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VANUM: Legend

VANUM machen “Black Metal as Spiritual War” – und laden damit dazu ein, der Welt den (ausgesprochen erhabenen) Mittelfinger zu zeigen.

Mike Rekevics ist ein äußerst umtriebiger Geselle: urbaner Psychedelic Black Metal mit YELLOW EYES, atmosphärische Raserei mit VILKACIS, diverse weitere Projekte und nicht zuletzt überwältigend epischer Black Metal mit VANUM, von denen hier nun das neue und – soviel sei schon verraten – bisher beste Werk vorliegt. Seine Projekte haben dabei eines gemeinsam: Sie bedienen sich klassischer Versatzstücke der Metal-Geschichte und lassen sie zu etwas ganz Eigenständigem werden, sei es durch Artwork, textliche Brillanz oder einfach durch einen so simplen wie obskuren Slogan wie „Black Metal as Spiritual War“, mit dem Rekevics sowohl VILKACIS als auch VANUM bewirbt.

Was aber ist ein spiritueller Krieg? Keiner mit herkömmlichen Waffen jedenfalls, soviel ist schonmal klar; eher etwas Abstraktes, ein Gefühl des…, ach, was soll’s wir kommen nicht umhin, das Kind beim Namen zu nennen: das Gefühl, dem Zeitgeist nicht völlig ausgeliefert zu sein, vielleicht sogar über ihm zu stehen.

Black Metal as Spiritual War

„LEGEND, AMIDST THE BASTARDS

ABOVE THE ROT

LEGEND, BATHED IN GLORY

IN DEATH, AS IS OUR LOT“

Was VANUM ausdrücken möchten, ist der Ruhm im Elend, im Tod, also die Konsequenz, die es haben kann, wenn eine Avantgarde geschlagen wird. Mithin das Gefühl, das viele haben, wenn sie – geschliffen von täglicher Lohnarbeit, getrieben von blanken Alltagsnöten, zwischenmenschlichen Grausamkeiten und Verirrung und Verwirrung allüberall – versuchen, sich ihre Menschlichkeit, ihre Seele zu bewahren. VANUM haben es auf „Legend“ nahezu perfekt in Musik gegossen.

Die Welt brennt, aber wir haben um sie gekämpft

Diese ist in ihrer Substanz epischer, dunkler Heavy Metal mit warmen, unfassbar erhaben klingenden Gitarren, einem ungemein menschlich und kraftvoll ballernden Schlagzeug und diesem schwer zu fassenden Kriegsgebrüll, das gleichzeitig nach tiefer Verzweiflung und triumphaler Attacke klingt. Anfangs mag es so wirken, dass all das noch mehr Punch vertragen könnte, aber mit der Zeit habe ich verstanden, dass dieses leicht Zurückgenommene, Schleppende, Ambivalente ein wesentlicher Bestandteil von VANUM ist: Hier wird nicht ohne Rücksicht auf Verluste in die Schlacht gezogen; hier ist die Schlacht schon verloren, und die Welt brennt, aber verdammt, sind wir stolz auf unsere Niederlage!

Dabei braucht „Legend“ einige Durchläufe, um ganz zu zünden. Die Songs sind lang und vordergründig nicht sonderlich kompliziert, aber immer wieder werden Steigerungen aufgebaut, die du erst beim vielleicht fünften Durchlauf wirklich zu schätzen weißt, weil du sie erst dann verinnerlicht hast, und genau das trennt ja ein großes von einem guten Werk: dass es genug emotionale Nuancen und Schätze birgt, um dem Hörer noch beim Wiederhören am Jahresende Neues zum Erfühlen zu gönnen. Dazu passt, dass sich die Riffs erst nach mehrfachem Hören entfalten – sie brauchen diesen Raum, die Wiederholung; du musst dich in ihnen verlieren, um sie würdigen zu können. Dann werden sie dir Kraft geben. Nutze sie!

Spielzeit: 46:39 Min.

Veröffentlichung am 22.4.2022 auf Eisenwald & Profound Lore

VANUM “Legend” Tracklist

1. Adversary (Audio bei YouTube)
2. The Gateway And The Key
3. Frozen In Vile Illumination
4. Legend (Audio bei YouTube)
5. Beneath The Pillars Of Earth And Air

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