VISCERA. Cyclops

Postrock und Noisecore, Feuer und Wasser. Und vor allem sehr homogen verbunden.

Zyklop? Eher Monolith. VISCERA aus der schönen Lombardei kreuzen mit ihrem Debütalbum auf und überraschen auf ganzer Linie. Das Quartett hat angeblich mal Goregrind gespielt, davon ist aber rein gar nichts mehr übrig. Stattdessen ballern VISCERA mal im altmodischen, flotten Hardcore verwurzelt durch die Gegend, dann schalten sie wieder mehrere Gänge zurück und spielen in psychedelischen Sphären. Dabei lässt sich das Quartett viel Zeit, keiner der Songs wirkt gehetzt oder unlogisch.

Das ist wirklich überraschend, vor allem da sich in Keep on Bluesing through the Stars und Iris Overburden teils extreme Gegensätze befinden, so wie Feuer und Wasser. Das macht aber auch den Reiz dieses Albums mit aus, es ist unberechenbar, selbst wenn man die Wechsel in den Songs teils erahnen kann. Hier und da gibt es nur ein paar langatmige Stellen zu hören, wenn sich VISCERA in atmosphärischen Parts verlieren, laufen sie Gefahr, in relativ belanglose Klimpereien abzudriften.

Das ist äußerst schade, da die Italiener ansonsten wirklich großes Talent an den Tag legen. Hektische Noisecore-Ausflüge im kurzen Opener Focus: The First Eye und Few Years to Live lassen Erinnerungen an ältere TODAY IS THE DAY wach werden, das sanfte White Flies Might Rule the Earth hingegen sogar an AEREOGRAMME. Das ist furchtbar interessant und spannend, so dass VISCERA den Hörer lange Zeit nicht loslassen. Ohne eine versierte und sichere Instrumentalfraktion wäre das natürlich undenkbar. So beweisen sämtliche Musiker, dass sie nicht nur in lärmigen Regionen gut ausgebildet sind, sondern auch eine Ahnung von Harmonien haben. Der Gesang hingegen wird größtenteils gekreischt, ein wenig wie Jacob Bannon von CONVERGE, aber auch Abwechslung entsteht durch ein paar leise, beschwörende Cleanvocals.

Der Großteil des Albums ist dennoch Instrumental gehalten, vor allem gegen Ende. Das verleiht dem Album retrospektiv doch eine sehr beruhigende Wirkung, auch trotz des vorhergehenden Wechselbades der Gefühle. Belanglos wird Cyclops eigentlich nie, nur das Ende dieses Debütalbums hätte durchaus ein wenig gekürzt werden können, das hätte sicherlich niemandem geschadet. Alles in allem ist Cyclops aber eine große, positive Überraschung, die sich aufgeschlossene Hörer von Noisecore bis Postrock durchaus auch geben sollten.

Veröffentlichungstermin: 28. November 2007

Spielzeit: 51:04 Min.

Line-Up:
Mike B. – Vocals, Guitar, Synths
Kom – Guitar
G.C. – Bass
Lix – Drums

Label: Apocalypse Now Music

Homepage: http://www.viscera.it

Email: http://www.myspace.com/detestatio

Tracklist:
1. Focus: The First Eye
2. Keep on Bluesing Through the Stars
3. Iris Overburden
4. Shape of God
5. Few Years to Live
6. White Flies Might Rule the Earth
7. Titan

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