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SAMSARA BLUES EXPERIMENT: Bei Karat schlaf ich immer ein!

Aus der Anlage quietscht Helge Schneider "Schüttel dein Haaaaaaar…!" und SAMSARA BLUES EXPERIMENT-Sänger Christian Peters zieht los, um seine Bandkollegen zusammenzutrommeln und gemeinsam den Abend, das aktuelle Album und die letzten Tourneen Revue passieren zu lassen.

Jena, Rosenkeller: man stelle sich einen unterirdischen Raum vor in der Größe einer Doppelgarage – mit der Länge von zwei Doppelgaragen. Kein großer, dafür aber ein umso schönerer Konzertschuppen. Heute befindet sich die Rose nicht wie üblich unter der Erde, sondern schwebt gefühlte 5 Meter über dem Boden, denn die Berliner SAMSARA BLUES EXPERIMENT und die Aschaffenburger MY SLEEPING KARMA sorgen als psychedelisches Doom-Blues-Duo für weißes Rauschen in den Ohren und auf und ab wippende Körper der Zuhörer. Dass am gleichen Abend FIDDLER´S GREEN nur ein paar Schritte nebenan spielen, das kratzt keinen der hier Anwesenden.

Mit Center of the Sun eröffnen SAMSARA BLUES EXPERIMENT den Abend und ihr Set, nach anfänglich leichten Soundproblemen läuft der Hase hier aber wie von selbst: die Berliner beweisen, dass der sphärische Sound ihres Albums Long Distance Trip live genauso überzeugt wie auf Platte. Neben Songs des aktuellen Albums bekommt das Publikum auch zwei neue präsentiert, und zwar Outside Insight Blues und das in perfektem Ostdeutsch angekündigte Into The Black. Dass die in eine ähnliche Kerbe hauen wie das bekannte Material, das muss nicht extra erwähnt werden – wiederholt wird bei SAMSARA BLUES EXPERIMENT trotzdem nichts. Wie auch auf Long Distance Trip beendet das Mammut-Stück Double Freedom das Set.

 
 

Szenenwechsel: Ich befinde mich im Backstagebereich des Rosenkellers zum Gespräch mit SAMSARA BLUES EXPERIMENT. Aus der Anlage quietscht Helge Schneider Schüttel dein Haaaaaaar…! und Sänger Christian Peters zieht los, um seine Bandkollegen zusammenzutrommeln.
Nach kurzem Plausch beginnen wir, den Abend Revue passieren zu lassen: Wir sind teilweise sehr erkältet, aber an sich war´s nicht schlecht! meint Chris. Gitarrist Hans hingegen ist ein wenig euphorischer: Ich fand es saugeil! Wenn man in einer Stadt spielt, in der man vorher nicht gespielt hat, ist das ein bisschen was anderes, als wenn man irgendwo auftritt, wo man schonmal war. Da kann man besser abschätzen, was einen erwartet. Aber wie gesagt, ich fands geil!
Zurzeit befinden sich die Berliner auf einer Wochenendtour mit MY SLEEPING KARMA, welche einen ziemlich starken Gegensatz zur vorherigen Tour mit YAWNING MAN darstellt: Mit YAWNING MAN waren wir ja neun Tage am Stück auf Tour, das mit den Karmas geht ja immer nur am Wochenende, die kennen wir auch schon ziemlich lange. Ein großer Unterschied ist auch, dass MY SLEEPING KARMA Deutsche sind. Zwar Westdeutsche, aber sie wissen, was ein Konsum ist, so Chris.
Hans geht weiter: Das Ziel der Amis war eigentlich nur, jeden Abend Frauen abzuschleppen.
Und die waren wohl nicht allzu sehenswert.
Auf der Tour lernt man die sogenannten Kultfiguren erst richtig kennen. Wir waren zwar ziemlich separat, aber man verliert doch ein bisschen den Respekt vor solchen Galleonsfiguren: es gab nur einen, der sich um seine Crew gekümmert hat, keiner hat sein Equipment mit aufgebaut – aber nicht, weil sie Allüren hatten, sondern weil sie so verplant waren!

Ein weiterer Höhepunkt, der auch im Verlauf des Gesprächs immer wieder Erwähnung findet, ist die Tour durch die USA 2009. Doch nicht nur Positives wissen die Berliner zu berichten: Der Unterschied zum europäischen Publikum sei gravierend. Und das ist wohl kein Vorteil: Sie sind wiedersprüchliche Persönlichkeiten – sie sagen dir zwar, dass du einen tollen Auftritt hingelegt hast, zeigen das aber nicht. Die stehen eben einfach nur rum. Ist wohl eine Mentalitätssache.
Auch einen Unterschied in der Clubszene macht sich bemerkbar, wie Chris berichtet: Eine richtige Clubszene scheint es dort garnicht zu geben – zumindest nicht, wie wir es hier gewöhnt sind: stell dir vor, du kommst am Abend in dem jeweiligen Club an und der Besitzer weiß noch nicht mal, dass du dort spielst, drückt dir 10 Dollar in die Hand und du bekommst weder Essen noch Penne noch sonstwas. Das ist bei uns in Europa ganz anders.

Mittlerweile sitzt auch Bassist Richard mit am Tisch, und mit seinem Auftauchen entfacht sich eine Diskussion über den Unterschied zwischen Europa und den USA, welche aber ziemlich schnell in Richtung Kult gelenkt wird.
KYUSS-Kult, um genauer zu sein.
Zig verschiedene Namen von Persönlichkeiten der amerikanischen Stonerszene fliegen durch den Raum, und Sänger Chris meint lachend: Ist ja hier wie bei Wayne´s World!
Doch beim Thema KYUSS und GARCIA PLAYS KYUSS sind sich die Herren einig: KYUSS sind kult, weil die Leute kultig sind. GARCIA PLAYS KYUSS ist die beste KYUSS-Coverband, die es gibt, denn ein Mann ersetzt eben keine komplette Band lässt Gitarrist Hans zwischen seiner schätzungsweise fünfzigsten Zigarette verlauten.

Doch um beim Thema Tour zu bleiben: was ist denn eigentlich das schönste Erlebnis, das SAMSARA BLUES EXPERIMENT auf Tour bis jetzt hatten? Eigentlich, dass man immer heil nach Hause kommt und sich noch halbwegs leiden kann, so Chris.
Richard meint dazu: Das summiert sich irgendwie in einer Art Feeling – alle ziehen an einem Strang, man erlebt tolle Sachen, sieht geniale Flecken der Erde: Berge, Seen, Städte … wie auf unserer Amerikatour zum Beispiel.
Wo sich auch das aktuelle Album Long Distance Trip zum Teil entwickelt hat.

 Cover

 Der Name ist Programm!
Drummer Thomas über das
aktuelle Album

Hinter dem Album steht an sich kein Konzept. Aber der Name ist Programm! meldet sich auch Drummer Thomas zu Wort. Wir haben viel gejammt, und uns dann alles zusammengebastelt oder manches ist beim Aufnehmen erst entstanden. Es fällt verdammt schwer, irgendwann einen Schlussstrich unter den fertigen Songs zu ziehen und nicht noch mehr daran zu feilen. Fakt für uns war aber: es muss rocken. Oder doomen. Gegebenenfalls auch bluesen führt Richard fort. Und Chris ergänzt: Manchmal muss es einfach auch nur rauschen.

Die Inspiration für die Musik an sich war die Zeit und die Veränderung selbst, für das Cover waren es Frauen – wie man unschwer erkennen kann. Basierend auf Gustav Klimts Zeichnung Fischblut erntete das Cover nicht bloß Lob, sondern auch Kritik (Thomas:Wir können nicht auf jedes Cover eine nackte Frau stellen!) bishin zu Ablehnung.
So geschehen bei einem Auftritt in Bielefeld. Dort mussten wir die heiklen Stellen sogar mit Gaffer überkleben meint Richard und führt fort: Frauen sind aber einfach Musen, deshalb haben wir uns für dieses Cover entschieden. Es passt eben!

Zum Abschluss sollen sich die vier Herren selbst einschätzen:

Warum sind SAMSARA BLUES EXPERIMENT hörenswert?
Weil wir keine Bläser haben!
Okay, und jetzt ernsthaft: Weil wir einzigartig sind. Das, was wir machen, macht kein anderer!, so Thomas.

Wo würdet ihr gerne mal auftreten?
Im Stadion in Reykyavik meint Hans.
Und wieso? Naja … weils echt schwer ist!
Allgemeines Gelächter.

Welche Musik hört ihr auf Tour?
Meine Musik! LED ZEPPELIN, CAMEL, BLACK SABBATH und so weiter. zählt Chris auf.
Aber bloß kein KARAT! Bei KARAT schlaf ich immer ein wirft Richard ein.

Irgendwelche Schlussworte?
Ja: Möge die Macht mit dir sein! Und das meine ich vollkommen ernst! rundet Chris das Interview ab.

Dankeschön, und ich verschwinde wieder in das Kellergewölbe, um mir die restlichen paar Minuten von MY SLEEPING KARMA anzusehen.

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