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CULT OF FIRE, THE GREAT OLD ONES, CARONTE: Konzertbericht – ORWOHaus, Berlin – 28.03.2025

Ein Freitagabend voller schwermetallischer Klänge sollte die Fans exquisiter Stromgitarrenmusik am 28. März 2025 nach Berlin ins ORWO-Haus locken. Für jeden war etwas dabei: Doom, Black, ein wenig Post – vor allem aber eins: Totale Finsternis. 

Heute Abend wird das als „Lauteste Platte Berlins“ bekannte ORWOHaus im Osten der Bundeshauptstadt zur Bühne einer düsteren Zeremonie: Die Mantras for Peaceful Death over Europe – Tour macht Halt in der Metropole. Mit CARONTE, THE GREAT OLD ONES und CULT OF FIRE stehen drei Bands auf der Bühne, die nicht nur durch ihre musikalische Einzigartigkeit, sondern auch durch ihre rituelle Präsenz zu überzeugen wissen.

Den heutigen Abend eröffnen die Italiener von CARONTE. Teilweise sind die Kutten der Musiker überschwer von den zahllosen aufgeschraubten Nieten, die Musik des Quintetts ist beinahe genauso erdrückend, wie die Jacken bleiern. Eine Mixtur aus Stoner- und Doom-Metal wird dem Publikum hier serviert. Die vorwiegend klar vorgetragenen Vocals schaffen eine bedrückende Atmosphäre, die die Fans sofort zu überzeugen weiß. Die Bühnenshow ist überschaubar sparsam, auch wenn Sänger und Kopf der Band Dorian Bones gefühlt kein einziges Mal mit den Augen blinzelt, was seinem Auftritt einen Hauch von Wahnsinn verleiht. Das Bühnenbild, mit seinen wild in allen möglichen Winkeln abgeknickten stählernen Speeren hingegen, ist in seiner Aufmachung einzigartig.  Zwar ist die Lichtshow alles andere als überzeugend (fast schon lustlos), aber es geht hier ja um die Musik. Und diese ist bis ins letzte Quäntchen hinein überzeugend. Vor allem zum Ende hin, als die Band mit den älteren Stücken auftrumpft, gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Nach etwa 45 Minuten ist der Auftritt des Quintetts vorbei – das Konzert bleibt aber definitiv im Gedächtnis!

Fotogalerie: CARONTE

Weiter geht es, nach einer kurzen Puller- und Bierpause, mit den Franzosen von THE GREAT OLD ONES. “Die großen Alten” bezeichnen jene uralten Wesenheiten, die aus dem Äther des Alls kamen, um unsere irdische Welt zu unterjochen: Cthulhu, Azatoth, Nyarlathotep und wie sie alle heißen, mit ihrem Sternengezücht und Untergebenen. H.P. Lovecraft schuf einst dieses Horroruniversum voller ungreifbarer Schrecken, welches bis heute Inspiration für Film, Fernsehen und Musikkultur ist. Übrigens ein Lesetipp von mir! *zwinker*

Ich weiß noch, als ich die Band vor bald zehn Jahren erstmals im Club namens Musik und Frieden in Berlin live erleben durfte. Völlig ohne zu wissen, was mich erwartet, fiel mir direkt die Kinnlade runter. Seit diesem Abend lassen mich die Post-Back-Metaller nicht mehr los.


Grausam direkt drauf los gedonnert wird auch heute die Eiseskälte, die dieser Musik innewohnt, beinahe spürbar.


Kräftige Blastbeats wechseln sich mit schrillen und doch schönen Melodien ab. Surreal und abgrundtief böse präsentiert sich die Band mit einer beeindruckenden Show und Bühnendeko, welche von stählernen okkulten Siegeln und der Symbolik des verbotenen Buches “Necronomicon” geprägt ist. Beinahe spürt man den Boden beben, fast so, würde Cthulhu in seiner unterirdischen Stadt R’lyeh erwachen und somit den Untergang der Menschheit einläuten. Mit ihren dystopischen Klängen sind THE GREAT OLD ONES für mich seit jeher einzigartig und in ihrem Stil und ihrer Thematik unerreicht. Auch heute werde ich nicht enttäuscht. Wer die Musik noch nicht kennt, sollte sich einmal Stücke wie “When the Stars Align” oder “Antarctica” zu Gemüte führen. Absoluter Hörgenuss der schwärzesten Art!

Fotogalerie: THE GREAT OLD ONES


War der Abend bis jetzt noch nicht schmackhaft genug, so wird mit CULT OF FIRE der Gabentisch nun vollends eingedeckt. Und das im wahrsten Sinne: Denn da steht sie, oben auf der Bühne, die reich gedeckte Tafel. Übervoll beladen mit allerlei Köstlichkeiten, links und rechts von gewaltigen Kobras bewacht.


Die gesamte Bühne ist geprägt von buddhistischer Symbolik.


Wer den Buddhismus und den Hinduismus als rein friedvolle Bewegungen missversteht, sollte heute beinahe geschockt werden. Gruselige Masken verhöhnen das Publikum. Vor den besagten Kobras sitzen die beiden Gitarristen im Schneidersitz auf ihren Kissen und bewegen sich kein einziges Mal vom Platz. Leadsänger Vojtěch Holub, gekleidet in kunterbunten Tüchern, trägt auf dem Kopf eine grässlich verzerrt grinsende, dreiäugige Maske. Nachdem er Milch aus einer goldenen Schale eingeschenkt hat, startet das Set mit dem Titel Dhoom, und sofort ist klar, in welche Richtung sich der Abend zu seinem Finale hinbewegt. Zwar kenne ich mich in der besagten Religion nicht aus, aber laut online-Suchmaschine könnte Vojtěch einen Dharmapala darstellen – eine Art zorniger Schützer.

Auch wenn man, wie vermutlich alle Anwesenden, mit Buddhismus bislang nicht allzu viele Berührungspunkte hatte, so entführen CULT OF FIRE den Besucher in die verzehrenden Abgründe einer anderen Welt, so fern unserer Kultur, dass man gar nicht anders kann, als völlig fasziniert innezuhalten. Erfrischend exotische folkloristische Klänge indischer Machart wechseln sich mit unglaublich hartem Gitarrenriffs ab. Epochale Stücke wie “Kali Ma”, die mit eingängigem Rythmus und einer im Kopf bleibenden Melodie aufwarten, wechseln sich mit knallharten Black Metal-Brettern ab, die die Fans dazu einladen, sich dem Sog dieser Kunst, der hypnotischen Wirkung dieses Rituals, hinzugeben und gänzlich in der Musik einzutauchen.

Was hier und jetzt und heute Abend zählt, ist, dass man das, was da oben passiert, passieren lässt. Was zählt ist, dabei zu sein, bei einem der surrealsten Liveauftritte, die ich bisher erleben durfte. Ganz großes Kino!


Fotogalerie: CULT OF FIRE

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