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PSYCHOTRON: Pray for Salvation

Ein Power/Thrash-Album, das sich über die gesamte Spielzeit auf einem gleich hohen Niveau bewegt.

Pray for Release ist der inoffizielle Titel des dritten PSYCHOTRON-Albums, für das ein Review schon viel zu lange aussteht. Aber die Band, oder besser gesagt das Business, hat es einem auch nicht besonders einfach gemacht, das offizielle Veröffentlichungsdatum nachvollziehen zu können. Der lautet laut Label Sleaszy Rider nämlich August 2006 – immerhin auch schon 1 ½ Jahre her. Zu dem Zeitpunkt konnte das Album aber nur direkt bei der Plattenfirma bestellt werden, ab Januar 2007 dann auch bei der Band. Den ein oder anderen Vertrag-Hickhack mit diversen Vertriebsfirmen später sieht die Situation mit Stand Februar 2008 so aus, dass Pray for Salvation nun immerhin über Amazon erhältlich ist und diese Möglichkeit sollten Fans von anspruchsvollem, thrashigen Powermetal (andere mögen es eher als powermetallischen Thrash bezeichnen) nutzen.

Das Review zu schreiben – das muss ich ganz offen zugeben – fällt nicht leicht. Es ist kein Geheimnis, dass es zwischen PSYCHOTRON und vampster eine langjährige Verbindung gibt und zu einfach kann der Eindruck entstehen, man würde das Album aus reiner Freundschaft besser bewerten, als dass es das verdient hätte. Ich kann nur sagen: ich bin von Pray for Salvation wirklich vollauf überzeugt. Zudem hat man die Songs auf diesem Werk schon zu oft gehört – nicht zuletzt sind viele davon schon seit langer Zeit fester Bestandteil der Liveshows – als dass man jetzt den frischen Eindruck einer Neuveröffentlichung rüberbringen könnte. Immerhin kann ich so aber feststellen, dass anfängliche Befürchtungen, Pray for Salvation wäre auch auf Dauer ein Stück zu sperrig ausgefallen, in keiner Weise eingetroffen sind. Das Drittwerk der Kehrwoche ist Krieg-Prediger kommt mit einer richtig kraftvollen Produktion daher, der den Charakter der Band klasse repräsentiert. Perfekt ist anders, z.B. würden viele Produzenten die klare Trennung der beiden Gitarren auf die linke und rechte Seite vermutlich eher vermeiden, da man dadurch viel zu leicht die ein oder andere Unsauberkeit im Zusammenspiel raushören kann, aber gerade das gibt den Stücken in meinen Augen noch mal einen Extra-Kick – das Ganze klingt dadurch roher und bodenständiger, zudem entdeckt man viel eher Feinheiten im Spiel. Und die beiden Gitarristen Kai und Matze zeigen sich auf Pray for Salvation auch wirklich von ihrer verspieltesten Seite – hier haben wir es mit einem Album zu tun, dem man sehr lange zuhören und neue Details finden kann. Klasse!
Zudem haben es PSYCHOTRON geschafft neun Songs auf ein Album zu bannen, die sich durchgehend auf einem gleichhohen Niveau bewegen. Natürlich ragt der ein oder andere Track mehr oder weniger heraus, aber einen Lieblingssong herauszupicken ist verdammt schwer. Chasing Shadows mit seinem an frühe PSYCHOTIC WALTZ erinnernden Gitarrenlead? Das thrashig-hittige Traitor? Das schleppende, fast schon DIO/CANDLEMASS-lastige The Hourglass? Selbst das zunächst eher abfallende Circle of the Damned wird mit einem MEGADETH-mäßigen Soloteil so sehr aufgewertet, dass man sich immer wieder auf den Song freut. Fast am Ende des Reviews angekommen, muss die Sache mit dem Gesang natürlich noch durch die hohle Gasse kommen – es führt kein anderer Weg nach PSYCHOTRON-Hausen. An Matze M. werden sich weiterhin die Geister scheiden, denn seine Stimme ist zu eigen, als dass sie jedem gefallen könnte. Für viele wird das weiterhin Hauptargument Nummer 1 bleiben, das über Gefallen oder Nichtgefallen entscheidet. Für mich ist das aber nach wie vor einer der ganz großen Pluspunkte der Band. Es ist bewundernswert, wie sich PSYCHOTRON über die Jahre hinweg ihre eigene Identität bewahrt haben und Matze M. trägt einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei. Auf Pray for Salvation liefert er zudem eine absolut herausragende Leistung ab, zeigt sich unglaublich variabel, grunzt, brüllt, singt und flüstert – super! Zudem gibt es durch die klasse Gesangsproduktion, bei der teilweise verschiedene Gesangsstile übereinander gelegt wurden, erneut sehr viele Feinheiten zu entdecken.
Pray for Salvation kann man getrost als das aktuelle Vorzeigewerk der schwäbischen Power-Thrasher bezeichnen. PSYCHOTRON haben all ihre Stärken gebündelt und ein durchweg überzeugendes Album abgeliefert, das zudem zum größten Teil aus eigener Kraft und Arbeit entstanden ist.

Veröffentlichungstermin: August 2006

Spielzeit: 55:50 Min.

Line-Up:
Matze M. – Gesang
Matze Braun – Gitarre
Frank Herold – Bass
Kai Huissel – Gitarre
Gert Kopf – Schlagzeug

Produziert von Matze B und Psychotron
Label: Sleaszy Rider

Homepage: http://www.psychotron.de

Tracklist:

1. At the Graves
2. In the Arms of Morpheus
3. Chasing Shadows
4. Traitor
5. Circle of the Damned
6. The Hourglass
7. The Awakening
8. Life on borrowed Time
9. Shattered Illusion

 

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