SALTATIO MORTIS: Erwachen

Erstaunlich stark im klassischen Hardrock verwurzeltes Mittelalter-Rock-Album, die Songstrukturen und Melodien sind aber zu simpel und vorhersehbar, um dauerhaft begeistern zu können.

Mit Heptessenz ist es SALTATIO MORTIS gelungen, auf jegliches modernes Instrumentarium zu verzichten, und dennoch durch eine ungemein druckvolle Produktion und zeitgemäße Rhythmen ein Mittelalter-Album aufzunehmen, das absolut modern klingt. Das war originell und sehr gut umgesetzt. Nicht mal ein Jahr später sind die Spielleute nun wieder da und veröffentlichen mit Erwachen nach Das zweite Gesicht ihr zweites Rock-Album, sprich die Mittelalter-Instrumente werden wieder ergänzt durch E-Gitarren, Drums, Keyboards und anderes modernes Gerät, es wird keinerlei mittelalterliches Liedgut interpretiert, sondern nur eigenes Songmaterial gespielt. Dabei geht die Band teilweise erstaunlich hardrockig-metallisch vor, was sich besonders im klassischen Gitarrenriffing und dem straighten Drumming bemerkbar macht. Der Titelsong etwa erinnert nicht nur aufgrund des Hauptriffs irgendwie an The Angel And The Gambler vom unsäglichen Virtual XI-Album von IRON MAIDEN – ein straighter Rocker, der aber irgendwie lahm ist, mit uncharismatischem, schwachem Gesang, die Orgeln sind durch Keyboards und Dudelsäcke ersetzt. Nicht alle Songs aber sind derart im Hard Rock verwurzelt. Falsche Freunde etwa, bekannt von der gleichnamigen Vorab-Single, wartet ebenso wie Lass mich los mit elektronischen Drum-Loops und einem Ohrwurm-Refrain auf und ist durchweg tanzflächenkompatibel. Der Opener Hör die Trommeln hingegen ist ein flotter Mittelalter-Rocksong mit einer mitreißenden Dudelsack-Melodie und wiederum einem Ohrwurm-Refrain, der die Band in die Nähe von etwas älteren SUBWAY TO SALLY rückt. Eingängige Melodien zu schreiben hat die Band also raus, teilweise sind diese jedoch arg süßlich geraten und machen die Songs damit etwas zu kitschig (Am Scheideweg, Daedalus). Ziemlich cool ist auf jeden Fall die Coverversion von God Gave Rock´n´Roll To You, bei der die allseits bekannte Hookline von den Dudelsäcken gespielt wird. Hier zeigen die Jungs nochmal deutlich, wo ihre Wurzeln liegen.

Insgesamt aber sind die Songstrukturen und Melodien auf Erwachen zu simpel und vorhersehbar – zwar oft eingängig, aber die Halbwertszeit ist sehr gering, schon nach einigen Durchläufen machen sich erste Abnutzungserscheinungen breit. Dazu kommt, dass die Gesangsleistung sehr schwankend ist. Teilweise klingt die Stimme ziemlich schwach und uncharismatisch, es werden einfach keine Gefühle rübergebracht (Erwachen, Daedalus), teilweise hingegen gibt es an der Gesangsleistung nichts auszusetzen (Hör die Trommeln, God Gave Rock´n´Roll To You).

So ist Erwachen eine nette Mischung aus Mittelalter und Rock/Electro-Elementen, kann es aber nicht mit dem Vorgänger Heptessenz aufnehmen, dessen Konzept, es mit rein mittelalterlichen Instrumenten mit der Moderne aufzunehmen, nicht nur weitaus interessanter war, sondern aufgrund des weitgehenden Verzichtes auf Gesang auch besser umgesetzt wurde. SALTATIO MORTIS sollten sich künftig auf ihre Stärken besinnen, und die liegen nicht im Mittelalter-Rock.

VÖ: 26.01.2004

Spielzeit: 47:54 Min.

Line-Up:
Alea der Bescheidene – Gesang, Sackpfeifen, Schalmeien

Dominor der Filigrane – Sackpfeifen, Schalmeien, Pommern, Binjou, Programming

Die Fackel – Sackpfeifen, Schalmeien, Mandola, Harfe, Keyboards

Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein – Sackpfeifen, Schalmeien, indisches Wui, Conferenzen

Ungemach der Missgestimmte – Sackpfeifen, Schalmeien, Percussion, Gitarre

Lasterbalk der Lästerliche – Davul, Trommeln, Percussion, Pauken, Programming

Thoron Trommelfeuer – Darabuka, Trommeln, Percussion

Magister Flux – modernes Gerät
Label: Napalm Records

Homepage: http://www.saltatiomortis.com

Tracklist:
1. Hör die Trommeln

2. Falsche Freunde

3. Lass mich los

4. Traumreise

5. Erwachen

6. Am Scheideweg

7. Daedalus

8. Tanz der Tänze

9. God gave Rock´n´Roll

10. Mein Weg

11. Hafen der Stille

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