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THY ART IS MURDER: Human Target

Dass ausgerechnet eine lautstark kritische Band wie THY ART IS MURDER ihre Single „Make America Hate Again“ mit einem nivellierenden Pressestatement begleitet, ist schon ein wenig bizarr. Nicht die politisch Rechte sei das Ziel des Tracks, sondern die Strategien beider Seiten des US-Präsidentschaftswahlkampfs, so Gitarrist Andy Marsh. Trägt die Band ihre Glaubwürdigkeit aus Angst vor Gegenwind zu Grab? Müssen wir fürchten, dass das Rückgrat der Australier beim ersten Breakdown bricht wie ein Streichholz?

Zumindest hier gibt es keinen Grund zur Beunruhigung, das gleich vorweg. Der Deathcore des Quintetts hat in seinem fünften Aufguss keineswegs an Intensität und Durchschlagskraft eingebüßt. Die Musiker rufen abermals eine tadellose, wenn auch spieltechnisch nicht außergewöhnlich kreative Performance ab. Hin und wieder balancieren THY ART IS MURDER am Rande der Selbstkopie („Make America Hate Again“), rücken dafür stets all ihre Stärken zur rechten Zeit ins Rampenlicht.

THY ART IS MURDER setzen den Schwerpunkt je nach Track ein wenig anders

Da wäre das Gitarrenduo Andy Marsh und Sean Delander, deren Instrumente schon im Titeltrack in derart tiefen Regionen unterwegs sind, dass unsere ausgepressten Lungen verzweifelt nach Luft schnappen. Da kommt das knackige Solo im zweiten Drittel gerade recht, um uns neu zu orientieren, bevor Jesse Beahler uns mit Blasts, Doublebass und Highspeed-Fills das nächste Schädel-Hirn-Trauma verpasst.

Und so geht es zehn Songs lang unentwegt und routiniert weiter. Den modernen Death Metal durchziehen zahlreiche Breakdowns und Tempowechsel, wobei THY ART IS MURDER den Schwerpunkt je nach Track ein wenig anders setzen. Das kann ein groovender, walzender Refrain sein („Death Squad Anthem“) oder eine intensive Gitarrenwand, die sich im Chorus von „New Gods“ aus dem Hintergrund nach vorne schiebt. In „Welcome Oblivion“ legen sich schließlich mächtige Ganggrowls über die verhängnisvolle Leadgitarre im Stil von BY NIGHT.

Unheilvolle Klangfarben bilden das Fundament von “Human Target”

Die düstere Grundstimmung ist so etwas wie der rote Faden, der sich durch „Human Target“ zieht. Selten ist sie vordergründig wie im dynamischen Finale „Chemical Christ“ oder dem atmosphärischen „Eternal Suffering“, wo THY ART IS MURDER ausnahmsweise vom Gaspedal gehen. Stets aber bilden die unheilvollen Klangfarben das Fundament des wuchtig produzierten Deathcore-Monolithen.

Das massive Organ von Sänger CJ passt dazu wie die Faust aufs Auge und verleiht den hochaktuellen wie sozialkritischen Texten aus der Feder von Gitarrist Andy Marsh die Eindringlichkeit, die sie verdienen. Mit schier erdrückender Stimmgewalt presst uns der Frontmann die düsteren Seiten der Menschheit ins Gehirn.

Er lamentiert die Rolle der sozialen Medien, prangert den Organhandel an, kritisiert den Überwachungsstaat und beklagt die Suchtanfälligkeit der heutigen Generation. Kurzum, THY ART IS MURDER öffnen die Wunden unserer Gesellschaft so schonungslos und direkt, wie wir es von ihnen gewohnt sind. Ein Jammer, dass sie ausgerechnet beim brisantesten ihrer Themen mittels halbgarer Rechtfertigungen einknicken. Aber auch das gehört zur Realität im Jahr 2019: bloß keinen Shitstorm in den sozialen Medien riskieren.

Veröffentlichungstermin: 26.7.2019

Spielzeit: 38:28

Line-Up:

Chris “CJ” McMahon – Vocals
Andy Marsh – Gitarre
Sean Delander – Gitarre
Kevin Butler – Bass
Jesse Beahler – Schlagzeug

Produziert von Will Putney

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://www.thyartismurder.net
Facebook: https://www.facebook.com/thyartismurder

THY ART IS MURDER “Human Target” Tracklist

1. Human Target (Video bei YouTube)
2. New Gods (Video bei YouTube)
3. Death Squad Anthem (Video bei YouTube)
4. Make America Hate Again (Video bei YouTube)
5. Eternal Suffering
6. Welcome Oblivion
7. Atonement
8. Voyeurs Into Death
9. Eye For An Eye
10. Chemical Christ

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