THE THIRD AND THE MORTAL: Memoirs

Loops. PORTISHEAD. Trip Hop. BJÖRK. Synthies. MASSIVE ATTACK. Samples. RADIOHEAD. Innovation… Die Erwähnung dieser Bands und Begriffe sollte verhindern, dass zu engstirnige Geister ihre Zeit mit der Lektüre dieser Kritik verschwenden.

Loops. PORTISHEAD. Trip Hop. BJÖRK. Synthies. MASSIVE ATTACK. Samples. RADIOHEAD. Innovation… Die Erwähnung dieser Bands und Begriffe sollte verhindern, dass zu engstirnige Geister ihre Zeit mit der Lektüre dieser Kritik verschwenden. Denn bei der neuen CD von THE THIRD AND THE MORTAL ist man ohne breitgefächerten, offenen Musikgeschmack aufgeschmissen. Mit dem verträumt-entrückten Gothic Metal der Anfangstage hat die Band ja schon lange abgeschlossen, aber auch Fans der letzten, oftmals beinahe Jazz- und Avantgarde-lastigen Alben müssen bei Memoirs umdenken. Wobei der erneute Wandel im Sound der Norweger bei weitem schlüssiger und nachvollziehbarer ausgefallen ist als das Abdriften in immer obskurere Klanglandschaften vor einigen Jahren. Denn plötzlich sind da Songs, wo vorher nur Geräusch war, plötzlich sind die avantgardistischen Ideen auch ansprechend umgesetzt. Und so ist der Weg frei für ein Album, das sich locker mit den eingangs genannten Größen innovativer Musikkunst messen kann. Alleine schon der irgendwo zwischen EMILIANA TORRINI und einem James Bond-Soundtrack pendelnde Opener Zeppoliner packt den Hörer mit kräftigen Bläsersätzen, schleppenden Beats, einer dunklen Atmosphäre und einer mehr als intensiven Frauenstimme, die ihre ganze Seele in die Beteuerung legt, noch immer zu lieben. Auch in der Folge bestimmen schwerfällige Drumloops, melancholische Stimmungen und hervorragende, sich nie anbiedernde und doch sofort ins Ohr gehende Gesangsmelodien das Geschehen. Erstmalig tritt auch männlicher Gesang in Erscheinung, enttäuscht allerdings, sobald er wie bei Those Of My Kind und Spider im Vordergrund steht.

THE THIRD AND THE MORTAL sind im neuen Jahrtausend angekommen und wagen schon jetzt wieder einen weiteren Schritt in die Zukunft der Rockmusik – eine Qualität, die die Band von Anbeginn ihres Bestehens an ausgezeichnet hat. Wenn in The City das Leben in einer Metropolis beschrieben wird, so lauscht man nicht nur den Worten und Klängen, sondern findet sich wieder inmitten von kühl glänzenden Fensterfassaden, postmodernen Stahlkonstruktionen und all den anderen entmenschlichenden Erscheinungen der modernen Großstadt. Fast schon greifbar wirkt die Musik in ihrer Intensität, und nie machen THE THIRD AND THE MORTAL den Fehler, sich zu sehr auf Innovativität und Anspruch zu verlassen, sondern setzen ihre Stilmittel jederzeit vollkommen passend ein und bauen stets überraschende Wendungen und andere für Abwechslung sorgende Elemente in ihre Lieder ein. Bei Reflections scheint gar die Zukunft der Musik mit ihren Wurzeln vereint zu werden, wenn BEATLES-artige Psychedelicgesänge gemeinsam mit Elektronik auftauchen. Ein weiterer Beweis für die Vielseitigkeit dieser Ausnahmeband ist denn auch, dass man Memoirs ebenso gut unter dem Kopfhörer ungestört hören kann, wie man bei voller Lautstärke am liebsten dazu tanzen möchte oder das Album im Hintergrund bei einem ausführlichen Gespräch mit guten Freunden laufen lassen kann. Und falls doch jemand von der Hartwurstfraktion weitergelesen hat und sich nun fragt, was so eine CD in einem Metalmagazin zu suchen hat: Auch unter Metallern gibt es genügend Leute, die RADIOHEAD, SIGUR RÓS und BJÖRK etwas abgewinnen können, und so weit von THE GATHERINGs Meisterwerk How To Measure A Planet ist Memoirs gar nicht entfernt. Zeitlos grandiose Musik!

Veröffentlichungsdatum: 29.04.2002

Spielzeit: 50:34 Min.

Line-Up:
Trond Engum – Gitarre

Finn Olav Holthe – Gitarre, Programming

Geir Nilssen – Synthies, Klavier

Rune Hoemsnes – Schlagzeug

Gastmusiker:

Kirsti Huke – Gesang

Andreas Elvenes – Gesang

Frank Stavem – Bassgitarre

Sander Stedenfeld Olsen – Synthies

Oyvind Brandzaeg – Xylophon

Ingrid Tolstad – Gesang

Snorre Ruch – Synthies

Calvin Ray Stiggers – Gesang

Lars Lien – Gesang

Erlend – Smalas – Bass

S-Möller Big Band – Bläser
Label: Prophecy Productions/Sony

Tracklist:
Zeppoliner

Good Evening Mr. Q

The City

Reflections

Thin Dark Line

Fools Like Us

Those Of My Kind

Simple Mind

Spider

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner