Mayhem-Daemon-cover

MAYHEM: Daemon

Die meisten Bandlegenden, in deren Geschichte Mord und Totschlag sich die Klinke in die Hand geben, verschwinden eher früher als später von der Bildfläche. Solche Schlagzeilen mögen zwar kurzfristig zu Provokation und Presse führen, doch lange nährt sich keine Band davon.

MAYHEM sind seit Jahren die Ausnahme am dunkelschwarzen norwegischen Black Metal-Himmel und „Daemon“ ist fünf Jahre nach „Esoteric Warfare“ und zahlreichen Live-Mitschnitten ein neues Zeugnis hiervon. MAYHEM gehen zudem mit dem digitalen Zeitalter – wer offline kauft, wird haptisch und visuell mehr als belohnt mit dem schicken Vinyl-Boxset, das an das ähnlich stilvoll-extravagante Klotzen WATAINs erinnert.

Vom Mut der Kürze

Der Herbst 2019 ist dank OPETHs „In Cauda Venenum“ und TOOLs „Fear Inoculum“ von langen Lieder gekennzeichnet. MAYHEMs „Daemon“ zeigt eine Präferenz zur Kürze beziehungsweise zur Normallänge – nach maximal sechs Minuten ist bei den norwegischen Black Metallern ein Song zu Ende. Leider spielt das für die ersten drei Songs – „The Dying False King“, „Agenda Ignis“ und „Bad Blood“ – keine grosse Rolle. Sie sind relativ kurz, erinnern sowohl an „Chimera“ wie auch „Esoteric Warfare“ und obwohl man Necrobutchers Bass gut hört, wünscht man sich insgeheim – so als guilty pleasure – einen drumtechnisch anspruchsvollen Ausbruch Hellhammers herbei.

Die „Pagan Fears“-Hommage

Man wartet also während „Bad Blood“ auf die Spannung und denkt sehnsüchtig an „De Mysteriis Dom. Sathanas“, welches MAYHEM in den letzten Jahren ja oft live zum Besten gegeben hatten. Man sinnt sich noch durch die Hälfte von „Malum“ und plötzlich ist er da: der magische MAYHEM-Moment, die pure und wunderbare Hommage an „Pagan Fears“. Sie macht in „Malum“ eine Stippvisite, verzaubert, verreist wieder. MAYHEM haben kurz ihr Territorium markiert, gezeigt, dass sie es sind und dass sie nicht verschwinden. Überzeugend und interessant geben sie sich in „Daemon Spawn“, wo Attila Csihar einmal mehr klingt, als wäre er ein einsamer Schlossgeist und sein Gesang durch Mark und Bein geht. Den Preis in Sachen Unheimlichkeit bekommt indes „Invoke The Oath“. Hier scheinen Paukenklänge aus einer Gruft zu kommen und MAYHEM sind gleichzeitig groovig – Paradox hin oder her.

MAYHEM bleiben eigenständig

Am Ende ist „Daemon“ ein durchwachsenes MAYHEM-Album, das sich dem geneigten Fan nicht sogleich erschliesst (obwohl – haben MAYHEM das jemals?). Was „Daemon“ allerdings einmal mehr beweist, ist MAYHEMs Eigenständigkeit – “Chimera” und “Esoteric Warfare” sind schliesslich ihre Alben. 2019 mag den Norwegern damit nicht der grosse Wurf gelungen sein, aber den brauchen sie schon längst nicht mehr. Und all den „ritual“ Black Metal-Bands, Shoegazern und Räucherstäbli-Huldigern zum Trotz: MAYHEM orientieren sich höchstens an sich selber und klingen auf „Daemon“ stets eigenständig und unverbraucht. Sperrig bleiben MAYHEM – denn dieser „Daemon“ hat noch alle spitzen Zähne im Maul!

Veröffentlichungstermin: 25.10.2019

Spieldauer: 49:24

Label: Century Media

Website: http://www.mayhem.no

Line Up
Necrobutcher – Bass
Hellhammer – Drums
Attila Csihar -Vocals
Teloch – Gitarren
Ghul – Gitarren

MAYHEM „Daemon“ Tracklist

1. The Dying False King
2. Agenda Ignis
3. Bad Blood
4. Malum
5. Falsified And Hated
6. Aeon Daemonium
7. Worthless Abomination Destroyed (Audio bei YouTube)
8. Daemon Spawn
9. Of Worms And Ruins (Lyric-Video bei YouTube)
10. Invoke The Oath

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