VINTERSORG: Solens Rötter

Anstrengend und ambitioniert: VINTERSORG wandeln erneut auf äußerst eigenwilligen Wegen.

Auch wenn es viele erwartet haben, der gute Andreas Hedlund, auch genannt Vintersorg, hat die elektrische Gitarre nicht an den Nagel gehängt. Lange Zeit war es um VINTERSORG still, BORKNAGAR veröffentlichten mit Origin ein eher laues akustisches Album und das Projekt CRONIAN war auch nicht gerade das Gelbe vom Ei – quo vadis? Vintersorg entschied sich für beide Möglichkeiten: vorwärts und zurück. Hört sich verwegen an, doch im Endeffekt ist das für VINTERSORG die scheinbar leichteste aller Übungen, wie sich sehr schnell herausstellt.

Die progressive, metallische Schlagseite der letzten VINTERSORG-Alben wird verbunden mit der folkigen Ursuppe der Band, fremd kommt Fans Solens Rötter daher ganz bestimmt nicht vor. Nicht nur das, die Musik auf dem sechsten Album der ungewöhnlichen Band harmoniert ganz prima, das überirdische, verkopfte passt zu den bodenständigen, naturverliebten Elementen und sorgt für wohlige Schauer, die dem Hörer des Öfteren über den Rücken laufen. Folk, leicht angeschwärzter Metal und Progressive geben sich die Hand und verschmelzen so, wie es bei VINTERSORG nicht anders möglich ist: Niveauvoll und anspruchsvoll.

Teilweise ist das Album jedoch unhörbar, denn was an verschrobenen Riffs und Melodien sowie Arrangements auf den Hörer hereinbricht, ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Hohe Aufmerksamkeit und Konzentration sollte man mitbringen um den eigenwilligen Kompositionen zu folgen. Doch wenn man sich in Solens Rötter erstmal reingehört hat, entdeckt man viele großartige Stellen. In so ziemlich allen Songs gibt es große Momente, doch manchmal können sie sich nicht zu genüge entfalten, siehe die kurzen rasanten Stellen in Kosmosaik und Att Bygga En Ruin. Ansonsten geben VINTERSORG der Musik glücklicherweise genug Raum sich zu entfalten. Spirar Och Gror, Idétemplet, Stralar berühren den Hörer mehr, als dass sie ihn stressen.

Das absolute Highlight der Scheibe ist jedoch Perfektionisten, das mit dem elegisch-dezenten Posaunensample am Ende den Hörer in eine ganz andere Eben katapultiert. Zwar wäre das Album mit vermehrten Passagen wie dieser verdammt protzig geworden, dennoch bin ich mir sicher, dass wenn VINTERSORG hier aufbauen, die Musik mehr mitreißen würde. Beeindruckend ist es auch, wie Instrumente wie Violnen und Flöten eingesetzt werden – das klingt stellenweise wie eine progressive Ausgabe von SUBWAY TO SALLYs Bannkreis – eine fantastische Kombination.

Uneingeschränkten Hörgenuss bietet Solens Rötter leider nicht, auch wenn die musikalische wie gesangliche Performance von Visionär Vintersorg und seinem Mitstreiter Mattias Marklund, sowie der Gastmusiker über jeden Zweifel erhaben ist. Die Musik ist kreativ, fordernd und eigenständig, aber auch anstrengend und stellenweise unbequem. Wer VINTERSORG und anspruchsvolle wie ungewöhnliche und naturverbundene Musik jedoch mag darf das sechste Album der Schweden nicht überhören.

Veröffentlichungstermin: 27. April 2007

Spielzeit: 52:53 Min.

Line-Up:
Vintersorg – Vocals, Guitars, Keyboards
Mattias Marklund – Guitars

Gastmusiker:
Johan Lindgren – Bass
Benny Hägglund – Drums

Label: Napalm Records

Homepage: http://www.vintersorganic.com

Tracklist:
1. Döpt I En Jöckelsjö
2. Perfektionisten
3. Spirar Och Gror
4. Kosmosaik
5. Idétemplet
6. Naturens Mystär
7. Att Bygga En Ruin
8. Stralar
9. Fran material Till Ande
10. Vad Aftonvindens Anding Viskar

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