blank

VANDENBERG: Sin

Die Zielgruppe wird von VANDENBERG mit “Sin” souverän aber überraschungsfrei bedient

Das Cover der neuen VANDENBERG-Scheibe wurde redaktionsintern ja schon als Coverbild des Jahres gekürt. Aber kann es denn Sünde sein, wenn Adrian Vandenberg sich als Zeichner für „Sin“ auslebt? Zumal man natürlich mit den Haifischchen direkt an das Cover des zweiten Albums „Heading For A Storm“ von 1983 erinnert wird. Auch hier hatte der gebürtige Niederländer bereits seine Leidenschaft fürs Zeichnen und Malen präsentiert, was er schon lange noch intensiver betreibt. Aber Musik macht er zum Glück auch noch, nach „2020“ mit Ronnie Romero (RAINBOW, MSG) am Mikro hat er nun mit Mats Levén einen klasse Griff gemacht. Denkt man an dessen frühen 90er Schweden-Hardrocker SWEDISH EROTICA oder TREAT, oder doch eher an düstere Ausflüge mit KRUX, ABSTRAKT ALGEBRA oder Singles mit CANDLEMASS? Ob er ins Soundbild von VANDENBERG passt, das zeigt er ohne Umwege.

VANDENBERG hat für „Sin“ mit Mats Levén einen klasse Griff gemacht

Here we go, mit „Thunder And Lightning“ wird gleich energisch gerockt. Was direkt auffällt ist, wie nahe sich Mats Stimme an David Coverdale bewegt, bekanntlich Adrian Vandenbergs ehemaliger Chef bei WHITESNAKE Ende der 80er, damals unglücklich ausgebremst durch seine Armverletzung. Dass VANDENBERG sich mit seiner Gitarre und den Songs ein wenig an dieser Zeit orientiert ist natürlich kein Zufall. Aber hat man gerade auch mal die „Heading For A Storm“ aufgelegt, fühlt man sich schnell zuhause beim Niederländer. Wobei „Sin“ weitaus näher ist am guten Vorgänger „2020“ als an den 80er-Scheiben von VANDENBERG. Und sehr nah an WHITESNAKE zu „1987“ und „Slip Of The Tongue“. „House On Fire“ kommt mit dezentem AC/DC-Touch, erinnert auch an frühe CINDERELLA, BRITNEY FOX und Co.

Auf „Sin“ orientiert sich VANDENBERG sehr an WHITESNAKE

Der Titeltrack startet mit rau knurrenden Vocals von Mats, man denkt schnell an seinen doomigen Background. Der ausgedehnte Song selbst zeigt sich als Spiegelbild der Zielgruppe von „Sin“. Knackiger Hard Rock, der LED ZEPPELIN-Groove lässt an WHITESNAKEs „Judgement Day“ oder auch an KINGDOM COME denken, die Vocals haben einen DIO-Touch, auch an Blondie AXEL RUDI PELL mag man denken. Aber wieder auch an 1987er WHITESNAKE. Und vor allem die Elemente des „Slip Of The Tongue“-Albums schauen immer wieder vorbei.

Die Leads von VANDENBERG sind über jeden Zweifel erhaben, die Rhythmsection macht brav und solide ihr Ding. Bei „Light It Up“ hingegen ist man sicher, dass Adrian viel Spaß hatte irgendwo bei den gemeinsamen Stadionshows von MÖTLEY CRÜE und DEF LEPPARD. Der Song klingt wie eine Mischung aus beiden Bands. Auch „Walking On Water“ beginnt mit dunklen Vocals, erinnert dabei etwas an die tollen MANIC EDEN, das Allstar-Projekt 1094 eben mit VANDENBERG und anderen WHITESNAKE-Kollegen sowie Ron Young von LITTLE CAESAR am Mikro. Der Song bekommt zudem etwas den Drive schwedischen Hard Rocks und erinnert an die frühen Hair-Bands von Levéns.

„Sin“ trägt den Zeitgeist der späten 80er/frühen 90er

Ähnlich geht es weiter mit knackigen Rockern. Mal ein RAINBOW/MALMSTEEN-Touch, wie ein treibender WHITESNAKE-Song kommt „Hit The Ground Running“. Auch die gute Produktion von Bob Marlette, zusammengebraut im Blue Room, Woodland Hills bei L.A. verbirgt nicht, wo hier die zugegeben klasse Leads zusammengeschoben wurden. Eher früher erwartet kommt fast am Ende die unvermeidbare Ballade. „Baby You’ve Changed“ kommt dann passend im Zeitgeist der späten 80er/frühen 90er und erinnert wenig überraschend an die entsprechenden WHITESNAKE-Kuschelrocker. Beim sperrig rockenden Schlusstrack „Out Of The Shadows“ darf Mats Junior Emil mit zarter Stimme das Intro übernehmen. Der Song selbst kommt fast doomig, düstere DIO oder gar HEAVEN AND HELL light kommen in den Sinn bis hin zum CANDLEMASS-Ende.

Für Abwechslung ist gesorgt, die Zielgruppe wird souverän bedient. Von starken Musikern, im Rampenlicht natürlich die Gitarre von VANDENBERG. Der hat ein Luxusproblem, Mats Levéns ist der ganz große Gewinn des Albums und stellt den Hausherrn durchaus in den Schatten. Wie sich der Schwede durch die Songs singt und knurrt ist herrlich. Immer mit ganz viel bis zu viel COVERDALE passend zum Bandsound. Mit gefällt er besser, wenn mal seine ganz eigenen Note durchklingt. Im Gesamtbild passt alles perfekt zusammen.

Die Zielgruppe wird von VANDENBERG mit “Sin” souverän aber überraschungsfrei bedient

Aber? Ein wirklich eigenes Erkennungsmerkmal bietet „Sin“ nicht. Zu deutlich sind die Anleihen vor allem an WHITESNAKE, alles bleibt frei von Überraschungen. Dafür wird die Zielgruppe souverän bedient, durch einen guten Stilmix aus spät 80er und früh 90er Hard/Hair Rock im zeitgemäßen Gewand. Gerade wer ebenfalls die letzten WHITESNAKE-Sachen eher peinlich findet, der wird „Sin“ feiern.

„Sin“ ist ein unterhaltsames Album mit guten Songs von klasse Musikern, das vor allem von den starken Vocals von Mats Levéns profitiert. Freunde des Genres werden sicher Spaß haben mit dem neuen VANDENBERG-Album.

Veröffentlicht am 25.08.2023

Spielzeit: 40:55 Min.

Lineup:
Adrian Vandenberg – Guitars
Mats Levén – Vocals
Randy Van Der Elsen – Bass
Koen Herfst – Drums

Label: Music Theories Recordings

Homepage: https://vandenbergband.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/vandenbergband

Die Tracklist von “Sin”:

1. Thunder And Lightning
2. House On Fire (Lyrics-Video bei YouTube)
3. Sin (Lyrics-Video bei YouTube)
4. Light It Up (Lyrics-Video bei YouTube)
5. Walking On Water
6. Burning Skies
7. Hit The Ground Running
8. Baby You’ve Changed
9. Out Of The Shadows
(Video bei YouTube)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner