THE MONOLITH DEATHCULT: The White Crematorium

Rasant, modern und vor allem eiskalt.

Dass sie etwas anders sind, die Holländer, macht sich schon beim Durchblättern des Booklets bemerkbar. Ihre selbst so hochgelobte Klischeefreiheit ist allerdings nicht unbedingt verständlich. Zwar verzichtet man auf dumpfe Gore-Parolen, aber Blut gibt´s trotzdem zur Genüge und die Herren posieren durchaus gerne in Soldaten-Uniformen mit großen Ballermännern vor Adlerwappen. Aber für alle selbstgerechten Spürnasen: THE MONOLITH DEATHCULT sind sicher keine Nazis. Mit der Ästhetik scheint es sich bei den Musikern so ähnlich wie zum Beispiel bei MARDUK zu verhalten.

Musikalisch sind die Holländer schon deutlich einfacher einzuordnen: Rasanter Death Metal mit modernem Sound, bewusst steril gehalten, und höllisch brutal. Durch die klinischen Drums, die fast jedes Lied bis zum Exitus von Mensch und Maschine malträtiert werden, und die geschickt eingesetzten Keyboards, klingt die Scheibe etwas kalt und gefühllos. Aber das heißt nicht, dass The White Crematorium platt oder billig klingt, vielmehr schafft der Sound eine bedrückende Atmosphäre, die sich perfekt mit den Lyrics verflechtet. Diese sind vielfältig, komplex und anspruchsvoll. Einige Songs drehen sich um das Dritte Reich (Army Of The Despised) oder Stalin (The White Crematorium), andere gehen tiefer in die Geschichte zurück, zu den Kriegen zwischen Juden und Philistern (7 Months Of Suffering), ins alte Spanien (1567 – Under The Bloodcampaign) oder in die Ukraine (Concrete Sarcophagus). Wieder andere glänzen mit einer nicht biblischen Alien-Mensch-Schöpfungstheorie der Marke Erich von Däneken (Origin).

Folgen kann man den Texten dagegen schwer. Der Death Metal des Vierers ist schnell und heftig, vereint amerikanischen Druck und Riffs mit eisiger, manchmal schwedisch angehauchter Atmosphäre. Im Vergleich zum Vorgänger The Apotheosis hat sich eins auf jeden Fall nicht geändert: Als Haupt-Referenzen müssen NILE herhalten, denn in dem Fahrwasser finden sich die meisten Songs wieder. Schnellstes Gebolze vermischt sich mit virtuosen Gitarrenläufen mündet in massige Midtempo-Parts oder erhabene, mit Keyboards untermalte, atmosphärische Stellen. Darüber liegen die abgrundtiefen, kaum verständlichen Vocals, deren Verfolgung selbst mit Booklet schwerfällt. Handwerklich lassen THE MONOLITH DEATHCULT nichts, aber auch gar nichts anbrennen. Lediglich die Abwechslung kommt recht kurz auf dem Album. Zwar können alle Parts fast durchgängig überzeugen, aber wenigen gelingt es herauszustechen oder sich gar einzuprägen. Das ist dann – kurioserweise – den einzigen untypischen Stücken vorbehalten: The Haunted Ravines Of Babi Yar, zum Beispiel, eine instrumentale Cover-Version der holländischen Doom-Band BEYOND BELIEF um AJ van Drenth. Das zähe, langsame Stück fängt die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die das ganze Album unterschwellig transportiert hervorragend auf. Ein klasse Soundtrack zum Erfrieren wäre das. Danach geht´s wieder in die Vollen, die Band stürmt ungebremst bis zum letzten Lied, dem 10-minütigen Titeltrack The White Crematorium, der dann THE MONOLITH DEATHCULT am unteren Punkt der Geschwindigkeitsgrenze und am oberen der emotionalen Dichte präsentiert. Hier hat van Drenth wohl seinen Einfluss versprüht, denn die Band versucht sich nun selbst an einem drückenden, doomigen Stück, mit depressiven Vocals und viel Keyboardklängen. Die tosende Maschinerie ist verklungen. Zu dem Stück spürt man den Schnee förmlich fallen, langsam und erbarmungslos legt sich eine weiße, kalte und tödliche Decke über alles Lebende. Wer also bei The Haunted Ravines Of Babi Yar noch nicht erfroren ist, der wird das sicher bei The White Crematorium tun.

Insgesamt ist es schwer das Album zu beurteilen. Die Gleichförmigkeit der schnellen Songs lässt sich durch die vielen gelungenen Midtempo-Passagen nur halbwegs auflockern und die ganz langsamen Stücke versuchen dagegen auf ihre eigene Art und Weise spürbar verzweifelt Akzente zu setzen. Im Kontext klappt das überraschend gut, das Gesamtbild weiß zu gefallen, was ja auch die Hauptsache ist. Unnötig zu sagen, dass dabei kein Innovationspreis für die Band herausspringen wird. Ich würde die Scheibe als sehr gelungenes Album bezeichnen, nur der Veröffentlichungs-Zeitpunkt ist etwas falsch gewählt worden: Nach den endlosen kalten und vereisten Wochen macht sich nun langsam die Frühlingsstimmung breit. Es ist, als hätte man The White Crematorium schon überstanden, dabei kommt es doch gerade erst auf die Welt zu.

Veröffentlichungstermin: 14.03.2005

Spielzeit: 43:52 Min.

Line-Up:
Robin Kok – Bass/Vocals

Martijn Moes – Guitars/Vocals

Michiel Dekker – Guitars/Vocals

Sjoerd Visch – Battery

Produziert von Altena, Kok, Moes & Dekker
Label: Karmageddon Media

Homepage: http://www.monolith-deathcult.com

Email: info@monolith-deathcult.com

Tracklist:
01. Army Of The Despised

02. 7 Months Of Suffering

03. Concrete Sarcophagus

04. 1567 – Under The Bloodcampaign

05. The Haunted Ravines Of Babi Yar

06. Origin

07. The Cruel Hunters

08. 1917 – Spring Offensive (Dulce Et Decorum Est)

09. The White Crematorium

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