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THE DILLINGER ESCAPE PLAN: Option Paralysis

Bereits die zweite Selbstkopie von THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Langsam wird es eng für diese Band.

Erstaunlich schnell kommen THE DILLINGER ESCAPE PLAN wieder in die Puschen. Es sind keine zweieinhalb Jahre seit Ire Works vergangen, ein Zeichen, dass die Maschine nun besser denn je läuft. In Sachen Songwriting ging aber schon mal mehr. Option Paralysis ist zwar verglichen mit Ire Works, das ein paar schlimme Durchhänger hatte, wieder eine deutliche Steigerung, aber dennoch ist ein Problem bei THE DILLINGER ESCAPE PLAN nicht mehr wegzudiskutieren: Wer mit derartigem Vollgas ein ganzes Genre revolutioniert, wie auf Calculating Infinity und dann das ganze fünf Jahre später auf Miss Machine in eine teils massentaugliche Richtung treibt, so dass sie teils unerträglich, teils aber zu schlicht genialen Songwritern werden, der muss sich die Frage gefallen lassen, was heute revolutioniert werden will. Schließlich ist es seit jeher eines der Credos von THE DILLINGER ESCAPE PLAN, die vertraute Welt aus den Angeln zu heben.

Der Aha-Effekt fehlt nun schon zum zweiten Mal. Richtig vorwärts bringt Option Paralysis die vier aus New Jersey auch nicht, aber immerhin können sie wieder Boden gut machen. Die Songs an sich sind deutlich gehaltvoller als auf Ire Works, aber die Mathcore-Elemente sind nach wie vor die gleichen, wie auf Miss Machine. Auch wenn es etwas eingängiger wird und statt dissonanten Stakkatorhythmen etwas mehr rockt, wird es vielleicht zu einem brodelnden Cocktail, der jederzeit explodieren könnte und das auch gerne macht, aber nicht mehr. Glücklicherweise reißen sich THE DILLINGER ESCAPE PLAN immer wieder am Riemen und bieten sowohl in den heftigen, freejazzigen Stellen Qualität, als auch wenn es mehr nach Alternative Rock klingt, das beweisen Farewell, Mona Lisa, Gold Teeth On A Bum und Room Full Of Eyes. Richtig gut ist Option Paralysis allerdings nur, wenn der Swing oder der handgemachte Trip Hop Einzug bei THE DILLINGER ESCAPE PLAN hält – Widower, I Wouldn´t If You Didn´t und Parasitic Twins zeigen es – dann begreift man, dass das kreative Potential doch noch nicht ganz ausgeschöpft ist und es noch einen gewissen Raum zur Entfaltung gibt. Schade allerdings, dass sich die Musiker zum Start ihres eigenen Labels in den USA nur zu wenigen derartigen Experimenten hinreißen lassen.

Option Paralysis ist ganz klar ein Nummer-Sicher-Album, eines mit guten Songs, mit Chaos, mit Alibi-Experimenten. Ein Album, das in den Arsch tritt und mit viel Dynamik arbeitet. Aber für THE DILLINGER ESCAPE PLAN ist das zu wenig. Hätten sie eine reine Popplatte aufgenommen, hätte das mehr Sinn gemacht, als die nun bereits zweite Selbstkopie. Rein technisch betrachtet ist Option Paralysis brillant, mit einer irren Instrumenteneinheit, tollem Gesang, vielen Details und bizarren Ideen, sowie einer recht originellen Produktion. Aber alles andere lässt man auch gar nicht gelten, und das weiß diese Band ganz genau. Die großflächige Kritik, die THE DILLINGER ESCAPE PLAN durch ihre Songs an der Reizüberflutung durch die Medien austeilen, müssen sie aber auch einstecken können, vor allem wenn ihre Musik nicht unter die Haut geht. Auch wenn sie Arsch treten und sich dann wieder anschmiegen, da muss nächstes Mal mehr kommen, damit sie nicht doch an ihrem eigenen Ruf und den entgegen gebrachten Erwartungen zugrunde gehen.

Veröffentlichungstermin: 26. März 2010

Spielzeit: 41:28 Min.

Line-Up:
Greg Puciato – Vocals
Benjamin Weinman – Guitar
Jeff Tuttle – Guitar
Liam Wilson – Bass
Billy Rymer – Drums

Produziert von Steve Evetts
Label: Season Of Mist / Party Smasher Inc.
MySpace: http://www.myspace.com/dillingerescapeplan

Tracklist:
1. Farewell, Mona Lisa
2. Good Neighbor
3. Gold Teeth On A Bum
4. Crystal Mornings
5. Endless Endings
6. Widower
7. Room Full Of Eyes
8. Chinese Whispers
9. I Wouldn´t If You Didn´t
10. Parasitic Twins

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