales Werk, ein Gegensatz, den aufzulösen nicht viele Musiker in der Lage sind.
Veröffentlichungstermin: 30.08.2004
Spielzeit: 70:14 Min.
Line-Up:
Andy Kuntz – Vocals
Stefan Glass – Gitarre, Keyboards, Piano, Percussion und Loops
Michael Krauss – Gitarre, Keyboards und Piano
Andreas Lill – Drums
Chor:
Susanne Debo, Christina Edelmann, Siri Hoffmann, Christiane Lück, Anna Oestereich, Stefan Färber, Heiko Preußner, Christian Weimar, Thomas Schönberger
Solo-Sängerinnen:
Charlotte Baumann
Mayka Kiefer
Bläser:
Alex Martin
Gordon Meyer
Peter Shawn
Streicher:
Isabelle Margot, Karin van de Welde
Produziert von Stefan Glass
Label: Inside Out Music
Hompage: http://www.vandenplas.de
Tracklist:
1. The Inhabitants Of His Diary
2. You Broke The Sun
3. Silence
4. Far Away From Heaven
5. Coppermoon (The Other Side)
6. Hyperion Sunset
7. God´s Driftwood
8. Radio Earth
9. Abydos
10. Green´s Guidance For A Strategy Adventure Game
11. Wild Flower Sky
12. A Boy Named Fly