Die Erodierung der deutschen Sprache ist ein Thema. Für mich. Für viele andere Menschen nicht! Weshalb es viele andere Menschen einen feuchten Kehricht interessiert, dass es in der deutschen Sprache keine Komposita mit Leerzeichen gibt, es somit nicht „WALD KRYPTA“, sondern „WALDKRYPTA“ oder „WALD-KRYPTA“ heißen müsste, und wer lesen kann, liest da ja auch verschiedenen Begriffe: „WALD KRYPTA“ etwa kann eigentlich überhaupt nichts bedeuten, es ergibt keinen Sinn, und wer jetzt schimpft, bei WALD KRYPTA handele es sich ja auch gar nicht um eine deutsche Band, der hat natürlich vollkommen recht. Bin ja schon still.
Bei WALD KRYPTA handelt es sich um eine Band aus zwei Gestalten der US-amerikanischen Black-Metal-Szene, und insbesondere die Gestalt, die sich hier „Einsam“ nennt, hat – wie sich das in diesen Kreisen gehört – noch 666 andere Projekte, von denen ich – man möge es mir verzeihen – nicht alle nach irgendwelchen Verbindungen in die braune Szene gecheckt habe, weshalb ich an dieser Stelle auch einfach mal hoffe, dass WALD KRYPTA nicht aus Faschos bestehen, denn ihre dieser Tage erscheinende vierte Full-Length „Disenchantment“ gefällt mir einfach ziemlich gut.
Die Schönheit im tiefsten Sumpf
Und das liegt daran, dass ihr „Raw Black Metal“ zwar in der Tat unglaublich raw ist, aber dabei auch unglaublich schön, was dem geneigten Hörer spätestens beim dritten Track, „Depraved Insolence“ mit seinem entspannten Schunkel-Schlagzeug und den melodischen Gitarren, auffällt. Klar, man muss den „Klang“ des Schlagzeugs mögen, aber wenn man das tut, erkennt man die subtile Schönheit, die sich aus der Verbindung von wahnsinnig kratzig, aber voll und wehmütig klingenden Gitarren, diabolischem Krächzen und eben diesem, äh, Schlagzeug ergibt. Es ist nämlich niemals alles Gold, was glänzt, und die hier dargebotenen Melodien wären in einem anderen Kleid evtl. sogar schon zu schön, zu glänzend, weshalb die rauhe Kante die verdorbene Unverschämtheit in umso hellerem Lichte erstrahlen lässt.
Das andere auf diesem Album enthaltene Meisterwerk dieser Art ist „Rotten Vessel“, das spätestens beim Einsetzen der zweiten Gitarre DARKTHRONE-Jünger allerorten in garstigste Verzückung versetzen muss, so elegant und fies wie das klingt. Sowieso kann DARKTHRONE als großes Vorbild hier nicht unerwähnt bleiben: WALD KRYPTA nehmen die Schmuddeligkeit der Norweger und veredeln sie, ohne sie zu zu zerstören. Eine feine Angelegenheit ist das, auch wenn ich mir noch ein-zwei Höhepunkte dieser Art mehr gewünscht hätte. Trotzdem zieht mich irgendwas immer wieder in diesen Sumpf, und dann komme ich aus dem Grinsen, Schunkeln und Episch-in-die-Gegend-Starren gar nicht mehr raus. Geil!
Spielzeit: 35:37 Min.
Veröffentlichungsdatum: 30.05.2025
Label: Eternal Death
WALD KRYPTA „Disenchantment“ Tracklist
1. Into Solace
2. Opulent Impudence (Audio bei Bandcamp)
3. Depraved Insolence
4. Altar of Desecration
5. Of Disenchantment (Audio bei NoCleanSinging)
6. Rotten Vessel
7. Beneath Broken Heavens