Nachdem wir früh Feierabend machen konnten, haben wir uns schnell ins Auto geschmissen und sind flux rüber zum ORWO-Haus geballert. Ein kurzer Fahrtweg in Kombination zur Ortskenntnis spielt uns hier stets in die Karten. Wir wollten keine Zeit verlieren, denn schließlich stieg die Sause schon am Frühnachmittag. Im gleißenden Licht der Sonnenstrahlen tauchte sie dann auf: Die lauteste Versuchung, seit es Plattenbauten gibt. Auch typisch für Marzahn: Parkplätze sind nicht nur ein Mythos! Und wer nicht mit dem Auto anreist, der nimmt halt die Tram. Immer wieder witzig, wie noch während des Berufsverkehrs schwarz gekleidete Scharen Richtung Frank-Zappa-Straße pilgern – schließlich mausert sich das ORWO-Haus zunehmend zu DEM Szenetreff im Osten Berlins.
Natürlich wurden wir sogleich von der Crew und den anderen Konzertbesuchern gebührend im (anti) Black Metal-Stil begrüßt: Die Sonne schien allen förmlich aus dem Gesicht. Hier waren wir zuhause!
Als wir dann das Gebäude betraten, gleich der erste Schock: Merch! Viel Merch! Uhhh, das wird teuer…
Was uns überdies positiv aufgefallen ist sind die Tische und Sitzbänke, die man im Nebenraum linksseits der Bühne an der Bar aufgebaut hat. Endlich mal mehr Sitzgelegenheiten als ein paar alte Autoreifen. Gegenüber der Bar wurde auch ein Imbiss eingerichtet, zudem gab’s später im Außenbereich Grillgut, denn da wir den Winter ja endlich hinter uns gebracht hatten, konnte man, während der Pausen, auch vorm Club rumlungern, sich auf der Wiese lang machen und Hopfenblütentee genießen. In den Abend- und Nachtstunden haben die Leute dann am muckeligen Feuerchen über Politik (je betrunkener, desto mehr), Satan und die Welt, den Kosmos, Germany’s Next Topmodel und Kochrezepte lamentiert. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben werden halt erst nachdem eine Handvoll Bierchen die Zunge gelockert hat, angesprochen, richtig?
Freitag, 27. April 2024
ABGLANZ
Den absoluten Opener des Indoor-Festivals lieferten pünktlich um 14:30 Uhr ABGLANZ aus Goslar – Niedersachsen. Selbst sagen die vier Musiker um Betino Lindenau (Vocals), dass die Band 2020 gegründet wurde, um dem Harz mit seinen tiefen, dunklen Wäldern und schroffen Bergen ein klangvolles Image zu geben. Die Diskografie liest sich recht schnell: Eine EP, vier Titel beinhaltend, davon einer instrumental. Dementsprechend war es ein sehr kurzweiliger Auftritt. Aber den Start der WALPURGISNACHT, und das soll hier ausdrücklich betont werden, hätte man kaum besser gestalten können! Melancholisch getragen gespielte Gitarren von Betino und Karsten Brandt lieferten einprägsame Melodien. Begleitet vom Mara’s Bass und dem zeitweisen sehr schnell gespielten Schlagzeug von André Voshage verschwamm die Musik zu einem hypnotischen Rauschen. Tatsächlich qualitativ hochwertig und sehr atmosphärisch. Uns hat’s jedenfalls sehr gefallen.
Fotogalerie: ABGLANZ
DEATH CULT 69
Dass man bei den Veranstaltungen von DMED nicht nur Geknüppel serviert bekommt, sondern sich die Veranstalter auch wirklich Mühe geben, den Besuchern der Festivals einen verhältnismäßig bunten Mix an Bands vorzusetzen, bewiesen sogleich DEATH CULT 69 aus Berlin.
Hier wurde weniger Black Metal als viel mehr Doom und auch ein wenig Goth-Metal vorgetragen. Auch wenn die Sonne munter durch die löchrigen Fensterverhänge des ORWO-Hauses schien, kam eine großartige Atmosphäre auf. Der Gesang von Konstantin Michaely (der auch für die brummend tief gespielte Gitarre zuständig war) war klar. Im harten Kontrast hierzu standen die schroffen Screams von Bassistin Fernanda Czarnobai. Am Keyboard stand Marie-Christin Herberg, die mit ihren Orgelklängen zum beinahe sakralen Sound beitrug. Das langsam-rhythmische Schlagzeug wurde von Luc Lacroix gespielt. Die vier schufen so theatralische Klanglandschaften, die mich persönlich an Gruselschlösser und Mitternacht denken ließen. Wahnsinnig stimmungsvoll! Auch hier war die Diskografie überschaubar und daraus resultierend auch der Auftritt recht kurzweilig. 4 Tracks, je zwei auf zwei Demos wurden bislang veröffentlicht. Sollte ich die Musik kurz definieren sollen: Der perfekte Soundtrack zum Candlelight-Dinner mit Dracula höchstselbst.
Fotogalerie: DEATH CULT 69
TRIVAX
Nun wurde es erstmals auf diesem Festival richtig laut. Diverse Huftierschädel schmückten die Mikrofonständer, als TRIVAX, mit blutigem Corpsepaint bemalt, die Bühne betraten. Sofort drückten die vier Members das Gaspedal auf Anschlag. Zur Begrüßung wurde seitens Shayan S. (Kopf, Gründer, Sänger und Gitarrist der Band) eine volle Mundladung Wasser ins Publikum gespien. Ob das den ersten Reihen und vor allem der Kameraausrüstung der Fotografen gefallen hat, bleibt hingegen fraglich. Gegründet wurde die Band 2009. Shayan selbst kommt, nebst Bassist Deimos (Sully) Sultan aus dem Iran. 2011 wurde das Projekt in der UK neu aufgestellt und durch Matthew Croton am Schlagzeug ergänzt. Live bekommen die drei noch mittels Zweitgitarre Unterstütung von Kieran Dawes.
Stilistisch kann man das Schaffen der Musiker als straight geradeaus ballernden Mix aus Death und Black Metal beschreiben. Volle Breitseite, mitten ins Gesicht. Die Vocals werden eher brüllend denn scharf schreiend vorgetragen. Erfrischend trocken und recht unterhaltsam kann man sagen.
Fotogalerie: TRIVAX
DRENGSKAPUR
Leider mussten MÜTTERLEIN aus Frankreich ihren Auftritt bei der Walpurgisnacht kurzfristig absagen, da ein Streik in ihrem Heimatland ihnen die Anreise verwehrte. Als Ersatz konnte man die Berliner von DRENGSKAPUR gewinnen. Das Duo Wintergrimm (Vocals und Gitarre) und Hiverfroid (Drums) musste ohne ihren Live-Bassisten Surtur auskommen, was der Performance aber kaum etwas anhaben konnte. Wir waren von Beginn an sogleich geflasht, ob der tollen Performance der Band, als Intro ein traurig anmutendes Gitarrensolo zum Besten gegeben wurde. Danach ging es herrlich hart weiter. Eiskalter Black Metal wie man ihn liebt. Die Performance machte optisch nicht viel her, genauso wie die Outfits – allenfalls Kapuzen setzte man sich auf. Was uns auffiel: Es standen zwei Mikros auf der Bühne, wohl aber nur ein Sänger. Stilistisch bediente man sich an typischen Elementen des Black Metals: Schroffe Gitarren, harte Riffs und recht hohe Geschwindigkeit. Mittendrin werden die Titel jedoch teilweise unterbrochen durch wunderbar melodische Gitarrelsoli, welche etappenweise in immer finsterere Abgründe führten, um sich dann in gewohnt klirrend kaltem Black Metal mit seinen messerscharfen Screams und Gitarrenriffs zu ergießen. Und hier zeigte sich dann der Zweck des zweiten Mikros: Hin und wieder wechselte Sänger Wintergrimm zum Klargesang, der dann vermutlich jeden im Saal abholte.
Es wurden episch lange Stücke gespielt. 50 Minuten, 3 Tracks, 0 zeitverschwendende Ansagen – um es mal in Zahlen auszudrücken. Allein der erste Song dauerte knapp 20 Minuten und wurde an einem Stück durchgezockt. So blieb das Duo echt im Gedächtnis!
Leider bildete sich im Verlauf des ansonsten wirklich fesselnden Gigs im Zentrum der Crowd ein zur Musik unpassender Moshpit. Kindergarten, den auch andere Konzertbesucher als äußerst lästig empfanden.
Fotogalerie: DRENGSKAPUR
KAWIR
Anschließend betraten KAWIR aus Griechenland das Podium. Hier spielten so denn Urgesteine der griechischen Szene – man feiert ein über 30-jähriges Bandbestehen! Visuell bedienten sich die Athener an schneeweißem Corpsepaint mit tiefschwarzen Akzenten, Sänger Porphyrion trug nicht als erster an diesem Abend eine Kapuze. Gespielt wurde ein grimmig diabolischer und brachialer Mix aus Black und Pagan Metal, der trocken und auf die Basics komprimiert dennoch ein wenig bombastischer als Trve-BM daherkam. Abschnittsweise wurden sogar recht eingängige Melodien zum Besten gegeben. Ein sehr kurzweiliger und unterhaltsamer Auftritt wurde uns dargeboten. Danke dafür!
Fotogalerie: KAWIR
DORNENREICH (Akustik)
Mit DORNENREICH betrat eines meiner persönlichen Highlights die Bühne, so verfolge ich die Band um Jochen (Eviga) Stock doch schon seit vielen Jahren. “In Luft Geritzt” ist eines meiner absoluten Lieblingsalben überhaupt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich mich ganz besonders auf das Akustikset gefreut habe. Für eingefleischte Dornenreichfans hielt das Walpurgisnacht-Festival am Samstag noch ein Metalset bereit, doch dazu später mehr.
Mit Ihrer Akustik-Performance hatten DORNENREICH definitiv einen ganz besonderen Platz im Line-up bezogen. Einzig Eviga mit Akustikgitarre und Thomas (Inve) Riesner mit seiner Violine standen auf der Bühne. Dynamisch und voller Energie und doch zerbrechlich und vergänglich präsentierten sie Ihre Kunst. Zuletzt trat die Band, so Eviga in einer kurzen Pause zum Publikum gerichtet, vor acht langen Jahren in Berlin auf. Das wusste ich natürlich, denn ich war da, mit meinem Papa, an diesem Tag im K17 (später, ein paar Jahre vorm Abriss, in Nuke umgetauft).
Auch diesmal muss ich sagen, dass es immer wieder ein Erlebnis ist, DORNENREICH live erleben zu dürfen. Man kam ganz ohne Lichtshow und ohne großes Tamtam aus. Die Spitze der Fahnenstange war für mich mit dem Titel “Dem Wind Geboren” erreicht. Seitdem ich Dornenreich kenne und liebe, will ich diesen einen Song einmal live erleben, war dies doch das allererste Lied, das ich jemals von ihnen hörte. Zutiefst berührt standen wir wie angewurzelt da, hypnotisiert und überwältigt. Die Essenz aus purer Anmut. Auch wenn ich jetzt noch an den Auftritt zurückdenke, bin ich einfach nur ergriffen. Wer sie noch nicht kennt, aber interessiert ist, sei gewarnt: Man läuft Gefahr, sich in der Musik zu verlieren. Es gibt Schlimmeres.
Fotogalerie: DORNENREICH
THE VISION BLEAK
Nach so viel akustischer Atmosphäre wurde es wieder Zeit für E-Gitarre. Nur ein bisschen. Da passte der anschließende Act THE VISION BLEAK perfekt. Weniger Black als viel mehr Gothic Metal wurde uns vorgesetzt. Bereits die Deko des Mikrofonständers von Sänger Allen B. Konstanz (Tobias Schönemann) machte einiges her: Verziert mit Efeu, Ästen und einem menschlichen Schädel, auf dem ein ausgestopfter Bussard saß, war dieser echt eine Augenweide. Das Outfit der Band an sich war hingegen eher schlicht – sparsame Bemalung in den Gesichtern, sodass diese ein wenig untot aussahen, Hemden und Hüte. Man bedient ja wie erwähnt auch keinen finsteren Black Metal. Das Konzept ging auf, denn zu den Lyrics der Gruppe gehören Themen wie Horror und Okkultismus. So war der Auftritt von Allen, Markus (Schwadorf) Stock (mit Zweitgesang und Gitarre), Sebastian (Alsvartr) Körkemeier (an den Drums) und einem zweiten (Gast-)Gitarristen ein schaurig schönes Erlebnis. Der eher klare Gesang, zeitweise abwechselnd mit den Growls von Schwadorf, verströmte eine Dunkelheit, die den Gesamteindruck abrundeten, welcher uns im Gedächtnis bleiben wird. Wirklich gelungen!
Fotogalerie: THE VISION BLEAK
1914
Als Finisher des ersten Abends standen letztendlich die Ukrainer 1914 auf der Bühne. Natürlich geht man mit einer Message auf Tour, die an Brisanz, Aktualität und Wichtigkeit kaum zu übertreffen ist. So waren auch die zum Publikum gewandten Ansagen von Sänger Dmytro Kumar, auf die aktuellen Geschehnisse hindeutend, gestaltet. Ein schwieriges Thema, da hier meiner Meinung nach Russland als solches leicht verteufelt wird, ohne zu berücksichtigen, dass nicht Russland als großes und schönes Land, sondern viel mehr der aktuelle Machthaber dort für den Krieg verantwortlich ist. Ich denke, dass einige Fans im Publikum die wichtige, richtige und unterstützenswerte Message von Dmytro leider falsch gedeutet haben und dies auch mit anfeuernden Rufen m.M.n. falscher Natur kundtaten. Verurteilt den Diktator, nicht den kleinen Bürger, der gezwungen ist, in einer Blase zu leben! Aber genug der Politik, hier geht’s um Musik!
1914 verarbeiten in ihrem Schaffen die ukrainische Geschichte, vorrangig um den ersten Weltkrieg herum. Sowohl optisch, in alt-militärischem und mit brökelnden Dreck/Schlamm gesprenkeltem Outfit, als auch akustisch mit alten originalen Tonaufnahmen damaliger Zeit, die beim Auftritt zeitweise eingespielt wurden. Die Band schaffte es, künstlerisch durch ihren mitreißenden Mix aus Blackened Doom und Death Metal, auf die Grausamkeit des Krieges hinzudeuten, wofür sie international stets an Bekanntheit gewinnen.
Ein toller und krönender Abschluss für diesen ersten Tag der Walpurgisnacht. Wir freuten uns schon riesig auf den zweiten!
Fotogalerie: 1914
Samstag, 28. April 2024
GASBRAND
Wie am Vortag begann auch der zweite Festivaltag pünktlich und auf die Minute um 14:30 Uhr. Das Duo Azaziel und F.N. betrat als Duo die Bühne. GASBRAND gab sich die Ehre. Als Unwissender hab ich mal gegoogelt, was der Name bedeutet und Bilder gesucht. Als Tipp an alle: Tut’s nicht.
GASBRAND ist nicht die erste Band der Veranstaltung, die nur mit Gitarre/Gesang und Schlagzeug auskommt. Die Band, die seit 2018 am Start ist, startete mit Soundproblemen, die aber schnell gelöst werden konnten. Schroffer Black Metal, teilweise unterbrochen von tollen Gitarrensoli. Zum Abschluss wurde noch ein Cover von WINDIR gezockt: Journey to the End. Das war ein gelungener Auftakt zum zweiten Tag, hat echt Spaß gemacht!
HÆRESIS
Als HÆRESIS auf das Podium schritten, schaffte eine dicke Wand aus Kunstnebel eine drückend-atmosphärische Finsternis. Das Projekt hinter Sängerin Christin (CG) widmet sich dem Post/Crust/Sludge-Black Metal. Es handelte sich also um die erste Band, mit rein weiblichen Leadvocals. Zusammen mit Daniel (DR) Ringl und Itay (IC) an den Gitarren, Lennart (Todesprophet) Czienskowski am Bass und Schütte (MS) hinter den Drums ergab das ein Quintett, welches, zeitweise rasend schnell, zeitweise atmosphärisch schroff spielte. Die messerscharfen Screams von CG schnitten förmlich durch die dicke Luft. Energie und Wut pur! Leider wurde der Zweitgesang nahezu komplett unter den Gitarren- und Drumwänden erstickt.
Fotogalerie: HÆRESIS
MOTHER AUGUSTA
Wow, das war schon mal richtig fett – und laut. Zur Abwechslung mal was Melodischeres? Und zack, standen MOTHER AUGUSTA auf der Bühne. Die vier sympatischen Italiener Matteo (Vinteren) Cordani (Gitarre und Gesang), Matteo (Teo) Carretta (ebenfalls Gitarre), Alessandro (A.C.) Coletta (Bass) und Tomaso (Tom) Fontanini (Schlagzeug) gaben ein, ohne ein besonderes Bühnenoutfit getragen zu haben, erfrischend schlichtes Bild ab. Musikalisch hingegen lieferten sie wunderschönes Handwerk. Im Tempo eher gedrosselt wurde uns wunderbar melodischer und bangbarer Black Metal vorgesetzt, der sofort ins Ohr ging. Teo schuf mit seiner Leadgitarre umwerfende Klanglandschaften. Vinteren fesselte, teilweise unterstützt von den Backingvocals von A.C., das Publikum. Das kam auch bei anderen Besuchern an, denn die Halle füllte sich während des Auftrittes zusehends.
Fotogalerie: MOTHER AUGUSTA
PERCHTA
Nach so viel Black Metal und dessen Spielrichtungen freuten wir uns ganz besonders auch auf einen Act, der einen ganz eigenen Stil ausgearbeitet hat: PERCHTA. Beliest man sich ein wenig, findet man die Herkunft des Namens recht schnell. Perchta ist eine aus dem bayerischen und österreichischen Raum stammende Sagengestalt, bspw. u.a. Frau Holle gleichzusetzen. Nur hat sie wenig Mütterliches an sich, wie ich finde. Und eben die finsteren und mystischen Seiten von Frau Percht (so auch der Künstlername von Sängerin Julia-Christin Casdorf) werden versucht, in der Musik und den Konzerten stimmungsvoll in Szene zu setzen. So ist das Bühnenbild enorm aufwändig. Frau Percht selbst war geschminkt wie eine Art Naturgeist. Sie ging in ihrer Rolle völlig auf, schnitt diabolische Grimassen, verkrampfte ihre Hände zu Klauen. Ihre unmenschlich gellenden Schreie wurden vom Publikum nicht minder abstrakt beantwortet. Die Texte wurden ausnahmslos in alpinem Dialekt vorgetragen. Was besonders auffiel war das Hackbrett, welches von Christian Höll, als Melodieträger beinahe ununterbrochen, angeschlagen wurde. Das gibt’s so auch nicht oft.
Die Lichtshow war diffus und sehr stimmungsuntermalend, allerdings recht dunkel und daher eher mau zu fotografieren. Selbst im Publikum stehend konnte man die Gesichtszüge der Bandmitglieder zeitweise nur erahnen.
Fotogalerie: PERCHTA
THY LIGHT
Die wollte ich immer schon mal live sehen! Diesmal war es endlich so weit. THY LIGHT begleiten mich schon seit Erscheinen ihres ersten Albums “No Morrow Shall Down” (2013). Depressive Black Metal, wie er trauriger und trister kaum sein kann.
Optisch hat sich die Band nur weiße Farbe auf die Gesichter aufgetragen und Kapuzen übergezogen. Die Musik war schlichtweg überwältigend und fesselnd. Wie für DSBM wünschenswert, schafften es THY LIGHT, gefühlt wirklich jeden im Club abzuholen und in die erbarmungslose Tiefe aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung mitzureißen. Fast spürte man körperliche Schmerzen, so überzeugend und mitreißend wurde das Set vorgetragen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass das eines der prägendsten Livekonzerte für mich überhaupt war. Die Akustik hat gestimmt, die Atmosphäre war zum Greifen – und es stand diesmal auch kein 2m-Hühne in meinem Blickfeld. Keine Ahnung, wo die alle hin waren. In der rappelvollen Halle – klar. Aber nicht vor mir. Einfach herrlich!
Fotogalerie: THY LIGHT
SUN OF THE SLEEPLESS
Am Freitag noch als Gitarrist bei THE VISION BLEAK angefeuert, so präsentierte Markus (Ulf Theodor Schwadorf) Stock am Samstag sein Soloprojekt SUN OF THE SLEEPLESS. Textlich werden bei SUN OF THE SLEEPLESS vorrangig Poesie und Natur behandelt.
Nach einem kurzen Intro legte man rasend schnell los. Der Gesang von Schwadorf ist eher als brüllend zu bezeichnen – im Wechsel mit Klargesang. Als Gastmusiker holte er sich als Gitarristen Alsvatr (auch von THE VISION BLEAK), Martin (Valkenstijn) Falkenstein am Bass und Sebastian (Seb) Schneider am Schlagzeug mit ins Boot. Mithilfe ihrer eher progressiven Spielweise sorgten die vier Profis da oben auf dem Podium für eine bedrückende Spannung.
Fotogalerie: SUN OF THE SLEEPLESS
DORNENREICH
Ich denke, man kann DORNENREICH als Headliner des Samstages handeln. Exklusiv für die Walpurgisnacht setzten sie ihr einziges Metalset für das Jahr 2024 auf – zudem war’s ein Special, einzig dem Kultalbum “Her von welken Nächten” aus dem Jahre 2001 gewidmet. Ein doppel-Special also.
Waren DORNENREICH am Vorabend “nur” zu zweit auf dem Podium zugegen, so hatten sie am Samstag Unterstützung von Moritz (Gilván) Neuner am Schlagzeug, seit 1997 festes Mitglied beim DORNENREICH-Metalset. Zudem ist David (Eklatanz) Conrad als Bassist und Zweitsänger (Cleanvocals) angereist. Eklatanz ist u.a. bekannt als Gründer und Kopf der nicht unbekannten HERETOIR. So war das Lineup also komplett, was eine gute Show versprach. Und, oh ja, es war herausragend. Kaum, dass Eviga die halb geflüsterten, halb gezischten einleitenden Zeilen von “Eigenwach” zum Besten gab, klebten alle Augen und Ohren im ORWO-Haus förmlich an der Bühne und den Lautsprechern. Gleich mit diesem ersten Titel wurde klargestellt, dass es alles geben würde, nur keine leichte Kost. DORNENREICH, das ist Kunst mit Ecken und messerscharfen Kanten, voller stechender Stacheln – reich an Dornen eben. Ein schier unerschöpfliches Maß an Kreativität, Leidenschaft und Emotionen prasselte aus uns alle ein.
“Was zieht her aus welken Nächten?” – ein grandioses Konzert zog her. Definitiv!
Fotogalerie: DORNENREICH
LUCIFER’S CHILD
Den krönenden Abschluss zur diesjährigen Walpurgisnacht lieferten LUCIFER’S CHILD aus Griechenland. Hier ging es eher straff voran. Zumeist schnelle Gitarren und satte Doublebases lieferten noch einmal einen richtigen Wachmacher – für all jene Konzertbesucher, die schwächelten (ich bin ehrlich: Wir gehörten dazu…16 Bands an zwei Abenden ist schon eine kleine Hausnummer). Nichtsdestotrotz hat das Konzert richtig gebockt. Recht bombastisch und energiegeladen schmetterte uns das Quartett Marios Dupont (Gesang), George Emmanuel (Gitarre), Kostas Gerochristos (Bass) und Nick Vell (Schlagzeug) richtig fetten Black Metal um die gebeutelten Ohren, der bei einigen Fans auch noch mal die Matten zum Fliegen brachte. Für den Circlepit, der seitens der Band vom Publikum gefordert wurde, hatte es dann aber doch nicht mehr gereicht. Irgendwann ist auch mal gut.
Fotogalerie: LUCIFER’S CHILD
Und so ging sie zu Ende, die WALPURGISNACHT 2024. Wir sind erneut hellauf begeistert und definitiv nicht zum letzten Mal dabei gewesen! Für Gäste war auch organisatorisch alles da. Für Verpflegung war gesorgt, der Grill war heiß, das Bier ging nie aus und war bezahlbar, und für jene, die von weiter weg anreisen, gab’s entweder ein Hotel, ca. 10 Fußminuten entfernt, wo auch einige der Musiker unterkommen oder eine gewisse Anzahl an Parkplätzen direkt vorm ORWO-Haus. Zudem ist die Anbindung mit den Öffis recht gut: Entweder mit der Tram oder der S-Bahn (letztere mit ca. 20 Minuten Fußweg).
Also, wie oben schon geschrieben: Wir kommen wieder. Bis dahin – stay hard!