blank

Agent Steel, Anvil, Riot & Domine in der Stuttgarter Röhre am 27.01.00

Es war schon mal wieder ein richtig seltsames Konzert…und daß es ein solches werden würde, wurde mir gleich beim Betreten der Stuttgarter Röhre bewußt, als vielleicht grade mal 20 Hansel in dem kleinen Tunnel rumstanden. Hey, hier sollten 3 echte Metal-Urgesteine spielen und kaum eine Sau interessiert´s? Doch dies sollte nicht die einzige Überraschung an diesem Abend bleiben.

DOMINE jedenfalls sorgten für keine, und das mein ich jetzt völlig wertneutral. Die Band war eindeutig der ideale Opener für diesen Abend, denn zum einen durften sich die wenigen anwesenden Fans der Band über einen soliden Auftritt freuen, zum anderen wurden denen, die DOMINE bisher noch nicht kannten, eine wirklich gute Band geboten, von der keiner enttäuscht gewesen sein dürfte.

Die Italiener haben einige gute Songs am Start, auf denen sich aufbauen läßt und die vor allem nicht ganz im italienischen True-Metal-Einheitsbrei untergehen dürften, auch wenn die Band schon sehr stark nach den typischen italienischen Newcomer-Bands klingt. DOMINE sind dann aber halt in allen Bereichen einen kleinen Tick besser, die Songs sind etwas interessanter, die Ideen etwas vielfältiger und der Gesang etwas satter. Zu Schade, daß die Gitarre an diesem Abend nicht immer ganz mitspielen wollte und so von der Sechssaitigen oft nicht mehr als ein ätzendes Knacksen zu hören war. Davon ließen sich DOMINE aber nicht beirren, genausowenig wie von den etwas verhaltenen Publikumsreaktionen.

Dieses wartete nämlich im Grunde nur auf die drei Hauptacts dieses Abends und so konnte es der Opener eigentlich nur schwer haben. Und dann kam für mich auch schon die zweite unangenehme Überraschung! Wer hat denn bitte diese Setlist verbrochen? Okay, ich laß gerne mit mir streiten, ob denn nun RIOT oder AGENT STEEL die Headliner-Rolle übernehmen sollten, aber RIOT dann schon als zweite Band auf die Bühne zu schicken empfand ich als echten Frevel! Bedenkt man dann wieder, daß letztendlich alle drei Bands ungefähr dieselbe Spielzeit zur Verfügung haben sollten, so wurde diese merkwürdige Entscheidung relativiert, aber ich persönlich wäre glaub ich schon etwas happier mit den Klängen von RIOT im Ohr aus der Röhre marschiert.

Naja, da muß man durch, auch wenn ich mich zu sehr über einen echten Headlinerauftritt von RIOT gefreut hätte.

Bei der Band schien die Motivation angesichts des mickrigen Publikums zunächst auch nicht besonders hoch zu sein. Mike DiMeo sah sowas von fertig aus, daß man ihn ohne aufzufallen in einen Sarg hätte stecken können und auch der Rest der Band schien etwas übermüdet. Als dann aber nach den letzten Klängen des Openers ´Angel Eyes´ ein für die wenigen Leute erstaunliches Getöse zu hören war, konnte man in den Gesichter der Bandmitglieder eine echte Wandlung erkennen. Völlig überrascht von den euphorischen Reaktionen blickte man plötzlich in strahlende Gesichter und von da an ging der Punk ab! Zu schade, daß aufgrund der begrenzten Spielzeit aber nur das Standardprogramm der Band gespielt wurde, was neben neuen Songs wie ´On the wings of life´ (grandios!!!) und ´Twist of Fate´ eben Klassiker wie ´Swords and Tequila´, ´The Man´, ´Thundersteel´, ´Altar of the King´ und ´Kings are Falling´ sind.

Aber auch, wenn es diesbezüglich keine Überraschungen zu vermelden gab, machte es einfach Spaß, der Band zuzuschauen und Mike DiMeo könnte ich eh stundenlang zuhören, wie er seine kleinen Geschichten zum besten gibt!

Letztendlich fiel der Auftritt aber viel zu kurz auf und als Mike DiMeo bereits ankündigte, zwei Zugaben zu spielen, mußte er leider von Gitarrist Mike Lyntz zur Enttäuschung des Publikums zurückgepfiffen werden.

Daß ANVIL als dritte Band dann eindeutig die falsche Wahl war, wurde klar, als Lips zu Beginn des Sets erstmal allein vor der Bühne im Publikumsbereich stand, um ein einleitendes Solo zu geben. Zwar fanden sich daraufhin dann auch ein paar Banger in den ersten Reihen ein, die Stimmung, die bei RIOT herrschte konnten ANVIL aber zu keiner Zeit entfachen.

Hinzu kam, daß Lips von einer ziemlichen Angina erwischt wurde und deshalb echte Probleme mit seiner Stimme hatte. Grund genug, um ´Forged in Fire´ aus dem Set zu nehmen, dennoch gab er bei ´Blood on the Ice´ genauso sein bestes, wie auch bei ´Speed of Sound´ oder ´Smoking Green´. Mit ´School Love´ wurden auch die Fans der ersten Stunde bedient und das Instrumental ´March of the Crabs´ war mal wieder ein echter Hammer (dieser Schlagzeuger ist einfach grandios, da lauscht man auch mal gerne einem Solo!) doch spätestens bei der Zugabe ´Metal on Metal´ tat einem der gute Lips wirklich nur noch leid, da er fast keinen Ton mehr herausbekam. Insgesamt also ein eher mäßiger Auftritt.

AGENT STEEL verteidigten in den kommenden 55 Minuten dann tapfer ihre Headlinerstellung! Genauso wie auch bei RIOT zuvor wurde die Band von erster Minute an abgefeiert und daß wußte diese auch zu würdigen.

´Unstoppable Force´, ´Still Searchin´, ´The Travelling´ ´Guily as Charged´, ´Rager´ oder das Instrumental ´The Day at Guyana´ brachten das Publikum zum Rasen! Zwar sind die Meinungen zum neuen Sänger nach wie vor gespalten, aber auf mich – als ´Nicht-Alt-Fan´ der Band – machte der Mann einen hervorragenden Eindruck.

Zwar mag Bruce Hall nicht ganz die Stimme des ehemaligen AS-Fronters Cyriis besitzen, dafür hat er aber eine super Ausstrahlung und man merkt, daß ihm wirklich jedes Wort, das er singt, etwas bedeutet. Mit einer so großartigen Mannschaft im Rücken kann man ja auch selbstbewußt auf die Bühne gehen.

Ich denke auf jeden Fall, daß sich die Fans an Hall recht schnell gewöhnen werden und nachdem man so liest, welchen seltsamen Weg Cyriis so eingeschlagen hat, war die Sängerwahl sicher die richtige.

Und so kam es dann doch, daß ich auch ohne RIOT-Headlinergig nach der Zugabe ´Agents of Steel´ sehr zufrieden aus der Stuttgarter Röhre marschierte. Gleichzeitig hatte ich aber nach wie vor das Gefühl, daß der Abend ziemlich unorganisiert vonstatten ging und da noch einiges mehr herausgeholt hätte werden können.

Fierce

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner