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THY ART IS MURDER: Godlike

THY ART IS MURDER bewahren sich Biss und Durchschlagskraft: “Godlike” ist gewohnt mächtig, lässt aber auch neue Facetten einfließen.

Den Reset-Knopf zu drücken ist gar nicht so einfach. Insbesondere, wenn wir in den Mühlen des Alltags gefangen sind, wirkt das Ausbrechen aus dem eigenen Trott bisweilen wie eine Mammutaufgabe. Das war auch bei THY ART IS MURDER zu spüren, die 2019 auf „Human Target“ auf hohem Niveau vor allem ihre eigene Komfortzone bedienten. Der entscheidende Impuls für die Zäsur kam dann mit der Pandemie: Man habe die Gitarren zwei Jahre lang überhaupt nicht angerührt, so Andy Marsh.

Nun von einem Neuanfang zu sprechen, wäre bei „Godlike“ wohl das falsche Signal. Die Australier reißen das bestehende Fundament in der Schnittmenge aus Deathcore und Death Metal auf ihrem sechsten Werk keineswegs ein. Sie erweitern die Basis aber um ein paar neue Facetten; differenzieren andernorts die stets vorhandenen Einflüsse noch detailverliebter aus.

THY ART IS MURDER lassen auf “Godlike” keinerlei Durchschlagskraft vermissen

Dabei steht das Material weiterhin auf erprobten Grundfesten: Dank Langzeit-Produzent Will Putney (FIT FOR AN AUTOPSY) lassen die zehn neuen Kompositionen kaum an Durchschlagskraft oder Transparenz vermissen. Dem massiven, potenziell überwältigenden Sound-Wall mischen THY ART IS MURDER nun aber in stärkerem Umfang atmosphärische Spuren bei. Das verwässert keineswegs die brachiale Grundausrichtung der Platte, sondern schafft vielmehr zusätzliche Anknüpfungspunkte, um in die düstere bis erdrückende Grundstimmung einzutauchen.

Neben den überraschend melodischen Gitarren im zynischen „Join Me In Armageddon“ bilden vor allem „Destroyer Of Dreams“ sowie „Bermuda“ einen bedrohlich wirkenden Rahmen um das Material. Während der Opener dieses Bild in erster Linie durch unheilschwangere Lead-Gitarren zeichnet, welchen man einen KATAKLYSM-artigen Groove entgegensetzt, addiert die getragene Soundkulisse des Schlusstracks dem Repertoire THY ART IS MURDERs eine beinahe filigrane Note hinzu.

“Godlike” zeigt THY ART IS MURDER mit gewohntem Biss

Eine solche erwarten wir natürlich kaum, wenn Fronter CJ McMahon mit einer gewohnt unbarmherzigen Entschlossenheit ans Werk geht. „Godlike“ hat seinen Biss in Teilen auch dem Shouter zu verdanken, der trotz seiner relativ überschaubaren stimmlichen Bandbreite selbst die stimmlichen Nuancen zwischen Wut, Frust und Zynik zu treffen scheint und wie in „Blood Throne“ so manchem Breakdown das letzte Quäntchen Galle schenkt. Daher treffen auch diese Passagen einmal mehr ins Schwarze, wobei THY ART IS MURDER die Tempowechsel und Moshparts so geschickt platzieren, dass sie weder die Songs ausbremsen noch zu plakativ werden.

Da macht sich dann eben doch die Routine bemerkbar, die eine derart erfahrene Band eben trotz neuer Ansätze stets sicher zurück in die Spur bringt, um wie im stimmungsvollen „Everything Unwanted“ oder dem starken „Keres“ frische Ideen mit bewährter Urgewalt zu vereinen. Was im Jahr 2020 ursprünglich nicht ganz freiwillig geschah, trägt nun also seine Früchte: Faszinierend, welche Kräfte so ein kleiner Druck auf den Reset-Knopf freisetzen kann.

Anmerkung:

Kurz vor Veröffentlichung trennten sich THY ART IS MURDER von Frontmann Chris “CJ” McMahon. Die Band entschloss sich daher, die Gesangsspuren kurzfristig neu aufzunehmen. Während die physische Erstauflage (CD und Vinyl) des Albums noch CJs Performance enthält, ist auf allen digitalen Versionen von “Godlike” bereits der neue Sänger Tyler Miller (AVERSIONS CROWN) zu hören. Zur Rezension lag die ursprüngliche Variante vor.

Veröffentlichungstermin: 22.09.2023

Spielzeit: 40:12

Line-Up

Chris “CJ” McMahon – Vocals
Andy Marsh – Guitar
Sean Delander – Guitar
Kevin Butler – Bass
Jesse Beahler – Drums

Produziert von Will Putney

Label: Human Warfare

Homepage: https://www.thyartismurder.net/
Facebook: https://www.facebook.com/thyartismurder

THY ART IS MURDER “Godlike” Tracklist

  1. Destroyer Of Dreams
  2. Blood Throne (Video bei YouTube)
  3. Join Me In Armageddon (Video bei YouTube)
  4. Keres (Video bei YouTube)
  5. Everything Unwanted
  6. Lesson In Pain
  7. Godlike
  8. Corrosion
  9. Anathema
  10. Bermuda
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