3. SPECTACULUM MOOSBURG mit FAUN, DIE STREUNER, FURUNKULUS: 19.-21.06.2009

Zum dritten Mal fand in Moosburg a. d. Isar, Großraum München, das SPECTACULUM MOOSBURG statt. Mitten im Herzen der Stadt entstand für drei Tage auf der abgeschotteten Grünfläche um den Zehentstadl, einem ehemaligen Erntelager, ein kleiner, mittelalterlicher Handwerkermarkt samt Lagerleben. Neben Händlern, Gauklern und Schaustellern, die auch dieses Mal trotz teilweise schlechten Wetters bei den Besuchern für Kurzweil sorgten, war auch beim musikalischen Rahmenprogramm einiges geboten: Zu den Stammgästen FATZWERK und NACHTWINDHEIM, welche drei Tage lang ihr musikalisches Können im Zehentstadel oder draußen auf der Gauklerbühne unter Beweis stellten, gesellte sich an jedem Abend zusätzlich ein namhafter Headliner.

Zum dritten Mal findet in Moosburg a. d. Isar, Großraum München, das SPECTACULUM MOOSBURG statt. Mitten im Herzen der Stadt entsteht für drei Tage auf der abgeschotteten Grünfläche um den Zehentstadl, einem ehemaligen Erntelager, ein kleiner, mittelalterlicher Handwerkermarkt samt Lagerleben. Neben Händlern, Gauklern und Schaustellern, die auch dieses Mal trotz teilweise schlechten Wetters bei den Besuchern für Kurzweil sorgen, ist auch beim musikalischen Rahmenprogramm einiges geboten: Zu den Stammgästen FATZWERK und NACHTWINDHEIM, welche drei Tage lang ihr musikalisches Können im Zehentstadel oder draußen auf der Gauklerbühne unter Beweis stellen, gesellt sich an jedem Abend zusätzlich ein namhafter Headliner. Doch mehr dazu später…

Freitag, 19. Juni 2009

Der Wetterbericht meint es im Vorfeld nicht gut mit den fleißigen Organisatoren. Regen wird prophezeit und regnen sollte es schließlich auch den kompletten Tag. Dies hat logischerweise auch Konsequenzen für die Besuchersituation, da sich viele angesichts des Wetters dazu entschlossen haben, zu Hause zu bleiben. Dementsprechend trist und leblos wirkt der Markt zur späten Nachmittagsstunde.

FATZWERK

Also nach einem kurzen Rundgang schnell in den Stadl geflüchtet, wo FATZWERK bereits am musizieren sind. Die Freisinger Marktmusikcombo, bestehend aus einem Trommler und zwei Sackpfeifen- bzw. Schalmeispielern, hat sich für den ersten Tag einen Gast eingeladen, der sie mit einer zweiten Davul unterstützt. Im direkten Vergleich zum Vorjahr kommen wir nicht umhin festzustellen, dass die Jungs sich ungemein gesteigert haben. Vor allem das Zusammenspiel ist nun wesentlich routinierter, so dass sich der Mix aus altbekannten Traditionals und Eigenkompositionen wesentlich mitreißender gestaltet, als wir zunächst erwartet haben. Auch die zusätzliche Davul-Trommel trägt ihren Teil dazu bei; hoffentlich finden FATZWERK auch eine dauerhafte Verstärkung für die Rhythmusfraktion, damit ihre Stücke in Zukunft ähnlich kraftvoll erklingen wie an diesem ersten Festivaltag.

FAUN

FAUN
 FAUN live beim 3. Spectaculum Moosburg.

Eine weitere Marktrunde und eine Tanzperformance des anwesenden Hexenclans später ist es dann endlich so weit. Mit gut 20 Minuten Verspätung gehen im Zehentstadl die Lichter aus, um das Abendkonzert der Pagan-Folk-Band FAUN einzuleiten. Trotz des schlechten Wetters haben extra für die bevorstehende Show doch noch einige Leute den Weg zum SPECTACULUM gefunden. Dem Regen ist es auch verschuldet, dass die Veranstaltung nicht wie zunächst geplant unter freiem Himmel statt findet, sondern in die Scheune verlegt worden ist, wie sie im Laufe des Konzerts von Sänger Oliver liebevoll betitelt wird. Im Nachhinein dürfen wir feststellen, dass diese Entscheidung nicht nur aufgrund der grauen Wolken eine richtige gewesen ist. Denn auch wenn die Temperaturen innerhalb des Zehentstadls ins Unermessliche ansteigen, sorgt allein die beeindruckende Kulisse aus Holzverstrebungen und der farbig ausgeleuchteten Ziegelsteinwand im Hintergrund für eine mystische und unglaublich dichte Atmosphäre. In tiefe Blau- bzw. Rottöne getaucht und mit großzügigem Nebeleinsatz bestreiten FAUN das gut 100-minütige Konzert vor einem Schaubild, wie es eindrucksvoller nicht hätte sein können.

FAUN
Setlist: 01. Sirena, 02. Oyneng Yar, 03. Rosmarin, 04. Rosmarin,  05. Da Que Deus, 06. Egil Saga, 07. Zwei Perlen, 08. Andro, 09. Zeitgeist, 10. Iyansa, 11. Rhiannon, 12. Tinta, 13. Wind & Geige, 14. Ne Aludj El, 15. Tagelied

Die Band selbst scheint nach ihrer Akustiktour und dem vorangegangenen Studioaufenthalt sehr gut gelaunt zu sein und genießt ihr erstes Konzert nach zwischenzeitlicher Live-Abstinenz in vollen Zügen. Und das, obwohl es schon zu Beginn des Abends während “Rosmarin zu” größeren technischen Problemen mit Oliver SaTyrs Tonabnehmer kommt. Der nimmt es jedoch mit Humor und als nach der mehrminütigen Zwangsunterbrechung sowie wiederholtem Wechsel der Laute die Technik schließlich wieder mitspielt, darf das Publikum zur Belohnung dem tollen Song ein weiteres Mal lauschen – diesmal allerdings mit Laute und in voller Länge.

Da Frontmann Oliver zudem die Wartezeit gekonnt mit selbstironischen Beiträgen versüßt und auch sonst sehr humorvoll durch den Abend führt, nimmt es ihm letztlich auch niemand übel, dass er sich mit Moosach eigentlich im falschen Ort wähnt. Für so etwas wie Groll bleibt den Moosburgern aber ohnehin keine Zeit, laden Instrumentalstücke wie das flotte “Rhiannon” oder das obligatorische “Andro” doch zum Mittanzen ein, während ruhigeres Material à la “Tinta” oder “Zeitgeist” die Herrschaften in sphärische Welten entführen.

Dass ein FAUN-Konzert ohne bestimmte Klassiker nicht funktionieren würde, versteht sich indes von selbst. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sowohl “Wind & Geige”, als auch die altisländische “Egil Saga” im Set zu finden sind. Letzteres besticht vor allem durch sein tolles Geigensolo sowie dem einmal mehr fantastischen Gesang von Sandra Elflein und Fiona Rüggeberg. Als sich die Band schließlich nach über anderthalb Stunden und einer ganzen Reihe von Zugaben mit dem wunderschönen “Tagelied” endgültig verabschiedet, erwacht Moosburg langsam und wohlig sanft wieder in der Realität, noch immer verzaubert von der einzigartigen Atmosphäre, welche die Musik FAUNs zu erschaffen vermag.

Feuershow
 Der Eisbär bei der Arbeit – Feuershow auf dem Spectaculum.

Rahmenprogramm

Was gibt es besseres, als nach diesem Ausflug in sphärische Welten mit einem Knall wieder zurück auf die Füße geholt zu werden? Also raus in die finstere Nacht, denn dort steht die Feuershow als großes Tagesfinale auf dem Programm. Da jonglieren die Narren Jolandolo von Birkenschwamm und Narrenkai wild mit brennenden Fackeln, wohingegen das Gauklerpaar Mimikry im Anschluss mit allerlei brennender Gerätschaften wie Stäben oder Fächerkonstruktionen hantiert. Selbstverständlich dürfen auch Feuerspuckeinlagen nicht fehlen. Wie im Vorjahr auch, beweisen Kry und der stämmige Eisbär, welcher auch durch seine Schwertschluck-Künste beeindruckt, dass es gerade beim Feuerspucken eben doch auf die Größe ankommt. So endet der trist-verregnete erste Tag des 3. SPECTACULUM MOOSBURG doch noch mit einer Hitzewelle.

SAMSTAG

DIE STREUNER

DIE
Wir Männer lieben Blusen ohne ´L´ – humorvolle Lebensweisheiten und Schweinereien bei den STREUNERN.

Vermutlich damit ich die allzu schlechte Metapher aus dem vorangehenden Satz nicht wiederholen kann, zeigt sich das Wetter  am Samstag wesentlich gnädiger und lässt zeitweise sogar die Sonne zum Vorschein kommen. Dennoch treffen wir erst gegen 19 Uhr am Markt ein, da für uns heute in erster Linie DIE STREUNER auf dem Programm stehen. Nachdem am Kichererbsen-Falafelstand für schmackhafte Verpflegung gesorgt worden ist, dauert es auch nicht mehr lange bis zum großen Abendkonzert.

Aufgrund des weitgehend klaren Himmels ziehen es die zu viert angereisten STREUNER vor, draußen auf der Freiluftbühne zu spielen und legen ohne Umschweife mit einem einleitenden Instrumentalstück einen gelungenen, wenn auch vielleicht ein wenig zu lang gezogenen, Grundstein für die folgenden anderthalb Stunden Sauf-, Trink- und Schunkellieder. Nur mit zwei Lauten, zwei Geigen und den eigenen Stimmbändern ausgestattet, schafft es das Quartett im Handumdrehen, die Meute zum Mitmachen zu animieren.

Dies mündet insbesondere bei der Ballade “Totentanz” aufgrund der lautstarken “Wacken” bzw. “Höllenfeuer”-Kommandos von Sänger Pinto in Situationen, die im wahrsten Sinne des Wortes zum Brüllen komisch sind. Selbiges trifft ebenso auf die Ansagen der sympathischen Formation zu, die immer einen Scherz auf den Lippen hat und auch textlich kein Blatt vor den Mund nimmt. Sei es nun das schottische Storchlied “Charlie he’s my darlin'” oder der Klassiker “Pater Gabriel”, Schweinereien gibt es am laufenden Band zu hören – vielleicht nicht ganz jugendfrei, aber stets für ein Schmunzeln gut. Dass Stücke wie “Söldnerschwein”, “Zehn Orks” oder “Wein, Weib und Gesang” natürlich ebenfalls nicht im Live-Set fehlen dürfen, versteht sich von selbst. So können wir letzten Endes das erste Gastspiel der STREUNER in Moosburg als vollen Erfolg einstufen – ein baldiges Wiedersehen in den nächsten Jahren wäre bestimmt nicht nur in unserem Sinne.

SONNTAG

Eigentlich war der Sonntag als vergleichsweise ruhiger Ausklang angedacht, doch änderte sich dies durch die kurzfristige Verpflichtung der Spielleute FURUNKULUS, die bereits in den Jahren zuvor als Konzertact das SPECTACULUM MOOSBURG begeisterten. So steht nach der Münchner Dudelsack-Trommel-Combo CLAYMORE – PIPES & DRUMS noch ein furioses wie lautstarkes Finale auf dem Spielplan. Kein Wunder, dass sich auch dank des fabelhaften Wetters der letzte Tag zum lebhaftesten entwickelt.

NACHTWINDHEIM

Doch zunächst geben NACHTWINDHEIM ein kleines Konzert auf der Gauklerbühne. Die drei Jungs begeistern nicht nur mit ihren humorvollen Kommentaren, sondern vor allem auch mit ihren eigenwilligen Interpretationen von Traditionals und Rockklassikern. Schon mal BLACK SABBATHs “Paranoid” mit Davul und Schalmeien gehört? Nein? Dann wird’s aber Zeit, denn in der Umsetzung NACHTWINDHEIMs klingt das sogar richtig gut.

Als Zugabe gibt es schließlich a-capella noch den Kinderliederklassiker “Hänsel und Gretel” in der Version für Erwachsene zu hören, bevor man die Bühne für DIE STREUNER räumt. Die legen nämlich einen viertelstündigen Kurzauftritt hin, um die Zeit bis zum Konzert von CLAYMORE – PIPES & DRUMS zu überbrücken.

CLAYMORE – PIPES & DRUMS

Als dann aus weiter Ferne erste Paukenschläge und Sackpfeifenklänge zu vernehmen sind, weiß jeder, dass das Warten nun ein Ende haben wird. In Reih und Glied marschieren die zahlreichen Musiker einmal quer über den Markt, um sich schlussendlich in kreisförmiger Formation vor der Freiluftbühne aufzustellen. Dort darf man knapp 25 Minuten lang allerlei traditionellen Dudelsackstücken wie dem klischeebehafteten “Amazing Grace” oder dem tollen “Scotland The Brave”, eine der inoffiziellen Nationalhymnen Schottlands, lauschen. Im Gesamtbild ist die Darbietung von CLAYMORE – PIPES & DRUMS zwar eindrucksvoll und professionell, aber auch ohne Überraschungen.

FURUNKULUS

FURUNKULUS
 Laute Sackpfeifen und donnernde Trommeln – FURUNKULUS.

Weitgehend überraschungsarm bleibt auch das Abschlusskonzert von FURUNKULUS. Denn wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen, dass sich Songauswahl und Ansagen bei den Passauern in den letzten drei Jahren, wenn überhaupt, nur geringfügig geändert haben. Aber angesichts der Spielfreude und der Energie, die die fünf Musiker an den Tag legen, spielt das nach spätestens zwei Liedern ohnehin keine Rolle mehr.

Außerdem ist es ja auch irgendwie kultig, wenn die eingefleischten Fans sämtliche Ankündigungen Wort für Wort mitsprechen können. Das gleicht dann schon fast einem Ritual, wie es beispielsweise dem kraftvollen und unverkennbaren “Tibet” ein ums andere Mal vorangeht. Wie bereits erwähnt, gibt es bei der Titelauswahl eher Altbewährtes, aber da FURUNKULUS seit jeher auf totgenudelte Traditionals verzichten und stattdessen auf hochkarätige Eigenkompositionen à la “Drachentanz” oder “Dracula der Pfähler” setzen, freuen wir uns dennoch, die gewohnten Hits der Gruppe zu hören.

Die Ausnahme zur Regel ist hierbei der Ohrwurm “Auf dem Weg nach Palästina”, eine freie Interpretation des altbekannten “Palästinalieds”. Aber ob selbst komponiert oder nicht, was den Spielleuten der Ewigkeit ihren ganz eigenen Charakter verleiht, ist, neben dem charismatischen wie sympathischen Auftreten der gesamten Band, in musikalischer Hinsicht vor allem der stampfende, peitschende Groove, den die Rhythmusfraktion zu beschwören vermag.

Dass dieses Mal trotzdem nicht ganz so viel getanzt wird, ist vermutlich auch der offen angelegten Gauklerbühne zu verschulden – im Zehentstadl ist das Spektakel eben doch komprimierter. Aber sei’s drum, Spaß haben alle Beteiligten dennoch und nach der gut 60 Minuten dauernden mittelalterlichen Vollbedienung, in die auch die alltägliche Feuershow integriert wird, sind wir sicherlich nicht die einzigen gewesen, die die letzten Stunden des 3. SPECTACULUM MOOSBURG mit einem Lächeln auf den Lippen genossen haben.

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