TAKtlos: Extrem-Schublading

Mein Kumpel Frank pflegt immer zu sagen: “Man kann’s treiben, man kann’s aber auch übertreiben“. Diesen, doch so schön allgemeingültigen, Satz möchte ich heute mal auf die in letzter Zeit immer mehr grassierende Schubladisierung in den Infos oder den Anzeigen der Plattenindustrie anwenden…

Mein Kumpel Frank pflegt immer zu sagen: “Man kann’s treiben, man kann’s aber auch übertreiben“. Diesen, doch so schön allgemeingültigen, Satz möchte ich heute mal auf die in letzter Zeit immer mehr grassierende Schubladisierung in den Infos oder den Anzeigen der Plattenindustrie anwenden. Krönendes Beispiel der letzten Zeit war für mich eindeutig die neue Empyrium, die als “Dark Wagnerian Folk Bombast” bezeichnet wurden. Da stellt sich einem doch die Frage wie es a.) Möglich ist Wagner ohne Bombast zu spielen, denn Wagner ist ja nicht gerade als Erfinder der Unplugged-Welle bekannt? Oder b.) was ich darunter zu verstehen habe? Die Zillertaler Schürzenjäger, die im Dunkeln und in Rokkoko-Kostümen den fliegenden Holländer spielen? Oder doch nur die neue Empyrium, allerdings diesmal auf Folk getrimmt?

Wird es also soweit gehen das jetzt jede x-beliebige Band (womit ich Empyrium nicht als x-beliebige Band bezeichnen will, dafür schätze ich sie selber viel zu sehr) ihren eigenen Metal-Substil kriegt? Yup, genau soweit geht’s! Hier wird’s auch dann kompliziert, juchhei, denn die Begriffe die Plattenfirmen oft verwenden, kann man oft bestenfalls „schwammig“ nennen, oft möchte man auch einfach „hirnrissig“ sagen.

Denn bis jetzt wimmelt es in Anzeigen nur so vor Neo Industrial Folk Core Metal Bands, die Aggro Babarian War Funk Punk Metal spielen. ABER WER BRAUCHT SOWAS? Also die Bands schon, denn die sind froh das sie überhaupt Promotion kriegen und wie wir schon gelernt haben „even bad promotion is promotion“, aber ich möchte doch eigentlich die Musik verstehen und nicht die labeltechnische Schubladenzuordnung, wobei die zweite Aufgabe oftmals die Schwierigere ist.

Ok, eigentlich sollten diese Infos ja zur Information dienen (was ja der Name schon sagt, sonst könnten sie ja auch Nichtinfos heißen), aber ich werde das Gefühl nicht mehr los, das manche Labels selbst nicht mehr wissen, was sie da eigentlich verkaufen und den Konsumenten damit locken wollen, das sie möglichst viele Adjektive auf möglichst wenig Platz pinnen, in der Hoffnung es möge doch etwas nach des Käufers Gusto dabei sein. Jagut, ich sach mal, dann schreibt doch bitte nach süddeutschem Idiom “die Band XY wo so klingt wie die Band YX nur daß das hier die Band ist, wo der Einfluß der afghanischen Spätromantik stärker zu Geltung kommt”, aber bitte radebrecht euch nicht mehr durch englische Adjektivierungen (Mischform aus Adjektiv und Aktivierung (und ja ich bin stolz auf diese Wortschöpfung)) die kein Mensch mehr verstehen kann (oder will).

Aber was sinniere ich hier weiterhin über das Schicksal des zunehmenden Schubladendenkens, sonst käme ich zwangsläufig schon wieder auf eine “früher war alles besser”-Diskussion, aber als Ewiggestriger (der man ja als Metalhead nach Meinung der, achso hippen, Trendforscher eh ist) dürfte man doch noch sagen dürfen, das Barbarian War Metal auch dafür stehen könnte, das Dschinghis Khan die Ballade von den Green Berets mit härteren Gitarren zum Besten geben. Ich muß jetzt dazu schreiben, daß dies sogar meine heimliche Hoffnung ist, das wäre wenigstens mal wieder was neues, aber bei vielen anderen Gelegenheiten steht man doch nur wie der vielbeschworene Ochs vor dem Berge und überlegt ob die Plattenfirmen ihre Infos nach einem bestimmten Schema auswürfeln. Sollte dies nicht der Fall sein, möchte ich mich den Firmen schon mal als absolut zukunftsweisender Anzeigenschreiber empfehlen, ich würde es nämlich schaffen einen Würfel zu basteln, auf den ich Schlagwörter wie „Gothic“, „Black“ oder „Evil“ draufbastele. Schlimmstenfalls könnte dann in einer Anzeige „Evil Dark Evil Gothic Dark Metal“ stehen, aber ich bin mir nicht mal sicher, ob das heutzutage überhaupt noch jemanden auffallen würde.

Da fällt mir noch was ein: Warum steht eigentlich immer hinter den Umschreibungen noch der absolut überflüssige Zusatz “Metal”. Habt ihr schon mal Evil Black TripHop gehört? Selbst wenn es diese Musikrichtung gibt, sollte es mich wundern das Anzeigen hierfür ausgerechnet in einer Metalzeitung stehen sollten. Es könnte natürlich auch sein das die Plattenfirmen, also die die schon nicht wissen was sie da verkaufen, auch einfach mit mehr als drei Wörtern einfach “Schwachsinn” oder “Genial” umschreiben wollen, denn meiner Meinung nach verbirgt sich in mehr als 90% der Fälle die mit mehr als drei Wörtern angepriesen werden, genau das hinter der Musik. Ich bin also jetzt nur noch mal gespannt, wann ich die erste Anzeige mit mehr als 13 Umschreibungen lesen darf (Oder hab ich das schon und ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern?).

Achja, beim Schreiben dieses Artikels habe ich im ersten Absatz aus dem fliegenden Holländer, in einem Anfall von Schludrigkeit, den fliegenden Tannhäuser gemacht. Schreibt doch mal was euch besser gefallen würde, die richtige Schreibweise oder die freudsche Fehlleistung von mir, man könnte das sicher noch nachträglich ändern. Great Indian Ehrenwort Metal (Ja, ich mußte darauf hinarbeiten diesen Kalauer hier noch unterzubringen, ich hoffe das wird mir verziehen).

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