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VINNY APPICE live 17. Juni 2019 im Meisenfrei Bremen

Mit einem Typ wie VINNY APPICE verbringt man gern den Männerabend

Männerabend! Wie kann man den besser verbringen, als gemeinsam mit VINNY APPICE, der u.a. bei DIO, BLACK SABBATH und HEAVEN AND HELL echte Männermusik eingetrommelt hat! So lädt dann der Gig im Bremer Meisenfrei ein, mit APPICE eben jene Klassikersongs dieser Helden zu feiern. Denn diese stehen heute gezielt auf dem Programm. Anfangs eher als Idee geboren, BLACK SABBATHs erstes offizielles Livealbum „Live Evil“ zu präsentieren, wo halt Vinny hinter dem Drumset saß. Aber letztendlich gibt es heute halt auch ein paar andere Hits zum Abfeiern.

APPICE mag diese kleinen Clubs offensichtlich, den Fans in die Augen zu sehen ist doch was anderes als riesen Stadien und Hallen zu bedienen wie bei den genannten Bands. So betritt er als erster die Bühne, begrüßt die Anwesenden fast persönlich. Bedankt sich für das Interesse an den Songs und den dazugehörenden Stars, verbeugt sich vor DIO, vermittelt glaubhaft, dass es ihm eine Ehre ist, diese Songs mit uns zu feiern. Sehr cool, wenn sich so ein gestandener Musiker erst seinem Publikum widmet statt den großen Macker raushängen zu lassen!

VINNY APPICE präsentiert „Live Evil“ und mehr

blankAber nach dieser ausgedehnten sympathischen Ansage zieht es ihn doch hinter seinen Arbeitsplatz. Die Bühne ist ja eh nicht groß, so bleibt er nahe dem Publikum und jeder kann ihm gezielt zuschauen. So geht es gleich in die Vollen, bei „Neon Nights“ ist die Stimmung sofort auf 100%. APPICE und seine Jungs drücken den Song mit so viel Energie raus, da kommt sofort Bewegung in die kleine Meute vor der Bühne. Übrigens sieht man einige wirklich, also wirklich ältere Leute an den Tischen setzen. Ob die wirklich auf diese Musik stehen oder ob es sich um Familienbegleitung der Band handelt, hab vergessen zu fragen…

Keine Fragen bleiben offen beim ersten Riff von DIOs „Holy Diver“. Kraftvoll präsentiert ist klar, dass nicht nur das „Live Evil“-Album runtergespielt wird oder das Album „Mob Rules“, welches BLACK SABBATH halt auf der 82er Tour präsentiert hatten. Passend zu diesen Gedanken haut man uns nun aber den entsprechenden Titelsong um die Ohren. Es ist schon krass, wie fantastisch diese großen Songs hier in diesem kleinen Rahmen kommen. Das gilt auch für kleinere Hits wie „Slipping Away“, welches von SABBATH selten live gespielt wurde. Schade eigentlich, hier groovt der Song wie Hölle.

APPICE rockt „seine“ Songs Auge in Auge mit den Fans

„War Pigs“! APPICE scherzt, es wäre ja sein Song, er hätte ihn geschrieben. Flachwitz-Modus aus, Powerdrumming an. Schaut man ihm richtig zu, dann ist es faszinierend, wie er mit Ghostbeats und eigenen Interpretationen dem Song einen ganz eigenen Flow gibt, ohne dass dieser seine Durchschlagskraft verliert. Der Drummer erinnert sich, dass er damals zarte 40 war, als der nächstfolgende Hit entstand. DIOs „Stand Up And Shout“ wird von allen vor und auf der Bühne abgefeiert. Beim groovenden „Voodoo“ von „Mob Rules“ ist endgültig wildes Getanze vor der Bühne angesagt. Schaut man rechts und links auf die mitschwitzenden Nachbarn, so sind doch neben wenigen jüngeren Metal-Heads reichlich reifere Herren am Zucken und Zappeln. Da ist morgen sicher gepflegtes Jammern angesagt bezüglich schmerzender Nacken und Muskelkater.

blankEin wenig lag die Hoffnung nahe, dass Vinny als Sänger Nick Z. Marino (MALMSTEEN) mitbringt. Letztendlich hat er wie APPICE den DIO-Tribute „Battle Song“ von AMORIELLOs Album eingespielt. Aber der Drummer war so schlau, sich passende Leute auf unserer Seite des großen Teiches einzuladen. Und hat die richtige Wahl getroffen, die Band zeigt sich bereits am Anfang der Tour als eingespieltes Team. Es folgt der erste Song, der für das „Heaven & Hell“-Album geschrieben wurde. Es darf geschunkelt werden, „Children Of The Sea“ ist angesagt.

Und zeigt, dass Piero Leporale der richtige Sänger ist. Der singt nicht nur gern mal für ULI JON ROTH, er ist zuhause in Turin sowohl in einer 60/70 Rock-Cover Band aktiv als auch in verschiedenen Tribute-Bands für die SCORPIONS, bei SPELLBINDER für URIAH HEEP oder auch für SANTANA. Und diese Erfahrung und Flexibilität hört man, er singt sich fehlerfrei durch die Songs. Nur beim von DIO so zart intonierten Auftakt von „Sign Of The Southern Cross“ wirkt seine Stimme etwas zu hoch, fast feminin. Ansonsten liefert der Italiener fantastisch ab, drückt sich abgesehen von wenigen typischen DIO-Gesten nie in den Vordergrund.

VINNY APPICE hat die passenden Musiker im Gepäck

Die gibt es auch bei „We Rock“, APPICE verprügelt sein Ride-Becken so derbe, dass es einem fast leid tut. Schon krass, mit wie viel Power der Mann sich durch die Songs arbeitet. Wo viele Drummer Energieoptimiert auf Technik gehen, setzt dieser Mann auf Kraft und Durchschlagskraft. Nicht nur wir vor der Bühne werden morgen Muskelkater haben! Ihm egal, es folgt sein Drumsolo. Viel beeindruckende Feinarbeit gibt es eher nicht, APPICE setzt auch hier auf unterhaltsames und effektives Drumming. Ihm dabei zuzuschauen macht schlichtweg Spaß. Die Musiker gehen derweil von der Bühne, dauert wohl länger, Pipipause ist bei den Kollegen angesagt. Irgendwann dürfen sie wieder mitmachen, „Sing your heart out for DIO“, machen wir, „Rainbow In The Dark“ sitzt!

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„Heaven And Hell“ natürlich auch, es wird getanzt und gesungen was geht. Dann ist es Zeit für den total sympathischen Holländer Barend Courbois. Der Mann aus Arnheim liefert ein wildes Basssolo ab, ein verrückter Kerl. Wo er zum Auftakt der Show noch konzentriert sein Ding gemacht hat, ist er im Laufe des Gigs immer lockerer geworden und hat nun sichtlich genauso viel Spaß wie wir. Ihm folgt noch der Soloslot von Lorenzo Garancini. Dieser bedient die Songs mit sauberem, punktgenauen Riffing. Bei den Leads hingegen verlässt er leider zu oft die Originaltunes und streut eigene Interpretationen ein. Das kann man sich nicht erlauben, wenn das Publikum jeden Ton der Soli mitsingen kann! Da streut man kein zeitgemäßes, modernes Gitarrenspiel ein, welches die Zuhörer aus dem Song drückt.

Hier allein mit der Gitarre im Rampenlicht sieht man, wie fit der Mann ist. Letztendlich ist er zuhause im Westen Italiens als Gitarrenlehrer und im Musikbiz allgemein sehr aktiv. Aber wie gesagt, bei allem Respekt gibt es Abzüge, hier wäre die Pflichtübung gewesen, TONY IOMMIs Gitarrenspiel zu ehren. Für die Selbstdarstellung wäre hier im Soloslot Raum gewesen. Genug genörgelt, die Jungs steuern wieder den Song an. Wir alle singen wieder „Heaven And Hell“, Piero nimmt die Earplugs raus, um uns besser zu hören. Wir haben Spaß, die Band auch, was will man mehr?

Mit einem Typ wie VINNY APPICE verbringt man gern den Männerabend

blankVinny will mehr! Nimmt das Mikro, bedankt sich für den tollen Abend und erzählt uns stolz, dass er es gemeinsam mit Drum-Bruder CARMINE APPICE auf 145 Jahre Rockgeschichte bringt. So gibt es vom gemeinsamen Album „Sinister“ nun den Song „Monsters And Heroes“, den zur Freude der Musiker zumindest ein paar von uns vorne im Schweißpool mitsingen können. Eigentlich sollte nun Schluß sein, aber der Club gibt noch ein paar Minuten. Das Intro „Embryo“! Jau, Abfeiern, „Children Of The Grave“ lässt nochmals alle Knochen knacken, was für ein Song, was für eine kraftvolle Version! Entlassen werden wir vom eher unnötigen, aber unvermeidbaren Gassenhauer „Paranoid“.

Natürlich vermisst jeder den ein oder anderen Lieblingssong, statt dem “Paranoid”-Quickie hätte ich gern meinen Lifetime-Fave “Black Sabbath” gehört. Aber alle sind sichtlich begeistert und erschöpft. Trotzdem ist der Drummer, der so viele große Songs eingespielt und heute auch dank der guten Band so greifbar präsentiert hat, schnell wieder für ein Schwätzchen bei uns. Rockstar? Ha nein, Musiker mit Leib und Seele, der genau weiß, dass diese Karriere nicht ohne die Fans möglich wäre. Mit einem Typ wie VINNY APPICE verbringt man gern den Männerabend!

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Fotos: Frank Hellweg/vampster.com

 

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