SILENT FORCE: Worlds Apart

Mit "Gut Ding will Weile haben" betitelt die Presseinfo den Werdegang der Melodic Metaller SILENT FORCE. Ich würde diese Zeilen lieber durch ein "Besser zu spät als nie" ersetzen, denn auf ihrem neuen Studioalbum "Worlds Apart" hat die Band eine offensichtlich notwendige musikalische Kurskorrektur vorgenommen, auch wenn der allerletze Funken immer noch nicht ganz übergesprungen ist…

Unheimlich still ist es in den letzten Jahren um die deutsch-amerikanische Power-Metal Kollaboration SILENT FORCE geworden und es dürften einige Kandidaten unter euch weilen, bei denen das Quintett mittlerweile schon in Versenkung geraten ist, schließlich hatte die Band in der Vergangenheit zwar meist qualitativ hochwertige, aber trotzdem extrem unauffällige Studioalben veröffentlicht. Letzteres scheint den Mannen um den ehemaligen ROYAL HUNT-Fronter DC Cooper nun endlich auch aufgefallen zu sein, denn das neue Album Worlds Apart klingt endlich nicht mehr nach einer seelenlosen JUDAS PRIEST-Kopie – hier werden verschiedenste Einflüsse des Genres zu einem homogenen Konglomerat zusammengeschustert, was selbstverständlich auch ein erhöhtes Maß an Wiedererkennungswert und vor allem mehr Abwechslung mit sich bringt.

Auch handwerklich haben SILENT FORCE noch einmal ordentlich zulegen können: Die neuen Songs sind in jedem Falle facettenreicher als beim Vorgänger Infatuator, die Melodien wirken insgesamt auch wesentlich ausgearbeiteter und trotzdem verankern sich die Refrains immer noch mit gewohnter Leichtigkeit im Gehörgang, haben aber durch die erhöhte Komplexität eine deutlich höhere Halbwertszeit. Besonders zeigt sich das bei den ganz großen Stücken des neuen Outputs, die sich übrigens glücklicherweise über die gesamte Tracklist verteilen und somit das kontinuierlich hohe Niveau der Scheibe gewährleisten: Once Again, Heart Attack oder der stets willkommene Ohrwurm No One Lives Forever beschäftigen den Hörer nicht nur beim bloßen Abspielen über die heimische Anlage, die Melodien verfolgen ihn auch auf dem Weg zur Arbeit, beim Duschen oder auch beim Müll rausbringen. Ein weiterer Pluspunkt von Worlds Apart, das übrigens ursprünglich den Namen Line Of Attack tragen sollte, ist die erstklassige Produktion, welche die zwölf überwiegend starken Tracks sehr gut illustriert und sich im Vergleich zu den Vorgängeralben noch einmal um eine Nuance steigern konnte.

So weit, so gut und es sei gesagt, dass ich der Band einen solchen Schritt wahrlich nicht zugetraut hätte und dem Quintett diese beachtliche Steigerung absolut zugestehe. Dennoch gibt es wieder einige Dinge, die mich im gesamten Soundgefüge einfach stören. Vordergründig ist das trotz der zurückgeschraubten Vorhersehbarkeit der Stücke fehlende Vorkommen irgendwelcher Überraschungsmomente, mit welchen so manche Genregrößen nahezu spielerisch umgehen können – ich vermisse hier einfach den ein oder anderen abgefahrenen Break oder einen instrumentalen Trugschluss, um der stets herrschenden Geradlinigkeit ein wenig entgegen zu steuern. Diese Aspekte werden in den Songs gerade dann besonders deutlich, wenn die Band beim Interlude angelangt ist und die Gitarristen mit den technisch unweigerlich messerscharf gespielten Frickeleien langweilen. Da hilft es dann auch nichts, wenn man bereits bekannte Melodiebögen in einen solchen Solo-Part integriert, wie wir es z.B. bei Death Comes In Disguise mit Beethovens Freude schöner Götterfunken finden können, oder die Zwischenspiele mit gesprochenen Passagen, wie beim WTC-Tributsong Heroes, spickt. Hier braucht die Band einfach noch etwas mehr Dynamik, damit auch die letzten Kritiker, zu denen ich mich demnach wohl zählen muss, verstummen werden.

Ansonsten ist Worlds Apart aber definitiv eine ziemlich große Überraschung geworden und selbstverständlich dem Genrefan auch wärmstens ans Herz zu legen – schließlich gibt es hier einige ganz starke Songs, die der geneigte Anhänger des melodischen Metalls in keinem Falle missen sollte – auch beim größten Pessimisten müsste dieses Liedgut zumindest für ein bestätigendes Kopfnicken sorgen. Letzterem bleibt jedenfalls nichts anderes übrig, als SILENT FORCE noch ein wenig Zeit zu geben, damit auch die letzten Kritikpunkte aus dem Weg geräumt werden – ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass hier noch lange nicht das letzte Wort gefallen ist!

Veröffentlichungstermin: 20.09.2004

Spielzeit: 58:01 Min.

Line-Up:
DC Cooper – vocals

Alexander Beyrodt – guitars

Jürgen Steinmetz – bass

Torsten Röhre – keyboard

André Hilgers – drums

Produziert von Dennis Ward & Silent Force
Label: Noise Records

Homepage: http://www.silentforce.de

Tracklist:
01. Ride The Storm

02. No One Lives Forever

03. Hold On

04. Once Again

05. Master Of My Destiny

06. Heroes

07. Death Comes In Disguise

08. Merry Minstrel

09. Spread Your Wings

10. Iron Hand

11. Heart Attack

12. Worlds Apart

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