Nachdem ich in den letzten Jahren schon regelmäßiger Gast auf dem FANTASY FILMFEST war, habe ich dieses Jahr zum ersten Mal auch die – ebenfalls regelmäßig – im Frühjahr stattfindenden FFF-Nights besucht. Grund war hauptsächlich die norwegische Zombie-Splatter-Abfahrt Dead Snow; doch wenn man schon vor Ort ist, sieht man sich natürlich gerne auch an, was es noch so gibt. Also machte ich mich am ersten richtig schönen, sonnigen Tag des Jahres auf, um mich sechs Stunden lang ins Kino zu setzen. So was nennt man wohl Epic weather fail. Aber egal, von gutem Wetter lässt sich ein gestandener Metaller schließlich nicht abhalten und somit ging es für die folgenden sechs Stunden ab in die wohlige Dunkelheit des Kinosaals.
THE HORSEMEN (USA/CAN / 2009 / 110min)
Los ging es um 16:00 Uhr mit dem Thriller Horsemen, der mit Dennis Quaid und Ziyi Zhang immerhin zwei Stars und noch einige weitere bekannte Gesichter zu bieten hatte. Quaid spielt Detective Aidan Breslin, dessen Frau kürzlich verstorben ist und der nun alleine für seine beiden Kinder da sein muss, was ihm aufgrund seines Jobs eher schlecht als recht gelingt. Er wird zu einem Tatort außerhalb der Stadt gerufen, an dem nur die Zähne des mutmaßlichen Opfers gefunden werden sowie der an vier Bäume geschriebene Satz Come and see. Kurz darauf wird Breslin zu einem weiteren Tatort gerufen, dem Schauplatz eines brutalen Mordes an einer dreifachen Mutter, die vor ihrem Tod offensichtlich gefoltert wurde. Und dann ist da noch die adoptierte Tochter der Familie, die den Kontakt zu Breslin sucht. Was sind die Motive der Täter, die sich offensichtlich für die vier Reiter der Apokalypse halten? Stück für Stück kommt Breslin der Wahrheit näher. Näher als ihm lieb ist. The Horsemen wäre sicher gerne so beklemmend wie Sieben, der hier offensichtlich Pate gestanden hat. Die Aufnahmen, die im verregneten Kanada durchgeführt wurden, zielen auf eine ähnliche Atmosphäre hin. Leider schafft der Film es aber nicht, eine ähnliche Wirkung zu erzielen, vielleicht auch, weil man die entscheidenden Plot-Twists nicht eben als überraschend empfindet. Die Auflösung hat man als aufmerksamer Zuschauer auf jeden Fall schon deutlich vor Detective Breslin vor Augen. Handwerklich ist The Horsemen sicher gut gemacht und mit Dennis Quaid und Ziyi Zhang hat man zwei gute Schauspieler in den wichtigsten Rollen, wobei Zhang Quaid klar übertrumpft. Die restlichen Akteure bleiben eher blass, bekommen aber auch kaum Freiraum sich zu entfalten. Insgesamt bleibt dieser Film aber ein eher mauer Abklatsch von Sieben. Das haben die Koreaner letztes Jahr mit The Chaser deutlich besser hinbekommen. Im April kommt der Film hier in die Kinos.
DEAD SNOW (Død snø) (NOR / 2009 / 90min)
Und dann war es auch schon soweit. Dead Snow, der Film, auf den ich am meisten gespannt war. Eine Gruppe norwegischer Twens macht über Ostern einen Ausflug in die Skihütte einer der jungen Frauen. Diese will alleine nachkommen, taucht jedoch nicht auf; dafür aber ein merkwürdiger Fremder, der so einiges über diese Gegend zu erzählen weiß. Im Zweiten Weltkrieg war dies ein Tummelplatz für Nazis, die sich bei der Bevölkerung nicht gerade beliebt gemacht haben, vor dem Pöbel in die Berge flohen und dort wohl erfroren. Tja, Pech für Vegard und seine Freunde, dass die Angehörigen der Einheit Einsatz (!) nicht ganz so tot sind wie gedacht. Als Erlend, der Film-Nerd der Gruppe, dann im Keller der Hütte auch noch eine Schatulle mit Nazigold findet, reicht es den teutonischen Besatzern endgültig und die Zombie-Nazis geben den norwegischen Jungspunden eine Lektion in deutscher Gründlichkeit. Doch so völlig wehrlos sind die potentiellen Opfer nicht, schon bald kommen Shotgun, Kettensäge und Vorschlaghammer zum Einsatz. Doch gegen die Übermacht der deutschen Untoten scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Oder um es mit den Worten der Filmemacher zu sagen: Eins! Zwei! Die! Für Zombie Splatter-Freunde, die auch gerne mal lachen, ist Dead Snow perfekt und für mich persönlich jetzt schon eines der Highlights des Jahres.
FRANKLYN (FR/UK / 2008 / 98min)
Nach dem Zombie-Massaker wurde es nun wieder etwas ernster und anspruchsvoller. Los geht es in der dystopischen Stadt Meanwhile. Diese Stadt ist überschwemmt von verschiedenen Religionen, die um Einfluss und Mitglieder werben. Dort kündigt Jonathan Preest an, dass er heute Nacht einen Mann töten wird. Der Name seines Opfers ist The Individual, Anführer einer religiösen Gemeinschaft und Entführer eines jungen Mädchens. Dann springt die Handlung ins London dieser Zeit. Dort findet ein am Altar stehen gelassener Mann seine alte Jugendliebe wieder und eine junge Kunst-Studentin verliert sich in ihren extremen Kunst-Projekten. All diese Handlungsstränge führen letztendlich zusammen. Die englisch/französiche Co-Produktion geht hier ähnlich vor wie Darren Aronofsky im grandiosen The Fountain. Die Handlung in Meanwhile besticht durch wunderschöne Optik, eine barocke Version von Blade Runner quasi. Die Besetzung hat unter anderem Eva Green (letzten beiden Bond-Filme, Der Goldene Kompass, Königreich Der Himmel) sowie Bernard Hill, den man wohl vor allem noch als König Theoden aus Herr Der Ringe kennt, zu bieten. Letzterer agiert hier allerdings nur in einer Nebenrolle als Vater auf der Suche nach seinem Sohn. Franklyn fordert seine Zuschauer. Man braucht schon eine Weile, um einen Überblick zu bekommen, doch Stück für Stück erschließt sich einem der Film, zumindest wenn man nicht alle Filme mit einem höheren Grad an Komplexität als Phantom Kommando generell ablehnt. Belohnt wird man mit einer interessanten Geschichte, drei menschlichen Schicksalen und einer interessanten Optik. Definitiv ein lohnenswerter Film. Wer Gefallen an The Fountain gefunden hat, dem wird sicher auch dieser Film zusagen, bei dem es sich übrigens um das Regiedebüt von Gerald McMorrow handelt, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Reife Leistung, von dem Mann wird man sicher noch hören!
THE GOOD, THE BAD, THE WEIRD (Südkorea / 2008 / 139min)
Ein Koreaner versucht sich an einem Western à la Leone. Kann das gut gehen? Es kann! Und wie! Neben Dead Snow war The Good, The Bad, The Weird der Knaller der diesjährigen FFF-Nights. Alle Welt ist auf der Jagd nach einer mysteriösen Karte. Als Yoon Tae-goo aka The Weird einen Zug ausraubt, fällt ihm diese in die Hände. Erstmal weiß er noch nicht so recht etwas damit anzufangen. Doch schnell wird ihm klar, dass diese Karte zu etwas verdammt Wertvollem führen muss. Doch schneller als ihm lieb ist gerät er dem Kopfgeldjäger Park Do-won (The Good) in die Finger, der das Kopfgeld, welches auf seinen Kopf ausgesetzt ist, gerne einstreichen würde. Doch letztlich macht sich das ungleiche Paar mehr oder weniger (eher weniger) freiwillig zusammen auf die Suche nach dem Ziel. Der Killer Park Chang-yi (The Bad) ist ihnen jedoch bereits auf der Spur, und so kommt es in Folge zu so mancher wilden Schießerei und einer großen Verfolgungsjagd am Ende, bei der sogar die japanische Armee mitmischt, bevor die Drei sich zum finalen Shootout zu dritt – jeder gegen jeden – in der Wüste treffen. Dass die Kämpfe völlig over the top sind und das Wörtchen Realismus in die Bedeutungslosigkeit drängen, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Die Asiaten hatten schon immer ein ambivalentes Verhältnis zu Dingen wie Schwerkraft. Dazu ein Soundtrack, der wie eine Mischung aus Western und Kill Bill klingt; heraus kommt ein grandioses Feuerwerk aus zum Teil knallharter Action und viel Witz. Eine wirklich grandiose, liebevolle Hommage an den Western, die man auch als Nicht-Genre-Fan unbedingt gesehen haben muss!
BOOK OF BLOOD (UK / 2009 / 100min)
Bereits auf dem letztjährigen FFF gab es mit Midnight Meat Train eine Clive Barker-Verfilmung zu sehen, die bis auf das etwas doofe Ende voll überzeugen konnte. Diesmal sollte es statt Splatter eher in Richtung Mystery/Horror gehen. Aber zuerst wird einem eindrucksvoll vor Augen geführt, wie ekelig der Verzehr von Spiegelei und Speck sein kann, wenn man es nur richtig filmt. Nach dieser äußerst schmackhaften Vorführung und der unmittelbar folgenden Entführung des Speisenden geht es in ein Haus, Adresse Tollington Place 65. Dort fällt eine junge Frau den in ihrem Zimmer spukenden Kräften zum Opfer. Dann geht es an die Uni. Dort hält Mary Florescu Vorlesungen über paranormale Phänomene. Mit ihrem Kollegen nimmt sie sich das Haus am Tollington Place vor. Dieses ist inzwischen verlassen. Ein neuer Käufer lässt sich für die Bude so schnell nicht finden, denn schließlich ist dort viele Jahre vor der Tochter der letzten Besitzer bereits der Anführer eines Kultes ums Leben gekommen. Mary möchte nun die Vorfälle in diesem Haus untersuchen und sichert sich dafür die Unterstützung des neuen Studenten Simon, der eine übernatürliche Gabe zu haben scheint. Oder doch nicht? Also quartiert man sich zu dritt mit einer Menge Technik in der Hütte ein und wartet auf den Poltergeist, der sich auch nicht lange bitten lässt und Simon angreift, während dieser in seinem Zimmer schläft. Nebenbei dauert es auch nicht lange, bis Mary und Simon über ihr Professor/Student-Verhältnis hinaus gehen und zusammen in der Kiste landen, wo dann auch Mary eine paranormale Erfahrung hat. Also außerhalb des Bettes jetzt… Einige Schock-Momente hat der Film sicher, ansonsten plätschert er aber eher so vor sich hin, die Story hat auch nicht eben viel Fleisch auf den Knochen. Es gibt sicherlich deutlich schlechtere Genre-Beiträge, aber eben auch deutlich bessere.
Damit waren die FANTASY FILMFST NIGHTS 2009 zumindest für mich beendet, denn der drohende Wochenstart ließ es nicht mehr zu, noch länger im Kino zu verweilen. Der Besuch hat sich wie immer gelohnt und die Vorfreude auf das eigentliche FANTASY FILMFEST im Sommer ist nun umso größer.