Other bands kill – MANOWAR stink! [MANOWAR live in Fürth, 18. Jänner 2010]

Other bands kill – MANOWAR stink! Auch der fünfte Versuch, sich  MANOWAR live schönzugucken, geht voll in die Hose: Schon der Einstieg mit irgendeiner neuen Nullnummer gibt die Richtung vor, schnell gerät das Gast- zum Trauerspiel.

Beim letzten MANOWAR-Konzert hatten wir Plastikschwerter dabei, aber es wurde trotzdem nicht witzig. Jetzt ist die Kapelle wieder auf Tour, und tatsächlich falle ich erneut auf die selbsternannten Metalkönige herein, deren fabelhaftes Frühwerk mir so manche Stunde meiner tristen Jugend versüßt hat, deren Live-Qualitäten jedoch bis heute weit oben in meinen all-time-Flop10 verewigt sind. Und ich habe es echt immer wieder versucht. Natürlich hätte die Truppe auch diesmal einfach nur töten können – wenn sie denn gewollt hätte. Doch in der nicht sonderlich gut besuchten Fürther Stadthalle (welch Wunder, bei einem Ticketpreis von 66(!) Talerchen an der Pforte) bleiben  MANOWAR sich selbst treu und erneut Lichtjahre hinter ihren Möglichkeiten. Recht schnell war das erbärmliche Treiben auf der Bühne jedoch zweitrangig, nachdem irgendein Vollhorst beim dritten Song im Parkett eine Stinkbombe hochgehen ließ.

Aber von Anfang an.

  Diesmal ist the mighty DW Schuld. Über Monate hat er gebenzt, hat mit Ausdauer und einer Leidenschaft für diesen Abend geworben, die man ihm gar nicht mehr zugetraut hätte… und am Ende sogar einen Gästelistenplatz für mich klar gemacht. Der Gute. Mögen sie ihn an Odins Tafel einst bis zum jüngsten Tag mit Drinks aufs Haus freihalten!

Weil ich schnellen Späßen bekanntlich nur selten abgeneigt bin, lasse ich Trottel mich tatsächlich breitschlagen, sage einen Date mit einer reizenden Bekannten ab und werde ein weiteres Mal Zeuge der kollektiven Schändung meiner an sich teueren Erinnerungen. Auch der fünfte Versuch, sich MANOWAR live schönzugucken, geht voll in die (Leder)Hose: Schon der Einstieg mit irgendeiner neuen Nullnummer gibt die Richtung vor, schnell gerät das Gast- zum Trauerspiel.

Bei der dritten Nummer (Kings Of Metal) zündet neben uns die Bombe, und ab da ist der Abend vollends gelaufen. Der Gestank in der Halle ist kaum zu ertragen, aber Metal ist bekanntlich dableiben und aushalten. Nur wimps und poser verlassen die Halle – according to MANOWAR (bei denen – fürs Protokoll – auf der laufenden Tour statt Scott Columbus Donnie Hamzik, der Mann von der ersten Scheibe, trommelt).

Eine Rede, eine Rede! skandiert The Dollinger Escape Plan nach God Or Man neben mir, und DeMajo lässt sich nicht lange bitten. I hate Assholes beginnt seine Tirade auf den Stinkstiefel, auf dessen Kopf er gleich mal 500 Euro aussetzt. Wir überlegen kurz, DW dranzugeben und das Kopfgeld gerecht aufzuteilen, lassen es dann aber gut sein.

Später gibt es noch eine zweite Joey-Predigt, in der es um einen Lehrer geht, der eine Schülerin befummelt hat, woraufhin deren Papa in der Klasse vorstellig wird und vor versammelter Schülerschaft die Scheiße aus dem Pauker prügelt. Die Botschaft der Geschichte: Take no fucking shit from anyone!

Ich lese und höre derzeit allerortens, daß MANOWAR total witzig und eine tolle Persiflage auf das Heavy Metal-Millieu sein sollen, aber ganz ehrlich: Ich habe die Pointe noch nicht gefunden (wahrscheinlich die 66 Talerchen am Eingang). Schmal ist der Grat zwischen grottenschlecht und Trash, doch das Urteil ist in diesem Fall eindeutig. Metal kann sehr lustig sein, keine Frage – aber hier ist er es gerade nicht. Zum einen, weil MANOWAR live in allen meßbaren Kategorien einfach nur versagen, zum anderen, weil die Truppe nicht nur für mich einmal für etwas stand, das…

Egal.

Du siehst im Foyer einen Merchandise-Supermarkt, bei dem der Headbanger mit Kreditkarte zahlen kann, und da ist es wie mit einer Jugendliebe, die du nach vielen Jahren wiedertriffst, die fett, feist, alt und müde geworden ist und mit der du dir nichts mehr zu sagen hast.

  Auch in diesem Fall ist die Liebe indes längst erkaltet, so dass es eigentlich nur um den schönen freien Abend schade ist. Von der völlig indiskutablen Setlist will ich gar nicht anfangen: Das letzte Studio-Langeweiler komplett, dazu die Lieder der komischen EPs, die da drumherum erschienen sind. Die einzigen beiden alten Nummern des Abends sind Kings Of Metal und Black Wind, Fire & Steel. Noch Fragen?

Schlecht bleibt schlecht – wer sich mehr als nur einmal im Jahr vor irgendeiner Bühne einfindet, weiß das auch sorgsam zu trennen. Nicht jedoch das Stumpf-ist-Trumpf-Publikum in Fürth, das – zu 90% männlich und brav im MANOWAR-Leibchen erschienen – kritikresistent und nibelungentreu alles abfeiert, was DeMajo und seine Muskelzwerge abliefern. Brrr! Der Unterschied zum PUR-Publikum sind hier echt nur das andere Logo und die anderen Gesichter auf den einschlägigen Fan-T-Shirts.

Ziehen wir hier einen Strich, die Sache ist der vielen Worte nicht wert. Wieder mal ‘nen Abend verschenkt, aber hier und heute definitiv zum letzten Mal in Sachen MANOWAR. Das Fazit des Abends bringt Zosh!-Kollege Andi auf den Punkt: Other bands kill – MANOWAR stink. Zumindest das letzte Wort ist neu, bislang stand da immer suck.

Setlist MANOWAR – 18. Jänner 2010 – Stadthalle Fürth:

1. Call To Arms
2. Hands Of Doom
3. Kings Of Metal
4. God Or Man
5. Swords In The Wind
6. Bass Solo
7. Die With Honor
8. Let The Gods Decide
9. Die For Metal
10. Sons Of Odin
11. Joey Speech
12. The Gods Made Heavy Metal
13. Sleipnir
14. Loki God Of Fire
15. Thunder In The Sky
16. Warriors Of The World

17. House Of Death
18. Black Wind Fire And Steel

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