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MAYHEM: Ein Kühlschrank wie ein Ofen

Nächstes Jahr feiert das norwegische Black Metal-Urgestein MAYHEM sein 40-jähriges Bandjubiläum. Zurzeit verströmen die Norweger Live-Atmosphäre in heimischen Schwarzmetallhöhlen mit “Daemonic Rites” und touren mit CANNIBAL CORPSE, GORGUTS und BLOOD INCANTATION durch die USA. Irgendwo zwischen Bühne und Tourbus findet Gitarrist Ghul (SHINING) Zeit, ein paar Fragen zum Drumherum von “Daemonic Rites” zu beantworten. 

Euer neuestes Live-Album “Daemonic Rites” besticht durch seine Transparenz und Wucht. Was hat euch 2022 dazu motiviert, wieder ein Live-Album aufzunehmen? 

Wir wollten MAYHEM in der Ära 2022 einfangen. Wir haben als Band lange an der Setliste und an dieser Show gearbeitet – bis wir das Gefühl hatten, es sei eine perfekt balancierte Erfahrung. Es war uns wichtig, dies zu verewigen mit einem Live-Album. 

“Wir spielten direkt am Strand”

Gibt es eine spezielle Anekdote bezüglich der 2022-Gigs? 

Das erste, was mir da einfällt, ist diese Show, die wir in Brasilien gespielt haben – direkt am Strand! Eine merkwürdige Location für uns, aber irgendwie hat es dennoch funktioniert. Oder unser Gig am HELLFEST, wo es so heiß war, dass der Kühlschrank in der Umkleide wie ein Ofen agierte und unsere Drinks fast zum Kochen gebracht hat! Natürlich gab es auch eindrückliche Geschehnisse aus dieser Zeit – etwa unser Auftritt am BEYOND THE GATES in Bergen. Das war eine Riesensache, weil wir zusammen mit EMPEROR und ENSLAVED im Grieghallen spielten. Das fühlte sich durch und durch legendär an und es wird wohl nie mehr geschehen. 

Ihr seid ja für euer “Kult”-Live-Album “Live in Leipzig” berühmt und berüchtigt. Wenn du an die Live-Alben MAYHEMs denkst: Welches ist dein Favorit und warum?

Ich würde für mich sagen, dass ich keinen Favoriten habe. Es ist einfach gut, dass man diese Augenblicke MAYHEMs zu genau diesem jeweiligen Zeitpunkt verewigt hat. Gerade bei MAYHEM ist das wichtig, wir hatten verschiedene Line Ups und die verschiedenen Zeitpunkte unterscheiden sich voneinander. Außerdem sind MAYHEM vor allem eine Live-Band.

“Videoaufnahmen killen die Spontaneität”

Letzteres sieht man ja auch in euren Shows, MAYHEM sind ja visuell stets intensiv. Plant ihr auch noch eine DVD-Veröffentlichung für “Daemonic Rites”, damit der visuelle Aspekt ebenfalls zum Zug kommt? 

Leider haben wir dafür nicht genügend Videomaterial. Videoaufnahmen sind ja sowieso schon unsäglich viel komplexer als Audiomitschnitte. Die Spontaneität geht flöten, man muss Videoaufnahmen weit im Voraus planen und an spezifische Locations anpassen. 

Haben die Live-Alben anderer Bands euch auf irgendeine Weise inspiriert? Und welches ist dein persönliches Lieblings-Live-Album?

Ich war schon immer ein großer Fan des “101% proof”-Albums von PANTERA – einfach weil man so gut hören konnte, wie unglaublich gut sie zusammen spielten und wie sie gleichzeitig locker und frei sein konnten, aber dennoch tight zusammen spielten. Es braucht ganz viel persönliche Musikalität, aber auch Harmonie in einer Band, um das so zu können. Ein weiterer Favorit von mir ist “Empyreal Live Ceremony” von EMPEROR, zum Teil auch, weil ich selber bei der Show dabei war. 

“Ich bin besessen von John Williams”

Wenn du nicht auf der Bühne bist, sondern selber im Publikum: Was macht ein Konzert großartig für dich? Da du so viel Live-Erfahrung hast: Kannst du ein Konzert als Zuschauer überhaupt noch einfach genießen? 

Ehrlich gesagt bin ich extrem selten im Publikum heutzutage. Aber ja, hier und da geschieht es doch und ich genieße es. Als wir am BEYOND THE GATES spielten, schaute ich mir EMPEROR und ENSLAVED an, einfach weil ich schon immer ein großer Fan von ihnen war. Außerdem ging ich “Star Wars – A New Hope” anschauen. Der gesamte John Williams-Soundtrack wurde von einem Orchester gespielt in Amsterdam – während man den Film ansah. Das war großartig für mich, weil ich besessen von John Williams Musik bin und das Ganze so live zu erleben, war für mich als Fan und Interessierter von Komposition / Orchestrierung unvergesslich.

Wechseln wir die Perspektive: Gibt es eine Location, an der du noch nicht gespielt hast, an der du jedoch gerne auftreten würdest? 

Die meisten großen Venues, die bei mir auf der Wunschliste standen, konnte ich abhaken. Ich denke, für mich ginge es heute eher darum, an ungewöhnlichen oder außergewöhnlichen Locations zu spielen, z.B. in Schlössern oder an speziellen Orten in der Natur. 

“Die gestiegenen Touring-Kosten killen uns”

Momentan tourt ihr durch die USA mit CANNIBAL CORPSE, GORGUTS und BLOOD INCANTATION. Wie läufts? 

Es geht ganz wunderbar, die anderen Bands sind sehr professionell und die Fans zeigen viel Einsatz und sind engagiert. Es ist schön zu sehen, wie die Black- und Death Metal-Szenen zusammen kommen und zusammen eine gute Zeit haben. 

Überall steigen ja die Kosten, auch im Touring-Bereich. Wie siehts aus für MAYHEM?

Auf uns hat es ebenfalls große Auswirkungen, genau wie auf die anderen Bands. Die Ausgaben killen uns. Es wird schwieriger und schwieriger, auf Tour zu gehen. Es muss sich vieles ändern in der Musikindustrie – sonst stirbt sie. 

Nächstes Jahr ist das 40jährige Jubiläum MAYHEMs. Habt ihr da schon Pläne für spezielle Live-Events? 

Ja, wir arbeiten daran, aber konkret ist außer dem Auftritt am WACKEN FESTIVAL noch nichts. 

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