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OZZY OSBOURNE: Ordinary Man

Vor kurzem hat sich das Erscheinen des Debut-Albums von BLACK SABBATH zum 50. Mal gejährt und man kann den immensen Einfluss dieses epochalen Meisterwerks (und der darauf folgenden Platten der Band) gar nicht genug lobpreisen. Bei allem, was in den Jahrzehnten danach passiert ist, neigt man dazu, zu vergessen, dass natürlich auch OZZY OSBOURNE einen nicht zu unterschätzenden kreativen Anteil an dieser Phase hatte.

Auch in den 80ern hat OZZY, mit den ebenfalls extrem kreativen Alben aus der Randy Rhoads-Phase oder auch danach mit dem ebenso furios aufspielenden Jake E.Lee, den pompösen Hardrock mit großer Hollywood-Produktion perfektioniert und seinen immer auffälliger werdenden Boulevard-Eskapaden stets einen ausgleichenden, kreativen musikalischen Output gegenüberstellen können. Auch in den für Hardrock schwierigen 90ern blieb der musikalische Standard mit ZAKK WYLDE noch durchaus akzeptabel.

OZZY gab sich mit “The Osbournes” der Lächerlichkeit preis

Das änderte sich dann erst mit der TV-Serie „Die Osbournes“ in den 2000ern, der man als geneigter Fan etwas ratlos und verwundert gegenüber stand. Natürlich war es faszinierend, dem reichlich absurden Familienleben des Mad Man als Voyeur beiwohnen zu können, aber auf der anderen Seite war es fast schmerzhaft traurig, zu sehen, wie sich eine Legende selbst der Lächerlichkeit preisgab und zum „Sharon“ brüllenden  Hampelmann auf MTV mutiert. Der kreative Output dieser Phase beschränkte sich dann auch auf die Erfindung des Ozzfestes und einem riesigen Haufen Merch-Produkte des „Prince of Darkness“. Gerichtliche Auseinandersetzungen mit Bob Daisley um Royalties aus den ersten beiden Solo-Alben, die darin gipfelten, dass Daisley´s Bass-Spuren und die Drums von Lee Kerslake auf Re-Releases im Jahr 2002 gelöscht (!) und von ROB TRUJILLO und MIKE BORDIN neu eingespielt (!!) wurden, rundeten das negative Bild in dieser Zeit dann auch folgerichtig ab.

Zurück vom Boulevard zu guter Musik?

In den letzten Jahren hat sich die Boulevard-Karriere den Göttern sei Dank etwas beruhigt und die musikalische Karriere hat sich etwas erholt, denn die letzten Platten wie „SCREAM“ waren durchweg gutklassiger Breitwand-Hardrock mit typischer Over-The-Top-Produktion, kleinen Gitarren-Schmankerln von Gus G. und über allem die markante und im Studio auch erstaunlich, hüstel, kräftige Stimme von OZZY, die die perfekt auf ihn zugeschnittene Songs natürlich dominiert.  “Das ist schließlich keine Band, das ist OZZY OSBOURNE”, wie seine Frau Sharon es einmal passend formuliert hat.

Direkte Anspielungen auf BLACK SABBATH

Um es vorwegzunehmen: Der positive musikalische Eindruck der letzten Jahre setzt sich mit der neuen Platte (bis auf einen Totalausfall) fort und verstärkt diesen sogar noch.  Man merkt der Platte deutlich den Einfluss der letzten Tour mit BLACK SABBATH an, tatsächlich gibt es sogar, quasi als Easter-Eggs, direkte Anspielungen auf „Iron Man“ in „Goodbye“ und auf „The Wizard“ in Eat Me“. Allerdings drängt sich bei diesem eigentlich positiven Gedanken gleich der Zweifel auf, in wieweit das nicht als ein marketing-technisch-analysiertes Add-On vom Management an das Produktions-Team als KPI für die Entwicklung des neuen Produkts gegeben wurde… Ich möchte eigentlich nicht so denken, aber das Bild, das die Osbourne-Prince-Of-Darkness-Money-Machine teilweise von sich vermittelt hat, bleibt eben nicht ohne Folgen.

Aber schieben wir das beiseite, haben wir ein richtig gutes, teilweise erfrischend wildes Hardrock-Album, wie im richtiggehend rüpeligen Opener „Straight to Hell“ mit Tempo und Power. Es gibt eine Menge cooler Breitwand-Riffs, richtig schöne, große Refrains und Melodien, wie in dem wirklich gelungenem Gänsehaut-Song und Album-Highlight „Under the Graveyard“, zu dem es auch ein quasi autobiografisches Video  von Jonas Akerlund gibt. Ganz großes Kino eben.

„Ordinary Man“ ist eine Zusammenfassung des musikalischen Schaffens des Madmans

Interessanterweise kommt „Ordinary Man“ wie eine Zusammenfassung des musikalischen Schaffens des Madman daher, es gibt Dicke-Hosen Riffs und fiese Fuzz-Gitarren a la ZAKK WYLDE, vermischt mit Rhandy-Rhoads-Picking, wie in „Today is the End“ , die eingangs erwähnten Sabbath-Einflüsse immer wieder im ganzen Album, viel Hochglanz-Hardrock und natürlich die übliche Kitsch-Ballade mit dem Titelsong, zusätzlich aufgeplüscht mit Gastsänger ELTON JOHN (womit auch diese Name schlussendlich seinen Platz im Vampster gefunden hätte). Das  alles zusammen mit der prominenten Band-Besetzung – perfekter geht es kaum.

Es gibt an der Platte daher auch eigentlich nicht wirklich was zu meckern. Im Gegenteil, sie übertrifft meine Erwartungen um ein vielfaches, zumindestens was die ersten 9 Tracks angeht.

Kaum zu ertragendes Autotune-Gejammer zum Schluss

Danach wird es in letzten zwei Tracks allerdings, sagen wir mal, „experimenteller“. Rapper POST MALONE richtet  im leicht punkigen „It´s a Raid“ noch relativ wenig Schaden an, aber der abschließende, süßlich-groovende R`n`B-Track „Take what you want“ mit Rapper TRAVIS SCOTT, inklusive Drum-Loops und Autotune-Gejammer ist wirklich kaum kaum ertragen. Da fragt man sich schon, welche Käuferschicht das jetzt erreichen soll. Mich jedenfalls in keinster Weise.

Dann skippe ich lieber direkt zurück zu „Under the Graveyard“ in Dauerschleife, um mir den wirklich guten Eindruck von „Ordinary Man“ nicht gänzlich zerstören zu lassen.

Label: Sony Music

Release Date: 21.02.2020

Besetzung:

Ozzy Osbourne –  Vocals

Andrew Watt – Gitarre

Duff McKagan – Bass

Chad Smith – Drums

OZZY OSBOURNE – Ordinary Man Tracklist:

1. Straight to Hell (Video)
2. All my Life
3. Goodbye
4. Ordinary Man (Feat. Elton John)
5. Under the Graveyard (Video)
6. Eat me
7. Today is the Day
8. Scary little green Men
9. Holy for tonight
10. It´s a Raid (fet. Post Malone)
11. Take what you want (Feat. Post Malone & Travis Scott)

Homepage: http://www.ozzy.com

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