PYLON: Doom

Wenn aus dem Zweierprojekt PYLON doch mal eine echte Band wird, man das vorhandene Potential musikalisch als Gesamtbild umsetzt, dann wird man garantiert ganz groß in der kleinen Doom-Welt.

Das letzte Album The eternal wedding band hat ja schon deutlich gezeigt, dass bei PYLON reichlich Potential schlummert. Dass die dritte Scheibe der Schweizer mich derart beglücken wird, dass hatte ich aber kaum erwartet.

Hier ist der Albumtitel wirklich mal Programm, es gibt schlicht und einfach Doom. Dabei interessiert sich hier keiner für aktuell angesagtere Spielarten der Schwerfälligkeit, auch die beim letzten Album deutlichen Anleihen bei Bands wie BLACK SABBATH und SAINT VITUS treten weiter in den Hintergrund. Auf dem neuen Album klingt man sehr stark nach ganz frühen CANDLEMASS zu Epicus Doomicus Metallicus-Zeiten oder gar nach dem Vorgänger NEMESIS. Es gibt die typischen Melodien, dieselbe Atmosphäre, den gleichen Sound. Dazu kommt noch eine weitere Ladung Schwedendoom, viele Riffs und Breaks erinnern an COUNT RAVEN. Dazu passt auch, dass die Vocals und die Gesangslinien wie eine Mischung aus COUNT RAVENs Dan und Christian Landerson (LORD VICAR, SAINT VITUS) und dem ersten CANDLEMASS-Sänger Johan Langquist klingen. Bei In the shade sind dann auch noch mal SAINT VITUS da, wobei die zeternden Vocals hier auch passend etwas an Scott Reagers erinnern. Dass die gezupften Gitarren hier an GODSEND denken lassen ist ok, da man eine ähnlich traurige Stimmung verbreiten kann. Das instrumentale, nur von ein paar französischen Sprachsamples begleitete Hors des sentiers battus kommt überraschend heftig, klingt nach ganz frühen CATHEDRAL oder PARADISE LOST. Hier und da taucht mal eine schicksalsschwangere Klarinette auf oder man zaubert orientalische Stimmung mit der Flöte. Gerade in diesen Momenten ist auch wieder das Schmunzeln da, was den Vorgänger so unterhaltsam machte. Irgendwie klingen diese Parts nicht bedrohlich, sondern erinnern mich an die Dschungelbuchszene, wo die Schlange Ka erfolglos versucht, den permanent plappernden Mowgli zu hypnotisieren. Schmunzeln hin, Doom her, es ist schon klasse, wie selbstverständlich PYLON den klassischen Doom abarbeiten, ohne dabei als Raubritter zu erscheinen. Sie erheben Thor´s Hammer mit Würde und zerschmettern die Würmer, die nur mal just for fun auf den Doom-Zug aufspringen. Dazu gibt es viele ruhige Klänge, die dann doch wieder Schwächen im Gesang zeigen, aber mit toller Atmosphäre trumpfen können. Das alte Problem der nicht so prickelnden Soli umgeht man, indem ein paar Gastgitarristen ihren Senf dazu geben.
Zudem erscheint die CD ewig lang, ohne dabei zu langweilen. Bereits nach der Hälfte hat man das Gefühl, dass andere CDs nun zuende wären. Das ist DOOM, der Titel hat es ja versprochen. Schade ist, dass man die einzelnen Aufnahmesessions mit verschiedenen Drummern merklich heraus hört.

Wenn aus dem Zweierprojekt PYLON doch mal eine echte Band wird, man das vorhandene Potential musikalisch als Gesamtbild umsetzt, dann wird man garantiert ganz groß in der kleinen Doom-Welt. Toll aufgemacht gehört Doom in jede … äh … Doom-Sammlung.

Veröffentlichungstermin: 27.02.2009

Spielzeit: 77:29 Min.

Line-Up:
Matt Brand: Vocals, Guitars
Jan Thomas: Bass, Flöte, Voice

Gäste:
Tinu Christen: Drums (4)
Lennard Pater: Drums (8)
Marc Ricci: Drums (9)
Martin Roth: Drums (1,3,11)
Philipp Schiess: Drums (2)
Tom Fässler: Solo Guitar (3)
Sandro Keusen: Solo Guitar (1)
Oliver Schneider: Solo Guitar (11)

Produziert von Matt Brand
Label: Quam Libet Records

Homepage: http://www.pylon-doom-net

MySpace: http://www.myspace.com/pylondoom

Tracklist:
1. Renovatio (Renewal & relapse)
2. Doomstone
3. Ho Theos erchestral
4. In the shade
5. Bebeath, beyond
6. Dream a dream
7. De rerum sanctarum una
8. Psych-Icon
9. Hors des sentiers battus
10. Age of despair
11. An angel tale
12. Deadlove
13. The void thereafter

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