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RETALIATION: Seven

Furioser, melodischer Tech-Death made in Germany – eine faustdicke Überraschung.

Was sich alles im deutschen Extrem Metal-Underground tummelt, wird ein Mensch alleine wohl niemals begreifen können. Abertausende Black und Death Metal-Bands, die mit ihren Vorbildern gleichziehen wollen, manchmal gut, manchmal aber auch grausam schlecht sind. Und so viele Bands man auch abhakt, es kommen immer wieder Neue dazu, so dass das Vorhaben, einen Überblick zu behalten nahezu aussichtslos ist. Für Autisten sicher ein unhaltbarer Zustand, für alle anderen aber immerhin eine kleine Chance, neue und gute Formationen zu entdecken. RETALIATION zählen erfreulicherweise genau zu dieser kleinen Sparte und präsentieren sich als überaus stürmische, komplexe und doch melodische Death Metal-Band, die einen guten Mittelweg zwischen Technik und Eingängigkeit gefunden hat.

Die jungen fränkischen Musiker haben ihre Songs und Instrumente sehr gut unter Kontrolle, spielen mit kalter Präzision ihre zehn Songs so frisch und locker, dass es wie die leichteste aller Übungen klingt. Tatsächlich geht es aber in Sachen Geschwindigkeit ziemlich an den Anschlag, und vor allem das Drumming zeigt sich hier von seiner besten Seite – es groovt immerzu, egal ob hektische Blast Beats oder blitzschnelle Double Bass-Passagen zu hören sind. Auch die Leistung der Gitarristen kann sich hören lassen, egal ob Rhythmus- oder Lead-Gitarren, alles ist komplex und anspruchsvoll gespielt, folgt aber dennoch einem überraschend logischem Fluss, egal ob es plötzlich progressive Soli oder Black Metal-Riffs zu hören gibt. Die Ideen gehen nur selten mit der Band durch, die Musik ist brutal, vertrackt, aber dennoch ausgewogen und kleine Extras wie die Akustikgitarren-Einschübe machen den Konsum der fünfundvierzigminütigen Scheibe leichter.

Dennoch, verstanden können die Songs auf dem Debütalbum Seven nicht so schnell werden, es passiert einfach zu viel darin. Und schade ist, dass die Songs nicht richtig tief gehen wollen – sie sind zu kalt, zu komponiert, haben zu wenig Bauchgefühl. Das haben ihre Landsleute OBSCURA , die zwar progressiver an die Musik heran gehen, aber dennoch stilistisch sehr ähnlich sind, RETALIATION voraus. Ebenso kalt wie die Musik stellenweise wirkt, ebenso sauber ist die Produktion von Seven. Etwas roher hätte es ruhig sein dürfen, wie RETALIATION klingen. Songs wie Hope Of Zion, Wrath Defied, The Transience Of Existence, An Ancient Wisdom und The Rise Of Zion sind aber richtig gute Nummern, die von den beiden Sängern mit großem Lungenvolumen und großer Intensität dargeboten werden.

Seven ist ein absolut beachtlicher Einstand: RETALIATIONkommen aus dem Nichts daher und spielen den Großteil ihrer Genre-Landsleute an die Wand. Auch das zu viel enthaltene Kalkül und die Vertracktheit nehmen dem Album glücklicherweise nicht eine gewisse Spontaneität oder gar die Intensität. Zur Elite zählen die sechs Franken noch nicht, aber ihre Ausgangsbasis ist so stark, dass ein Sprung in diese Liga vielleicht schon auf dem nächsten Album passieren kann. Wer Überbrückungshilfe bis zu den nächsten Alben von OBSCURA oder auch DEAD EYED SLEEPER braucht, und wem NECROPHAGIST schon immer zu technisch und leidenschaftslos waren, kann hier bedenkenlos investieren.

Veröffentlichungstermin: 17. August 2010

Spielzeit: 43:13 Min.

Line-Up:

Johannes Schwarzkopf – Vocals
Christian Schlosser – Vocals
Julian Welsch – Guitar
Dennis Schneider – Guitar
Heiko Heckner – Bass
Marc Schumann – Drums

Produziert von Dennis Schneider
Label: Unique Leader Records
MySpace: http://www.myspace.com/retaliationdeath

Tracklist:

1. Hope Of Zion
2. Tragedy Of The Servant
3. Wrath Denied
4. The Transience Of Existence
5. Disrupted Comprehension
6. Textures Of Sin
7. Ominious Greed
8. An Ancient Wisdom
9. Unsympathetic
10. The Rise Of Zion

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