Letztes Jahr zeigte Spiel Heimorgel Spiel trotz unbestritten vorhandenem musikalischen Können, dass MAMBO KURT eben doch am liebsten live genossen werden sollte. Als Live-Performer ist der extreme Heimorgler eine Wucht – und hat 2006 auch am WACKEN OPEN AIR einen Auftritt absolviert. Bevor er diesen Sommer wieder dorthin zurückkehrt, erscheint nun die erste DVD, mit der man sich wahlweise auf das nächste MAMBO KURT-Konzert einstimmen oder das Anprobieren gemusterter Polyesteranzüge im 70er Jahre-Stil angemessen versüßen kann.
Die simple Menüführung geleitet den DVD-Schauer rasch zum Herzstück von The Orgel Has Landed – Live in Wacken. Schon während dem Opener Jump wird klar, dass das audiovisuelle Medium MAMBO KURT mehr entgegenkommt als die blanke Audio-CD. Komisch und mit einem gehörigen Schuss Selbstironie gestaltet der Deutsche seinen Auftritt, der als Konkurrenzveranstaltung zum gleichzeitigen SCORPIONS-Gig am WACKEN OPEN AIR lief. Dass mit diesem Billing Anhänger der englischen Grammatik und Aussprache beiderorts Ohrenbluten ausgesetzt waren, ist wohl Ironie des Schicksals.
Dem Publikum ist das Sprachliche wohl auch merklich egal. Es gilt, die Automatik der Heimorgel zu bewundern, sichtlich angeheitert zu Musik ist Trumpf eine Polonaise aufzuführen und beim, mit der schönen blauen Donau verquickten, Enter Sandman im Walzertakt dem Crowdsurfen nachzugehen. Für Lacher ist mit Kommentaren wie Deutschland hat eine namhafte Technoszene, weil es Marschmusik ist oder Lieber bekifft ficken als besoffen fahren (Kifferwalzer) gesorgt. Das Tänzchen mit einer Zuschauerin während Final Countdown zeigt dann, was im ZDF-Fernsehgarten nach Mitternacht hinter den Kulissen läuft und regt gleichermaßen zum Schmunzeln an wie die These, dass Deutschland das Brasilien Europas sei. Letzteres beweist MAMBO KURT mit der Bossa Nova-Variante von RAMMSTEINs Engel und trifft damit genauso den Geschmack seines Publikums wie mit seinen anderen metallischen Heimorgelschandtaten. Soundtechnisch läuft alles rund auf dieser DVD und die verschiedenen Kameraperspektiven berücksichtigen die farbige Discolampe genauso wie die positiven Reaktionen der Fans.
Das Bonusmaterial der DVD ist dann in der Kategorie nett, aber irrelevant abzulegen. Während das Interview mit Volker (DIE KASSIERER) im 70er Jahre-Shop noch witzig ist, besteht der Rest des Bonusmaterials aus kleineren Filmchen auf YouTube-Niveau. Diese sind zwar witzig, wenn man dem MAMBO KURT-Humor komplett verfallen ist. Ansonsten kann man jedoch dankend darauf verzichten und damit auch auf die hinlänglich bekannten und begähnenswerten Instrumentszerstörungen, die so gar niemand braucht.
Fazit: Für Anhänger des Extrem Heimorgelings sollte der Kauf dieser DVD eine fest beschlossene Sache sein. Allen anderen sei primär der Besuch einer MAMBO KURT-Performance empfohlen. Denn an die Live-Erfahrung eines MAMBO KURT-Konzerts kommt auch The Orgel Has Landed – Live in Wacken heran.
Veröffentlichungstermin: 13.06.2008
Spielzeit: 100:00 Min.
Line-Up:
Mambo Kurt: Heimorgel, Gesang
Label: Wacken Records / SPV
Homepage: http://www.mambo-kurt.de
Tracklist:
Live in Wacken 2006:
1. Jump
2. Final Countdown
3. Enter Sandman
4. Medley
5. Raining Blood
6. Bombtrack
7. Highway To Hell
8. Kifferwalzer
9. Rockin all Over The World
10. Engel
11. I Just Called To Say I Love You
12. I Was Made For Loving You
13. Paradise City
14. Musik ist Trumpf
Bonusmaterial:
Interview
Bonus 1:
1. Fussball
2. Kettensägenmassaker
3. Orgelfallout
4. Genf am See
5. I Just Called To Say …
Bonus 2:
1. Pilze
2. Fetisch
3. Alien 5
4. Wacken
5. Indiäna