HANIN ELIAS & THE SIGHS OF SISSIFIED RESISTANCE: Live im Nürnberger K4 – 16. Mai 2003!

Mit den Atari Teenage Riot machte sie Lärm as Lärm can. Solo gibt sie sich zahmer – oder doch nicht? Der gnadiator war auf dem Hanin Elias-Konzert in Nürnberg…

Gibt es ein Leben nach den Atari Teenage Riot? Jedenfalls keines, bei dem groß irgendwelche Kompromisse gemacht werden!

Für ihr zweites Soloalbum hat sich Hanin Elias, Frontfrau und Mitbegründerin der Berliner Elektro-Noise-Punks, lustige Gäste ins Studio geladen: Axel Hacke von den Einstürzenden Neubauten, J.Mascis von Dinosaur Jr. und den japanischen Noise-Pionier Masami Akita aka Merzbow. So gerät der Sound der Berlinerin zumindest auf Scheibe vielschichtiger und zugänglicher als früher. Live gerät die Angelegenheit jedoch nur unwesentlich weniger schrill und intensiv als die rohe Lärmwalze ihrer alten Kapelle. Die demonstrativ zur Schau getragene politische Haltung nervte schon bei Atari Teenage Riot, dennoch ist Elias Alleingang wichtig als scharfer Gegenentwurf zu all den pflegeleichten Pop- und Rock-Barbies dieser Welt.

Live im Nürnberger K4-Zentralcafé bewegen sich heftige Lärmwände auf das Publikum zu, die Verzerrer sind bis zum Anschlag aufgedreht, Frau Elias wälzt sich über die dreckige kleine Bühne, Stroboskopgewitter und Videoclip-Dauerfeuer besorgen den visuellen Kollaps. Und das alles in einer Mörderlautstärke, dass nicht nur die Ohren, sondern auch die Geräte heißlaufen. Nach einer knappen Stunde gibt die Technik auf. Leiser weiterspielen oder Feierabend, wird Frau Elias vor die Entscheidung gestellt. „Leiser? Nein, das geht nicht“, schüttelt die streitbare 31-Jährige energisch den Kopf. Ganz oder gar nicht – alles andere wäre ja auch Quatsch.

Im Vorprogramm bekannte Gesichter in neuer Besetzung und mit neuem Konzept: Lari und Evi, vormals bei Nürnbergs Punkhoffnung The Flamingo Massacres (die keine Gitarren, dafür jedoch zwei fette Bässe und mit „Wearing Your Heart On The Front Of Your T-Shirt“ ein erfrischendes Emo-Album am Start hatten), wagen mit Gitarristin Gloria unter anderem Namen einen radikalen Neuanfang. Dieser Auftritt war der allererste in der neuen Konstellation – und gewährte einen ersten Vorgeschmack auf das, was von The Sighs Of Sissified Resistance noch alles kommen wird: Straffe Beats vom Band, eine bewusst-minimal gehaltene Instrumentierung, dreistimmiger Gesang mit bissigen Texten und keine Angst vor Balladen. „Punky Disco Violence mit Pop-Affinität und Punk-Attitude“ nennen es die Musikerinnen selbst, während das Publikum noch am Einordnen ist. Es bleibt also weiterhin spannend (für Neugierige: www.thesighs.com).

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