SICK-U-R: MMIV

Getragener Metal, der durch den Gesang teilweise an TWISTED TOWER DIRE erinnert. "MMIV" hat einige interessante Seiten zu bieten, dennoch müssen die Stärken noch besser zusammengerafft werden.

Irreführender könnte ein Bandname wohl kaum sein. Wer würde hinter dem Banner SICK-U-R denn tatsächlich traditionellen Metal erwarten, der in seinen Einflüssen sogar noch über die 80er-Jahre hinweg zurückreicht?

Ich war jedenfalls ordentlich überrascht, als beim Einlegen der CD erstmal Epic-Metal in Reinkultur aus den Boxen tönte, der vor allem durch den Gesang stark an TWISTED TOWER DIRE erinnert. Dragonlord ist jedenfalls ein hervorragender Einstieg und hat man sich mal damit abgefunden, dass Inhalt und Verpackung hier nicht ganz zusammen passen, wird der Opener zu einem richtigen Ohrwurm, den man sich wirklich auch gut auf einem Album der Ami-Underground-Helden vorstellen könnte. Als wollte man dem Bandnamen aber dennoch zumindest ein bisschen gerecht werden, hat man zum einen einen sehr coolen Synthie-Sprach-Sound im Hintergrund eingebaut, und zum anderen einen Sprechsgesangsteil, den Puristen vielleicht auch schon als Rap beschimpfen würden. Das schadet der Ausstrahlung des Songs allerdings mitnichten, sondern verleiht ihm ein interessantes Profil. Noch 70-er-lastig geht’s dann beim zweiten Song Metal God zu, einer getragenen Metal-Hymne, die sehr viel Atmosphäre besitzt und auf eine ähnliche Weise Erinnerungen an die alten WARLORD weckt, wie es bei den Schweizern EMERALD der Fall ist.

Beim dritten Track Wasted Years machen sich dann aber doch erste Risse in der bislang makellosen Fassade bemerkbar. Insgesamt geht man den eingeschlagenen Weg fast ein Stück zu konsequent und setzt zu stark auf die getragene, keyboardgeschwängerte Stimmung des Stücks. Leider lullt man dadurch eher ein, als dass man den Hörer in eine Traumwelt entführt. Und zum ersten Mal gerät man auch in diesen Zwiespalt, der sich dann erst beim darauf folgenden Time richtig entfaltet: der Refrain lässt so ein Funke von genialer Einfachheit aufblitzen, schafft es aber dennoch nicht, das Feuer zu entzünden und je nach persönlicher Stimmungslage findet man die Gesangslinie mal gut oder einfach nur schrecklich nervig. Wirklich schade, umso mehr stört einen aber dann plötzlich auch dieser zerfahrene Eindruck, den man durch das nicht vorhandene Zusammenspiel von Bandname, Coverartwork und Musik erhält. Das gibt alles irgendwie nichts Ganzes und das CREMATORY-mäßige Keyboard-Piano bei Messiah schlägt dann nochmals voll in diese Kerbe.

Letztendlich mag man zu einem Abschlussurteil gar nicht so recht kommen. Wir haben es einmal mehr mit einer Undergroundband zu tun, der man eine bessere Bewertung wirklich gönnen würde und bei der viele Ansätze auch wirklich zu überzeugen wissen. Dennoch fällt es schwer, die CD einem bekannten in die Hand zu drücken und zu sagen: hör dir das mal an, dass wird dir sicher gefallen! Ich denke für SICK-U-R wäre es einfach wichtig, die eigenen Stärken zu einem durchdachten Ganzen zusammenzuführen. Dann wird der Metal-Underground sicher auch recht schnell die Ohren spitzen…

Veröffentlichungstermin: 27. November 2004

Spielzeit: 26:32 Min.

Line-Up:
Sandro – Vocals, Gitarre

Roman – Vocals, Keyboards

Harry – Drums

Rainer – Vocals und Bass

Produziert von Bruno Hosp
Label: Eigenproduktion

Hompage: http://www.sick-u-r.com

Tracklist:
Dragonlord

Metal God

Wasted Years

Time

Messiah

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