OVERSOUL: Doom – die Befreiung

Bei OVERSOUL handelt es sich mal wieder um eine der vielen hochkarätigen Bands, die derzeit anscheinend in der großen Veröffentlichungsflut unterzugehen droht. Ich persönlich kann mir die eher durchschnittlichten Bewertungen in vielen Magazinen einfach nur so erklären, dass sich die jeweiligen Rezensenten mit dem Debüt der Band schlicht und ergreifend zu wenig beschäftigt haben. Denn "Seven Days in November" bietet zum einen großartige Musik, die um ein vieles tiefer geht als der derzeitige Einheitsbrei, und zum anderen hat die Band um den REVELATION-Frontmann Dennis Cornelius einen völlig eigenständigen Sound, mit dem sich die Band wohltuend in der Szene hervorheben kann. Ein Interview mit Dennis war also Pflicht…

Bei OVERSOUL handelt es sich mal wieder um eine der vielen hochkarätigen Bands, die derzeit anscheinend in der großen Veröffentlichungsflut unterzugehen droht. Ich persönlich kann mir die eher durchschnittlichten Bewertungen in vielen Magazinen einfach nur so erklären, dass sich die jeweiligen Rezensenten mit dem Debüt der Band schlicht und ergreifend zu wenig beschäftigt haben. Denn Seven Days in November bietet zum einen großartige Musik, die um ein vieles tiefer geht als der derzeitige Einheitsbrei, und zum anderen hat die Band um den REVELATION-Frontmann Dennis Cornelius einen völlig eigenständigen Sound, mit dem sich die Band wohltuend in der Szene hervorheben kann. Ein Interview mit Dennis war also Pflicht…

Um die Muss-Fragen bezüglich OVERSOUL gleich zu Anfang hinter uns zu bringen würde mich natürlich als erstes die Geschichte bezüglich REVELATION interessieren. Etwas, das ich bis heute noch nicht so recht verstanden habe ist, ob REVELATION noch existiert oder nicht. Du hast die Band ja vor einigen Jahren verlassen aber dann gab es ja irgendwann so was wie eine Reunion. Könntest du mich da also mal aufklären, gibt es REVELATION noch und bist du Teil der Band?

Nun, REVELATION ist definitiv nicht beendet, und zuallerletzt für mich. Ich habe es immens genossen, mit diesen Jungs zu jammen. Wir sind letztes Jahr auf dem ersten ShoD Fest zusammengekommen und hatten einen Flash. Wir haben seit drei Jahren nicht mehr zusammen gespielt und die Chemie war aus meiner Perspektive nach wie vor da. So weit ich das jedoch derzeit sagen kann, werden wir in nächster Zeit wohl nicht zusammenkommen.

Siehst du OVERSOUL daraus folgend als eine Art Fortsetzung von REVELATION? Ich denke, es gibt in der Musik von OVERSOUL Elemente, die man sehr wohl mit REVELATION vergleichen kann. Zum Beispiel, dass es sich bei beiden Bands nicht um konventionellen Doom Metal handelt, die Musik geht weit darüber hinaus. Und es gibt eine ähnliche Stimmung. Würdest du mir zustimmen?

Ja definitiv! Ich liebe die ersten beiden REVELATION Alben total, bei denen ich ja nicht beteiligt war. Denn diese beiden Alben hatten einen massiven Effekt auf meine Art für REVELATION und OVERSOUL zu schreiben. Ich denke, seitdem mich die Musik von John Brenner so sehr beeinflusst hat, ist das bei mir etwas völlig natürliches.

In der Thanks-List eures Booklets hat Patric geschrieben To John Brenner (brother, you indirectly formed OVERSOUL!!) Was steckt dahinter?

Nun, ich traf Patric auf Grund einer Reihe von Zufällen. Patric fing an Doom-Metal zu hören, als Never comes Silence herauskam. Letztendlich schrieb er John einen Brief, um ihn wissen zu lassen, dass seine Musik in seiner Seele etwas berührt hat. Nun, nachdem John bei REVELATION Anfang ´93 ausstieg, bin ich kurz danach in die Band gekommen. John hat nach wie vor unter der Adresse seiner Mutter Briefe erhalten, wo er aber nicht mehr wohnte. Steve und ich sind gelegentlich dort hingefahren, haben die Briefe aufgelesen und unter uns verteilt. Ich habe dann Patrics Brief in die Hände bekommen. Wir haben begonnen, uns in den nächsten Jahren gegenseitig zu schreiben und ab und an zu telefonieren. Anfang ´96 bin ich nach Oklahoma gezogen, was den Jamsessions mit REVELATION ein Ende setzte. Und Patric zog ´98 von Californien hierher um mit mir Musik zu machen. Es waren sehr interessante Zeiten für mich.

Im Gegensatz zu REVELATION hast du bei Seven Days in November die gesamte Musik geschrieben. Ist dies ein Grund, weshalb du OVERSOUL gegründet hast? War es die Tatsache, dass du deine eigenen musikalischen Ideen umsetzen wolltest? Und ich war etwas von eurer Arbeitsaufteilung überrascht. Du hast die gesamte Musik geschrieben, du hast die Gitarren und den Bass eingespielt und du bist der Sänger, aber interessanterweise wurden die gesamten Texte von Patric geschrieben. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Aufteilung und wie kommt es, dass du keine Texte zu der Musik geschrieben hast?

Es hat bis zur Beendigung der Aufnahmen zu Seven Days in November… gedauert, bis ich erkannte, dass es für mich enorm wichtig war, aus dem Schatten herauszutreten, den ich selbst über mich während der Zeit bei REVELATION auferlegt habe. Ich meine, da ist dieser Kerl, den ich verehrt habe und dem ich so lange nacheiferte, und eines Tages trete ich plötzlich in dessen Schuhe… Ich dachte, es wäre wie ein wahrgewordener Traum aber es wurde für mich sehr schwierig, von den Gleisen wieder herunterzukommen, auf denen ich mich befand. Ich denke, wenn du das Frozen Masque Demo gehört hast, das wir gemacht haben, dann dürftest du gesehen haben, dass ich anfing, mich selbst als Schreiber zu entwickeln.

Was die Aufteilung unserer Arbeit angeht, das kam völlig natürlich zu Stande. Wenn wir zusammen kommen um zu jammen, beginne ich mit einer Riff-Idee und von da an arbeiten wir gemeinsam musikalisch an dem Song, bis er fertiggestellt ist. Patric schreibt ständig Texte. Normalerweise überreicht er mir die Texte für den Song, wenn die Musik fertig ist. Für mich ist das vollkommen in Ordnung denn normalerweise versau ich es, wenn ich meine Gefühle auf Papier bringen soll. Ich versuche nur, eine Verbindung zu dem aufzubauen, was Patric geschrieben hat, und meine Emotionen kommen in meiner Stimme und meiner Musik zum Ausdruck.

Beim Lesen des Info-Schreibens von Gutter Records ist bei mir der Eindruck entstanden, dass es die Band OVERSOUL tatsächlich nicht gäbe, wenn Patric nicht gewesen wäre. Was ist (von den Lyrics mal abgesehen) sein Part in der Band und wie sieht eure Beziehung zueinander aus?

Patric spielte vor OVERSOUL lediglich in zwei anderen Bands und beide waren eher punk-orientiert. Ich denke was die Chemie zwischen uns hauptsächlich ausmacht ist ein enormer Respekt für die Fähigkeiten des anderen. Und auch die Fähigkeit, dem anderen gegenüber kritisch zu sein ohne in sinnlose Streitereien zu verfallen. Wir sind gute Freunde.

Inzwischen habt ihr für die Band ja auch noch zwei weitere Musiker gefunden, Chris Greenway und Dave Arnett. Könntest du uns etwas über die neuen Bandmitglieder erzählen und wie ihr sie gefunden habt. Stell sie uns doch einfach mal vor…

Ah ja, meine zwei neuen Brüder im Doom sind eine hervorragende Erweiterung der Band. Andere kamen und gingen. Unseren letzten Bassisten hatten wir während den Aufnahmen zu dem Album verloren. Ich denke diese beiden werden jedoch in der Band bleiben. Sie kommen beide von einer lokalen Band, die sich SUBSANITY nennt. Sie spielten eine Art Doom Crust, deshalb war es auch nicht schwer, sie auf unseren Weg zu führen. Dave und Chris sind beide bereits in den Songwriting-Prozess einbezogen und wir haben schon genug Material zusammen, das auch gut genug für einige weitere Alben wäre.

Die Musik von OVERSOUL basiert auf Doom Metal aber sie geht ein ganzes Stück weiter, als das, was die meisten mit Doom Metal in Verbindung bringen würden. Siehst du OVERSOUL denn nach wie vor als Doom Band und was würdest du an eurer Musik als besonders bezeichnen?

Ich denke, dass man beim Hören unseres Albums definitiv diese Doom-Vibes bekommt. Aber nach mehrmaligem Durchhören findet man sicher mehr. Wir sind von vielen verschiedenen Bands beeinflusst und ich wäre nicht überrascht, wenn jemand aus unserer Musik alle möglichen Bands heraushören kann. Bands, die wir mögen kommen sicher an dem ein oder anderen Punkt in unserer Musik durch. Das ist es auch, was es für mich zu etwas Besonderem macht: wie all deine Einflüsse zu klingen aber etwas zu erschaffen, das gleichzeitig einzigartig ist.

Wenn man deine Thanks-List im Booklet liest, merkt man ja auch, dass du nach wie vor sehr stark im Doom-Metal verhangen bist. Was bedeutet für dich Doom Metal?

Ich liebe Doom! Für mich ist es eine Befreiung von all meinen angestauten Frustrationen und er erlaubt mir, zeitweilig aus meinem Leben zu fliehen.

Du hast John Perez von SOLITUDE AETURNUS als deinen spirituellen Guru bezeichnet. Wie sieht eure Verbindung aus?

John Perez war seit der Zeit, als REVELATION mit SOLITUDE ´95 gemeinsam getourt sind, eine Inspiration und ein guter Freund. Er war bei jedem Schritt dabei, während wir das Album aufgenommen haben und das half mir auch zu entspannen und einen guten Job zu machen.

King Fowley scheint ebenfalls ein guter Freund von dir zu sein…

Ich bin mit King schon seit 1988 befreundet. Er war immer ein wahrer Freund. Ich musste mich nie wirklich fragen, was er von den verschiedenen Bands dachte, in denen ich gespielt habe. Er hat mir immer ins Gesicht gesagt, ob er etwas mag oder nicht. Ich habe mit King auch auf dem ersten DOOMSTONE Album gejammt. Das war für mich verdammt cool, besonders da es die erste Musik ist, die ich geschrieben habe und die es auf CD gebracht hat. Und um auf die Thanks-List zurückzukommen…ich schlief beinahe ein Jahr auf der Couch dieses Kerls. Dafür werde ich ihn immer respektieren. Sogar wenn er heimlich NO DOUBT hört!!!

Was sind deine Alltime-Doom-Faves und welche aktuellen Bands hältst du für die interessantesten heutzutage?

THE OBSESSED, SPIRIT CARAVAN, SAINT VITUS, SOLITUDE AETURNUS, CANDLEMASS, TROUBLE, CATHEDRAL, SABBATH natürlich, alte REVELATION, COLD MOURNING, SOLSTICE und verschiedene andere. Ich denke COLD MOURNING ist eine der aktuellsten. Lower than Low ist erstaunlicher Stoff!

Kommen wir wieder zu OVERSOUL zurück. Könntest du mir erklären, was die Überseele – OVERSOUL – ist?

Die Überseele ist ein Kollektiv. Seelen, die sich verbinden, wenn dein Körper stirbt. Ich dachte, dass dies ein großartiger Name für eine Band wäre. Ich habe meine Musik immer als Teil einer Art Musik-Kollektiv gesehen.

Und was bedeutet der Titel des Albums, Seven Days in November?

Der Titel des Albums stammt von einer Geschichte, die ich aus den Texten von Patric gezogen habe. Basierend auf einer halb-wahr–halb-Fiktion-Woche im Leben von…-Sache. November ist der Monat, in dem alles anfängt zu sterben…

Was ich auf dem Album absolut mag sind die Gitarren und Gesangsharmonien. Alles scheint perfekt ineinander zu passen. Gleichzeitig gibt es aber auch viele schwere Riffs auf dem Album. Welche Gefühle wolltet ihr mit eurer Musik kreieren und wie viel Arbeit habt ihr in die Harmonien gesteckt, damit sie so klangen, wie ihr es haben wolltet?

Patric und ich konnten für ein Jahr fast jeden Tag gemeinsam proben, daher hatten wir auch die Möglichkeit, verschiedene Dinge auszuprobieren und uns waren auch keine Zeitbeschränkungen auferlegt. Wenn wir mit einer Idee zu weit gegangen sind und diese nicht funktioniert hat, haben wir´s eingemüllt und neu begonnen. Dies ist bis heute unsere Art zu Schreiben geblieben. Ich glaube keiner unserer Songs ist einfach so gekommen.

Wenn ich mir die Lyrics von Seven Days in November anschaue, scheint es sehr viel um Selbstfindung zu gehen (Games zum Beispiel, ein absolut großartiger Song!!!) und darüber, man selbst und anders zu sein (Bee Stings). Was wollt ihr mit euren Texten ausdrücken und auf was basieren sie?

Ich denke, Patric verarbeitet einfach Erfahrungen aus seinem Leben und er benutzt die Texte als eine Art, seine inneren Dämonen auszutreiben. Sie herauszubekommen, wo er mit ihnen dann direkter umgehen kann. Meine eigenen Lyrics sind da ähnlich. Ich schreibe, was ich fühle.

Ihr habt auf dem Album ja auch eine kleine Konzeptgeschichte, die den Titel Sphere of Unhappiness trägt. Zugegebenermaßen habe ich nur Teile der Geschichte verstanden und ich hatte vor allem Probleme, die einzelnen Teile miteinander in Verbindung zu bringen. Könntest du erklären, um was es in Sphere of Unhappiness geht? Ich hatte auch das Gefühl, dass die Geschichte in gewisser Weise autobiografische Züge hat. Hat sie?

Am Ende der Geschichte begeht der Protagonist Selbstmord und für diese Person scheint es eine große Befreiung zu sein. Aber ich denke, dass seine Probleme die von sehr vielen Menschen sind: I´ve felt I´ve never belonged, From the cradle to the grave I´ve never had my way. Was waren eure Gründe, dass ihr euren Held habt sterben lassen? Warum wolltet ihr ihn nicht retten? Und ist das ein generelles Thema in deinem Leben: seinen Weg zu finden?

OK, the protagonist is at the end of his rope – uh, das soll jetzt kein Wortspiel sein – als Sphere of Unhappiness beginnt. Withdrawing from the World zeigt ihn, wie er alleine sein Leben beschauend dasitzt. Er sucht nach einem Grund weiterzumachen. Fathernature ist ein Flashback in seine Kindheit. Er fühlt, dass ihn sein Vater verbannt hat. Er denkt über Dinge nach, die sein Leben so schwer gemacht haben. In Feel lädt er all seinen Schmerz auf einen guten Freund ab und versucht ihm Aufwiedersehen zu sagen, denn er hat bereits beschlossen, dass sein Leben nicht lebenswert ist. Und schließlich wird in Sphere ein Bild gemalt, in dem der Kerl mit der Rasierklinge, einer Waffe oder was auch immer dasitzt um sich umzubringen. Aber wenn du genau darauf achtest, wirst du bemerken, dass Patric nicht sagt, dass der Junge es macht. Es ist also nicht festgelegt, wie die Geschichte endet.

Ich persönlich hatte noch nie das Gefühl, Selbstmord begehen zu müssen. Es hat mir sehr geholfen zu verstehen, welche Gedanken am Ende herrschen, als ich mich von diesen Emotionen habe tragen lassen, während ich den Song vorbereitet habe. Ich denke es tut gut zu sehen, dass es da einen Kerl gibt, der Texte niederschreiben und super depressiv sein kann und dennoch weitermachen kann. Patric wird sich nicht selbst töten. Ich genauso wenig. Wir wissen, das es für uns noch so viele Dinge gibt. Ich denke, er musste dieses Thema einfach aus seinem System bekommen, um es mal so auszudrücken.

Und dann wären wir schon wieder bei unseren Abschlussfragen. Welche drei Alben hast du dir zuletzt gekauft oder haben die besonders beeindruckt?

Eigentlich Geddy Lee – My Favorite Headache (klingt wie die langsameren Teile der letzten RUSH-Alben), ALICE IN CHAINS – Live (ich wollte eine komplette Show, etwas komplettes, aber nein, sie mussten Ausschnitte von verschiedenen Shows zusammenfügen. Ich mag dieses Album überhaupt nicht), ATOMIC BITCHWAX II (now this shit rocks!!!)

Was waren deine lustigsten Erlebnisse live on stage?

Es war damals nicht zu lustig, aber wir spielten einmal einen Gig, bei dem das Schlagzeugpodest aus zwei zusammengeschobenen Tischen bestand. Nun, normalerweise wurden diese durch Klammern zusammengehalten, aber anscheinend hat sie jemand vergessen. Als wir mit unserem Set anfingen und Patric wie verrückt auf sein Schlagzeug eindrosch, schoben sich die Tische auseinander und alles fing an durch die Luft zu fliegen. Ich weiß nicht wie wir es schafften, Patric oben zu halten, aber wir konnten den ganzen Set durchspielen.

Welche Person würdest du in deinem Leben gerne treffen und warum?

Gott, denn wenn ich ihn treffen würde wüsste ich endlich, um was alles geht.

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