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TOTECHÖPFLI: Zurich for Elves (and Orcs) [Buch / English Book]

Dank Google Maps, TripAdvisor, HappyCow und Wikipedia werden Reiseführer immer mehr zu einem Relikt aus vergangenen, analogen Zeiten. Vorbei die gewissenhafte Vorbereitung der eigenen Eltern in den 80ern und 90er Jahren, die vor dem Familienurlaub sorgfältig Restaurants, Hotels und Sehenswürdigkeiten im Baedeker und im Merian-Führer zusammengelesen haben, damit sowohl Erwachsene wie auch Kinder mehr aus dem Urlaub nach Hause brachten als Sonnenbrand und überbelichtete Fotos. Kultur war ein Muss und mindestens “Kalimera” und “Kalispera” hatten schon vor der Hellas-Expedition gefälligst zu sitzen. Mittlerweile ist diese Art der Vorbereitung einem Hey ho, let`s go-Roaming-Vertrag-und-WiFi-vorhanden-Approach gewichen. Reiseführer in Buchform sind ein Nischenprodukt mit hoher Spezialisierungsrate geworden. In diese Sparte fällt auch TOTECHÖPFLIs “Zurich for Elves (and Orcs)” – schließlich haben Elfen und Orks keine Roaming-Probleme und sind empfänglich für Informationen in Buchform.

LARP-Fantasien in Altstadt und Wald

Die stimmungsvollen Fotos der reisenden Elfe Laurea und des hier und da unerwartet auftauchenden Orks Gnash werden in “Zurich for Elves (and Orcs)” mit historischen Anekdoten und Besichtigungstipps ergänzt. Während das konservative Zürich gerne seine geschichtlichen Männerfiguren mit Statuen ehrt, konzentriert sich der TOTECHÖPFLI-Reiseführer lieber auf interessante Frauen wie Anna Reinhart, die in zweiter Ehe mit dem Zürcher Reformator Huldrych Zwingli liiert war – zumindest bis er in der Schlacht bei 1531 Kappel starb und sie neben ihrem Mann auch noch Söhne und Verwandte verlor.

Brunnenblumen und Exekutionen

Der TOTECHÖPFLI-Reiseführer berichtet auch über Zürcher Eigenheiten, mit denen man sich selbst als Elfen-Touristin konfrontiert sieht (Orks lösen diese Art der Konfrontation natürlich mit dem Hackebeil). Während die Elfen sich an Blumen und Brunnen erfreuen dürfen, führen die aufgelisteten Exekutionsorte wohl eher bei den Orks für Begeisterung. Abgerundet wird “Zurich for Elves (and Orcs)” mit einer interessanten (und romantischen) Wendung der Rahmengeschichte und zwei Ausflugstipps außerhalb der teuren Bankenstadt: Regensberg (Schloss Alarm) und Kyburg (die nicht von Kühen besiedelte Kuh-Burg). 

Kurioses statt Einheitsbrei

TOTECHÖPFLIs “Zurich for Elves (and Orcs)” bietet einen stimmungsvollen und nicht alltäglichen Überblick Zürichs, der die Leserschaft mit einem Augenzwinkern auf Kurioses aufmerksam macht und nicht darum verlegen ist, touristischen Einheitsbrei zu hinterfragen. Allein der Umstand, dass im Reiseführer Humor auszumachen ist, ist ein absoluter Sonderfall – denn in der Stadt von HELLHAMMER und CELTIC FROST lacht und grüßt man grundsätzlich nicht. Aber dafür wird hier auch während der Fastenzeit hemmungslos Wurst gegessen (das Tier ist schließlich nicht mehr erkennbar, wird also schon fürs Fasten taugen), stets mit Senf (was in St. Gallen als Blasphemie klassifiziert ist). Ein Kauftipp für LARP-Ästhetiker, Zürich-Neugierige und Geschichtsinteressierte. 

Veröffentlichungsdatum: 21.05.2022

Seitenzahl: 198, mit zahlreichen Farbfotos und englischem Text.

Website: http://www.totechöpfli.ch

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