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ORTHODOX: Gran Poder [Re-Release]

Ein Kleinod für Dröhnfreunde in aller Welt.

Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, die dunklen Kutten umgehangen, die Verstärker voll aufgedreht, die Riffs mit Gewalt aus den Instrumenten herausgepresst, die Geschwindigkeit auf ein Minimum reduziert. Das klingt nach einem Fall für Southern Lord. Und in der Tat, die spanische Drone-Doom-Band spielt genau die richtige Musik für dieses Label. Okkultes, böses, chaotisches Gedröhne kommt aus den Boxen und schafft es trotz der Mönchskutten ORTHODOX in eine eigene Nische einsiedeln zu lassen.

Denn das hier sind keine SUNN o)))-Kopisten. Zumindest nicht direkt. Sie bedienen sich an allem, was ihnen im Bereich des Doom gefällt. Klar, dass viel Drone dabei ist, aber ich höre auch viel vom Geist von YOB, GOATSNAKE und sogar PENTAGRAM heraus. Das lässt ORTHODOX noch viel obskurer und seltsamer werden, als sie es eh schon sind. Klar ist übrigens nur, dass sich hinter dem spanischen Trio ehemalige Musiker von THE FORGE, TIERRA und DEGÜELLO verbergen, ansonsten tappen alle schön im Dunkeln. Passend zur Musik, denn die ist schwarz, beängstigend und bedrohlich. Was im knapp 30minütigen Opener Geryon´s Throne nur angedeutet wird, wird alleine in der ersten Hälfte von Arrodillate ante la madera y la pieda schon ins Unermessliche gesteigert: Chaos, Dröhnen, Schwärze. Stellt euch eine Zeremonie vor, zu der alle verkleidet erscheinen, und in der keiner den Anderen kennt und doch fühlt man eine tiefe Verbundenheit zueinander.

Ebenso gruselig, wie dieses Gefühl, ist das kurze Zwischenstück Oficio de tinieblas, das den Hörer kurz wieder Licht sehen lässt, auch wenn es ein sehr dunkles, dreckiges Licht ist. Aber zweifellos der schönste Moment der Scheibe, wenn nicht sogar der einzig Schöne. El lamento del cabrón beginnt wieder in Zeitlupe, steigert sich aber dann einem fast schon rockigen Song, der daraufhin aber wieder in die tiefen der Hölle abstürzt und Drone bietet, der schwarz ist wie der Tod. Produziert ist das Album dreckig, rau und erdig, wie es sich für diese Musik gehört, mit viel Verzerrern und Hall ausgestattet werden sich die zahlreichen Spannungsaufbauten bestens unterstrichen. Die Riffs sind simpel, nicht gerade neu, aber ungeheuer effektiv, ebenso wie das teilweise chaotisch-wilde Drumming. Der Gesang wird nur minimal eingesetzt, die Bandbreite reicht jedoch von bösem Gebrüll bis hin zu beschwörenden Vocals, die an Pete Stahl von GOATSNAKE erinnern.

Gran Poder erfährt eine Wiederveröffentlichung durch Southern Lord, damit Dröhnfreunde aus aller Welt an diesem Kleinod ihre Freude haben können. Als zusätzlichen, allerdings verzichtbaren Bonus gibt es noch das VENOM-Cover Genocide zu hören, das der Scheibe sogar ein wenig von dem Gesamteindruck nimmt. Davon abgesehen ist das schön schlicht aufgemachte Album absolut empfehlenswert. Hoffentlich zelebrieren ORTHODOX diese Musik auch demnächst auf Bühnen in unserer Nähe.

Veröffentlichungstermin: 29. Januar 2007

Spielzeit: 61:32 Min.
Label: Southern Lord Recordings

Homepage: http://www.orthodoxband.com

Tracklist:
1. Geryon´s Throne
2. Arrodillate ante la madera y la piedra
3. Oficio de tinieblas
4. El lamento del cabrón
5. Genocide

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