OVERKILL, MORTAL SIN und DRONE am 14. März 2008 im JUZ / Andernach

Das letzte OVERKILL-Album mag keine Offenbarung gewesen sein, live sind Bobby, D.D. und Anhang aber weiterhin eine sichere Bank.

 

Ein feines Paket für Old School-Thrasher war im März in Form von OVERKILL und MORTAL SIN auf deutschen Bühnen unterwegs. Für etwas modernen Groove sorgten dabei die Celler Modern Thrasher DRONE. Also hab ich mir den Patronengurt umgehängt und mich auf in Richtung Andernach gemacht. Am Einlass wollte man mich aber mit eben diesem Utensil nicht herein lassen. Was soll denn der Käse? Ist das hier ne Thrash-Show oder ein Kindergeburtstag? Auf dem SWORDBROTHERS FESTIVAL im Dezember hatte man noch keine Problem mit stählernem Gehänge. Auf Nachfrage am Einlass hieß es, dass die Security das wohl eben mal beschlossen hat. Den Spaß am Konzert hat das natürlich nicht wirklich gemindert, ärgerlich ist so ein Schwachsinn trotzdem. Darf ich demnächst auch die Nieten von meiner Kutte kratzen damit ich damit niemanden verletzte? Die 23,60 Euro an der Abendkasse und die 20 Euro für Shirts waren sicher mehr als ich bei einer basisnahen Truppe wie OVERKILL erwartet hatte, gingen aber noch in Ordnung. Nur dass ein Band wie DRONE da mitziehen musste, fand ich dann doch eher albern.

 

DRONE
Etwas zu modern für das
OVERKILL-Publikum – DRONE

Wie dem auch sein, als erstes durften pünktlich um acht Uhr DRONE auf die Bühne. Doch erst gabe es noch ein aus Fluch der Karibik entliehenes Intro zu hören. Nicht ganz so orchestral, eher fett ballernd, ging es dann weiter. Die Band tobte auf der Bühne wie aufgedreht. Frontmann Mutz Hempel, der mich optisch irgendwie an eine Fischkopp-Version von Robb Flynn erinnert, sprang aus dem Stand gut und gerne optimistisch geschätzte zehn Meter hoch. Und wo wir gerade bei MACHINE HEAD sind, diese hatten nicht nur optisch sondern auch musikalisch durchaus ihre Spuren im Sound von DRONE hinterlassen. Dementsprechend kam die Band beim Publikum auch nur bedingt an und bis auf ein paar enthusiastischere Fans nur Höflichkeitsapplaus, während sich er eine oder andere weiter hinten eher über das wüste Stageacting von Mutz amüsierten. Auch mit dem durch die übliche Gestik geforderten Circle Pit sollte es an diesem Abend nichts werden. Schade eigentlich, denn schlecht waren DRONE eigentlich nicht. Allerdings muss man auch anmerken, dass die ganze Choose gegen Ende doch etwas gleichförmig wurde, aber bei einem veröffentlichten Album fällt es eben schwer, vierzig Minuten nur mit Hits zu füllen. Den Abschluss bildete Welcome To The Pit dessen Anfangsriff verdächtig nach Eye Of The Tiger tönte. Dann war Feierabend für DRONE.

MORTAL
Auch nach langer Pause noch verdammt agil – MORTAL SIN

Nach einer rekordverdächtig kurzen Umbaupause von nur zehn Minuten, betraten MORTAL SIN die Bühne. Als DRONE 2007 ihr Debütalbum veröffentlichten, war Mayhemic Destruction, das Debütalbum der Australier, bereits über zwei Jahrzehnte alt. Dementsprechend erntete die Band beim deutlich auf Old School eingestellten Publikum auch nach zwei Songs schon die deutlich besseren Reaktionen, als ihre Vorgänger. Und das nicht zu Unrecht, wie ich festhalten möchte. Trotz des nicht geringen Altersunterschieds waren MORTAL SIN auf der Bühne nicht wesentlich weniger wuselig unterwegs als die Nordlichter. Bassist Andy Eftichiou hatte sogar gewisse Ähnlichkeit mit einem Känguru, was natürlich bei Australiern nicht völlig unverständlich ist. Dementsprechend hüpfte er also fröhlich mit seinem Langholz über die Bühne und versuchte das Publikum wiederum zum Mitmachen anzustacheln, was wie erwartet gar nicht mal so gut funktionierte. Ansonsten wurden MORTAL SIN allerdings äußerst gut vom Andernacher Auditorium aufgenommen. Die Australier gingen weniger brachial, dafür mit deutlich mehr Melodie als DRONE zu Werke. Dazu passte auch der Gesang von Mat Maurer, der auf Melodien statt Gebrüll setzte. Auch die hervorragende Gitarrenarbeit mit vielen melodischen Leads und starken Soli wusste zu gefallen. Lediglich der schon bei DRONE leicht störende, da viel zu dominante Drumsound, insbesondere im Bereich der Bassdrum, fiel auch hier negativ auf. Alles in allem konnten MORTAL SIN ihre Dreiviertelstunde deutlich besser nutzen und haben an diesem Abend sicher so einige Leute für sich begeistern können. Wären die Merch-Preise etwas moderater ausgefallen, hätte ich vielleicht auch zugeschlagen. So musste das OVERKILL-Shirt reichen. Trotzdem gut, dass die Australier wieder am Start sind, denn die neuen Songs konnten an diesem Abend ebenso überzeugen, wie die Songs der beiden Achtziger-Alben Mayhemic Destruction und Face Of Despair.

 

OVERKILL
Live wie immer eine sichere Bank – OVERKILL

Und damit wären wir auch schon beim Headliner. Diese ließen das Publikum erst mal über eine halbe Stunde warten, bis dann um zehn nach zehn endlich das Licht ausging und OVERKILL mit Devil In The Mist ihr Set eröffneten. Es folgten mit Hello From The Gutter und Rotten To The Core zwei absolute Granaten, die den Opener schlicht und ergreifend hinweg fegten und sofort klar machten, wer hier Herr im Haus ist. Der Sound war noch mal eine ganze Nummer fetter als zuvor und auch das Schlagzeug klang jetzt besser. Dazu gab es eine coole Lichtshow und jede Menge Nebel. Ach ja, wisst ihr, woran man schon vor der Show erkennt, wo D.D. Verni steht? Da, wo das Mikro einen halben Meter über dem Boden hängt. Die neuen Songs der aktuellen Scheibe Immortalis waren zum Teil ganz gut, aber gegen die Klassiker kann ein Lied wie Skull & Bones natürlich zu keiner Sekunde anstinken. Lediglich das später noch gespielte Walk Through Fire könnte sich einen Platz in der Setlist auch für die nächste Tour behaupten. Der Rest wird wohl schon bald live nicht mehr gehört werden. Dazu haben OVERKILL einfach zu viel starkes älteres Material. Und eine Hymne wie Old School, die im Zugabenblock direkt vor Fuck You zum Besten gegeben wird, schreiben die New Yorker heutzutage eben auch nicht mehr alle Tage. Aber immerhin gab es mit F.U.C.T. und Long Time Dying noch die zwei besten Songs von From The Underground And Below zu hören. Besonders letzteres freute mich sehr zu hören. Bei Bastard Nation waren dann alle Hände im Publikum oben. Wie Blitz es so schön formulierte: It´s like meeting old friends. I know so many faces and first names here. Ja, OVERKILL-Konzerte haben wohl echt schon was von Familientreffen. Und wo wir gerade bei Bobby Blitz sind: So durchtrainiert wie der Kerl in seinem Alter noch ist, sollte der mal ein Buch schreiben. Die Blitz-Diät oder Thrash-Pilates mit Bobby. Würde sicherlich reißenden Absatz finden. Um kurz vor halb zwölf gingen OVERKILL nach Elimination dann das erste Mal vor der Bühne, ließen sich allerdings nicht lange bitten. Wie kann es eigentlich sein, dass Necroshine so ein verdammt unbeliebtes Album ist? Ich muss zugeben, ich kenne das Album nicht, aber bei diesem dermaßen geilen Titeltrack kann doch der ganze Rest der Songs nicht nur Verschnitt sein oder? Jedenfalls brachen bei Necroshine alle Dämme und auch die inzwischen am Merch-Stand aktiven Frontmänner von DRONE und MORTAL SIN ließen die Matten kreisen. Anbiederung an die Moderne hin oder her, das ist einfach einer der geilsten OVERKILL-Songs überhaupt. Danach folgte das ebenfalls überragende Old School und natürlich der übliche Rausschmeißer Fuck You. Kein In Union We Stand heute? Nein. Das war aber auch der einzige Kritikpunkt an einer ansonsten astreinen Show. Bei OVERKILL weiß man eben, was man bekommt.

Setlist OVERKILL:
Devil In The Mist
Hello From The Gutter
Rotten To The Core
Bastard Nation
SKull And Bones
Thanx For Nothing
F.U.C.T.
Skullcrusher
Long Time Dying
Hammerhead
Walk Through Fire
Nice Day For A Funeral
Wrecking Crew
Fatal/Elimination

Necroshine
Old School
Fuck You

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